Eine Nacht wie Samt und Seide
übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sie weiterschwätzen zu lassen.
Um sie herum war Lady Trentons Ballsaal mit fröhlichen, geistreichen und gut betuchten Gästen gefüllt, darunter auch eine größere Anzahl hoffnungsvoller junger Damen und Herren. Die nächsten paar Wochen waren die letzten des Jahres, in denen sich die Gesellschaft in London versammelte; sobald das Parlament nach November keine Sitzungen mehr hatte, würden die tonangebenden Familien sich auf ihre Landsitze zurückziehen, und die Heiratsanbahnung war dann nur noch auf die kleineren, erleseneren Hausgesellschaften beschränkt, die bis März stattfanden, wenn alle wieder in die Stadt zurückkehrten.
Für alle, die daran interessiert waren, eine Ehe einzugehen, entschieden die nächsten Wochen darüber, ob sie ihr Ziel in den Wintermonaten weiterverfolgen konnten oder sich bis zum nächsten März würden gedulden müssen.
Als sie den Vorschlag geäußert hatte, nach London zu fahren, hatte Pris nicht geahnt, wie hektisch die Suche nach passenden Ehekandidaten im Gange wäre, und noch viel weniger, wie hoch sie auf der Liste der begehrten jungen Damen rangieren würde. Jetzt aber wusste sie es und war im Stillen entsetzt, aber außer zu lächeln konnte sie nichts tun. Als ob die Herren, die sich um sie scharten, eine Chance hätten, ihre Hand zu erringen.
Natürlich war diese Chance in etwa so hoch wie die, ihre beständig abschweifende Aufmerksamkeit zu gewinnen. Der Mann, dem es gelang, ihre Einwilligung zur Ehe zu erhalten, musste erst ihr Herz gewinnen - das war ein Schwur, den sie schon vor Jahren geschworen hatte, als sie in den Wochen nach ihrem Debüt erkannt hatte, wie es in Wahrheit um viele Ehen in ihren Kreisen bestellt war. Eine lauwarme Verbindung, basierend auf Zuneigung und Vertrauen, war noch das Beste, was man erwarten durfte - aber das wäre ihr niemals genug; schlimmer noch, eine solche Ehe wäre unter Umständen sogar gefährlich und würde innerhalb kürzester Zeit Schwierigkeiten heraufbeschwören. Ihre Gefühle und ihr Temperament waren zu heftig; sie würde nie in einer leidenschaftslosen Existenz inneren Frieden finden.
Das wenigstens hatte sie gedacht, bevor sie Dillon Caxton begegnete und ihr Herz an ihn verloren hatte.
Die Herren, die sie mit ihren Aufmerksamkeiten verfolgten, konnten nichts von ihr gewinnen, was sie nicht länger besaß. Sie rang sich ein Lächeln als Antwort auf Lord Camberleighs Geschichte ab und versuchte, nicht an die gähnende Leere in sich zu denken.
Es war ihre dritte Nacht in der Stadt. Flick hatte sich Pris’ Vater gegenüber durchgesetzt, ihre Gastfreundschaft anzunehmen und in ihrem Haus in der mondänen Half-Moon-Street zu wohnen. Sobald sie dort angekommen waren, hatte Flick sie unter ihre Fittiche genommen und sie mit der weitläufigen Familie bekannt gemacht, den anderen Cynster-Damen, sowohl denen aus Flicks Generation als auch der davor. Eine eindrucksvollere Ansammlung von Damen hatte Pris nie zuvor zu Gesicht bekommen; doch ein wenig zu ihrer Überraschung waren sie, Eugenia und Adelaide herzlich aufgenommen worden, und man hatte sich daran gemacht, ihnen in der Gesellschaft beizustehen.
Sie hatte sich mit dem Strom treiben lassen, es zugelassen, dass man sie dieser Dame und jener Grande Dame vorstellte und Eugenia eine Einladung nach der anderen annahm, auf der sie jeden Abend zu dritt erschienen. Sie hatte gehofft, die Aktivitäten würden dabei helfen, den kalten, dumpfen Schmerz zu lindern, der dort lag, wo sonst ihr Herz war. Sie hatte gehofft, die Londoner Gentlemen würden sie ablenken - aber vergebens.
Sie waren alle so schwächlich. Blass und unbedeutend. Es fehlte ihnen an der Kraft, ihre Sinne zu beeindrucken, die sich an das dunkel Dramatische gewöhnt hatten, an das Entschiedene, das Gefährliche und Wilde.
Dennoch bereute sie es nicht, Dillons Antrag abgelehnt zu haben. Konnte es nicht bereuen, einen Antrag abgelehnt zu haben, der nicht von Herzen kam. Ihr eigenes Herz mochte bereit und willens gewesen sein, seines anzunehmen, doch das hatte er ihr nicht angeboten, nur seine Hand und seinen Namen.
Aus der ganzen Zeit in Newmarket reute sie nur eines zutiefst, dass sie den Irrtum unkorrigiert gelassen hatte, sie habe sich ihm geschenkt, damit er sie das Register sehen ließe.
Außer ihrem Namen war das die andere Lüge, die sie nicht richtiggestellt hatte. Es war keine große Lüge, aber wie die Dinge zwischen ihnen standen, war es eine, die
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