Eine Nacht und tausend Geheimnisse
frei genießen zu können? Und nun hatte sie sich in ihn verliebt. „Kommst du mit mir unter die Dusche?“
„Diesmal nicht. Geh du nur zuerst.“
Sie warf das Betttuch zurück, stand auf und reckte sich. Trent folgte jeder ihrer Bewegungen mit den Blicken, was sie wohl bemerkte. „Es ist Sonntag. Der Kongress ist vorbei, und ich habe den ganzen Tag Zeit für dich.“
„Sehr schön.“ Er lächelte geheimnisvoll. „Geh nur. Ich bestelle uns in der Zwischenzeit Frühstück.“
Paige duschte nur kurz und föhnte sich schnell das Haar. Während sie sich die Wimpern tuschte und die Lippen schminkte, zerbrach sie sich den Kopf, um was für eine Überraschung es sich wohl handeln könnte. Ganz sicher kein Verlobungsring. Denn Trent hatte immer sehr deutlich gemacht, dass er nicht die Absicht habe zu heiraten. Was sie allerdings nicht davon abhalten sollte, ihn von dieser Meinung abzubringen.
Er war im Wohnzimmer. Es duftete verführerisch nach Eiern und Schinken, und Paige merkte erst jetzt, wie hungrig sie war. Auf dem Tisch stand auch eine Kanne Kaffee, das war gut. Trent hatte ihr bereits eingegossen und hielt ihr den Becher entgegen.
„Danke.“ Sie setzte sich neben ihn. Daran könnte sie sich glatt gewöhnen. Die Nacht mit Trent zu verbringen, dann spät aufzustehen und mit ihm zu frühstücken. Auf dem Tisch stand eine Schale mit Ananasstücken, und gerade als Paige sich das erste Stückchen in den Mund schob, klingelte ihr Handy. Verdammt, wo hatte sie es noch hingelegt? Dahinten auf der Kommode, da lag es. Sie sprang auf und blickte auf das Display. The Lagoon. „Mist“, stöhnte sie. „Das Hotel. Das bedeutet Arbeit. Und das am Sonntag.“
„Nimm das Gespräch an.“
„Hier ist Paige.“
„Hallo, Paige. Hier ist Andy vom Empfang. Tut mir leid, aber du musst mal eben runterkommen. Wir haben ein Problem, das du dir ansehen musst.“
Oh, nein, ausgerechnet heute, wo sie doch jede Minute mit Trent verbringen wollte. „Was denn für ein Problem?“
„Das kann ich leider nicht genau sagen. Und am Telefon schon gar nicht.“
Wahrscheinlich gab es Schwierigkeiten mit einem Gast. Oder einem Kongressteilnehmer. Verzweifelt sah sie Trent an, aber er hatte ihr den Rücken zugekehrt. „Ich nehme mal an, dass das Problem direkt vor dir steht?“
„Ja.“
„Ist Janice nicht da? Sie hat doch heute Dienst.“
„Doch, aber sie sagt, das hier könntest nur du regeln.“
Paige stöhnte. Selbst hier genoss sie bereits den Ruf, jedes Problem lösen zu können. Vor allem wenn es um unzufriedene Gäste oder Angestellte ging. Diese Begabung kam ihr momentan allerdings eher wie ein Fluch vor.
„Ich komme gleich.“ Sie trat hinter Trent, der am Fenster stand, und legte ihm die Arme um die Hüfte. „Ich muss leider gehen. Sie brauchen mich unten. Kann deine Überraschung noch warten, bis ich wieder da bin?“
Langsam drehte er sich in ihren Armen um und sah sie mit einem Blick an, den sie nicht recht deuten konnte. „Vermutlich schon.“
„Gut, dann bis bald. Ich …“ Ich liebe dich . „Ich werde mich beeilen.“ Sie stürzte aus der Suite, bevor sie noch etwas sagen konnte, was sie später bereuen würde. Glücklicherweise war der Fahrstuhl da und brachte sie schnell in das Zwischenstockwerk. Von dort aus führte eine breite Treppe in die Empfangshalle. Sie lief schnell darauf zu. Auf keinen Fall durfte man einen aufgebrachten Gast auch noch warten lassen.
Aber was war das? Etwa fünfzehn Meter von ihr entfernt stand ein Mann, der sich jetzt nach ihr umsah. Das war doch … Trent? Fertig angezogen? Wie war das möglich? Als sie ihn vor wenigen Minuten verlassen hatte, war er noch im Bademantel gewesen. So schnell konnte selbst er sich nicht anziehen und dann die vielen Stufen hinunterlaufen. Neben ihm stand eine Frau, legte ihm jetzt einen Arm um die Schultern und küsste ihn innig. Und diese Frau war – schwanger!
Paige überlief es eiskalt. Trent hatte gesagt, er sei nicht verheiratet. Aber mit dem Ehering am Finger und der schwangeren Frau im Arm sah er sehr verheiratet aus. Langsam löste Paige sich aus ihrer Erstarrung und kam näher heran. Jetzt sah sie ihm genau ins Gesicht, und ihr stockte der Atem. Das war Trents Gesicht. Aber es war nicht Trent. Es war der Mann, dem sie letztes Jahr in die Suite gefolgt war und mit dem sie beinah geschlafen hätte.
10. KAPITEL
Trent Hightower hatte einen Zwillingsbruder . Das war doch nicht möglich. Die Unterschiede zwischen beiden waren minimal,
Weitere Kostenlose Bücher