Eine Nacht und tausend Geheimnisse
Flasche Riesling hatten sie noch Sex auf dem Teppich in ihrem Wohnzimmer und dann wieder im Bett gehabt. Irgendwie konnte er nicht genug von ihr kriegen.
War das sexuelle Besessenheit? Oder konnte er sich auch deshalb nur schwer zurückhalten, weil er bloß noch fünfzehn Stunden allein mit Paige hatte, bevor ihre Schwestern kamen? Nur noch eine Nacht, und dann war alles vorbei. Genau wie er es geplant hatte. Aber es war nicht genug, er sehnte sich nach mehr. Er wollte … Paige. Hatte er sich etwa in die ehemalige Geliebte seines Bruders verliebt? Entsetzlich. Völlig verwirrt stürzte er zur Minibar und goss sich einen doppelten Whiskey ein. Das tat gut, löste allerdings seine Probleme nicht. Er hatte geglaubt, besonders clever zu sein, aber er hatte alles nur verschlimmert. Er hatte Paige belogen. Und wenn er ihre Beziehung nicht schon nach einer Woche beenden wollte, dann musste er ihr die Wahrheit sagen, so riskant das auch war. Nicht nur für ihn, sondern auch für das Unternehmen. Denn wenn Luanne erfuhr, dass ihr Mann …
War es das wert? Ja, es war die Sache wert, denn es ging um Paige. Sein Leben war leer, denn er hatte all das ausgeschlossen, was ihm Freude machte. Er hatte gearbeitet und geschlafen und wieder gearbeitet. Wie ein Roboter, der nichts anderes kannte, als automatisch zu reagieren und das zu tun, worauf er programmiert war.
All das hatte Paige ihm klargemacht. Sie hatte ihm gezeigt, dass er etwas ändern konnte, dass es keinen Sinn hatte, den Vater zu beschuldigen, ihn in einen Job getrieben zu haben, den er eigentlich nicht ausüben wollte. Dass er sich aus dem Käfig befreien musste, in den er sich selbst gesperrt hatte. Sicher, die mögliche Veranlagung zur Sucht durfte er nicht aus den Augen verlieren, aber mit Paige an seiner Seite würde er ihr widerstehen können.
Doch erst einmal musste er sie für sich gewinnen, musste sie ihm verzeihen, dass er sie belogen hatte. Das Gute war, dass Paige verstehen würde, warum er ihr etwas vorgemacht hatte. Sie kam selbst aus einer großen Familie und würde Verständnis dafür haben, dass er dem Bruder zuliebe nichts gesagt hatte. Andererseits war Paige die ehrlichste Person, die ihm jemals begegnet war. Sie hatte keine Scheu gehabt, sich ihm zu öffnen, und hatte sich ihm in all ihrer Verletzlichkeit gezeigt.
Ihr die Wahrheit zu sagen war riskant. Aber dieses Risiko musste er eingehen. Wenn auch vielleicht nicht gleich. Er würde warten, bis ihre Schwestern wieder weg waren. Die vier Tage mit den Schwestern, die sie so innig liebte, wollte er ihr nicht verderben. Ursprünglich hatte er nicht beabsichtigt, ihr mit dem Besuch der Schwestern eine Freude zu machen, aber jetzt erkannte er, dass er ihr kein größeres Geschenk hatte machen können.
Vorläufig würde er nichts von seinen Absichten verlauten lassen. Am Montag würde er wegen der Vorstandssitzung zurück nach Knoxville fliegen. Aber danach würde er gleich zurückkommen, um die Schwestern kennenzulernen, bevor sie am Mittwochabend wieder nach Hause zurückflogen. Und dann musste er versuchen, Paiges Herz zu gewinnen.
Warme Lippen strichen ihr sanft über die Wirbelsäule. War das Traum oder Wirklichkeit? Nur widerstrebend tauchte Paige aus ihrer wunderschönen Fantasie auf. Sie lag mit Trent an einem tropischen Strand, die Palmen wiegten sich im Wind …
„Paige, wach auf.“
„Hmm …“
Irgendjemand oder irgendetwas kniff sie leicht in den Po, und sie fuhr hoch. Trent lag neben ihr im Bett seiner Hotelsuite und lächelte sie an. „Steh auf. Ich habe eine Überraschung für dich, und für die musst du angezogen sein.“
„Eine Überraschung?“ Sie strich sich das Haar zurück und blickte Trent gespannt an. „Was ist es denn?“
„Wenn ich es dir sage, ist es ja keine Überraschung mehr. Du wirst dich freuen, da bin ich sicher. Aber jetzt musst du erst einmal duschen.“
„Und ich muss mich tatsächlich anziehen? Wegen der Überraschung?“
„Ja.“
Sie sah, wie er lächelte, und ihr Herz schlug höher, so sehr liebte sie ihn. Zu gern hätte sie ihm ihre Liebe gestanden, aber noch war es dafür zu früh. Auf diese Eröffnung war er nicht vorbereitet. Allerdings, wenn er sie noch länger so ansah, dann könnte sie wirklich schwach werden.
Wie hatte es nur dazu kommen können? Hatte sie ihn nicht nur dafür strafen wollen, dass er sie so einfach vergessen hatte? Und ihn gleichzeitig benutzen wollen, um ihr Selbstbewusstsein aufzupolieren und künftig ihr Sexleben
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