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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sie nie ausräumen könnte.
    Wenn sie gestand, sie habe ihn verführt, weil sie ihn gewollt hatte, und es wiederholt, weil sie sich nach seiner Nähe sehnte, der Verbindung mit ihm, hätte er die Wahrheit erkannt, dass sie von Anfang an in ihn verliebt gewesen war, und würde sich folglich noch stärker verpflichtet fühlen, sie zu heiraten.
    Das wollte sie nicht, daher hatte sie die Lüge stehen lassen.
    Sie hatte sich selbst eingeredet, dass es nichts ausmachte, dass sie im Großen und Ganzen alles erreicht hätte, was sie sich in Irland vorgenommen hatte. Russ war frei und in Sicherheit, die Welt des Pferderennens lag ihm zu Füßen, und ihr Vater und er hatten sich versöhnt. Ihre Familie war wieder heil.
    Sie sollte dankbar sein; es müsste ihr leicht ums Herz sein.
    Doch die gähnende Leere in ihr wurde kälter, schmerzte stärker.
    Das Kratzen einer Violine drang in ihre Gedanken, riss sie in die Gegenwart zurück. Sie konzentrierte sich wieder auf Mr Bartons Ausführungen, der ihr langatmig und weitschweifig das jüngste Theaterstück am Theatre Royal beschrieb. Die drei Herren warfen sich Blicke zu. Sie holte Luft, zwang ihren Verstand zu funktionieren, um sich einen Vorwand einfallen zu lassen, unter dem sie der Aufforderung zum Walzer entkommen könnte. »Wie lautet die Meinung Ihrer Schwester zu dem Stück, Sir?«
    Mr Barton hielt große Stücke auf die Ansichten seiner Schwester; er setzte gerade mit stolzgeschwellter Brust zu einer Erwiderung an, als etwas hinter ihr seine Aufmerksamkeit fesselte.
    Er blinzelte und starrte dann mit offenem Mund.
    Pris blickte zu den beiden anderen Herren; sie waren der Richtung von Bartons gebanntem Blick gefolgt und schauten nun offensichtlich sprachlos ebenfalls dorthin.
    Es wäre grob unhöflich und zu verräterisch, sich nun umzudrehen und selbst zu schauen, doch es schien, als ob was oder wer auch immer die Bestürzung der Herren ausgelöst hatte, langsam näher kam.
    Dann spürte sie es - ein leichtes Sträuben ihrer Sinne, wie eine Hand, die dicht über ihrer Haut durch die Luft fuhr.
    Fühlte die Berührung, die sengende Liebkosung seines Blickes in ihrem Nacken, der durch ihr hochgestecktes Haar entblößt war.
    Sie schnappte nach Luft, wirbelte herum.
    Ihr Herz machte einen Satz. Ihre verräterischen Sinne gerieten ins Taumeln, fast wäre sie in Ohnmacht gefallen.
    Er war hier. Genau hinter ihr, lebensgroß. Dunkler und besser aussehend als in ihrer Erinnerung.
    Ein Schritt und schon wäre sie in seinen Armen.
    Der innere Kampf, diesen Schritt nicht zu machen, hätte sie beinahe in die Knie gezwungen; sie wankte.
    Er nahm ihre Hand - sie hatte nicht gewusst, dass sie sie ihm hingehalten hatte - und verneigte sich, eine knappe Geste, die klar und unmissverständlich aus der Vertrautheit geboren war, mehr als die einer bloßen Bekanntschaft.
    Seine Augen waren suchend über ihr Gesicht geglitten, jetzt sah er in ihre. Sie konnte in seinen nicht lesen, so dunkel und unergründlich waren sie, konnte nichts an seiner starren undurchdringlichen Miene erkennen.
    Das Gefühl seiner Finger, die sich warm und stark um ihre schlossen, schlug sie mühelos in seinen Bann.
    »Was tust du hier?« Das war die einzige Frage, die zählte; die einzige Frage, auf die sie eine Antwort brauchte.
    Eine dunkle Braue wölbte sich. Er erwiderte ihren Blick. »Kannst du das nicht erraten?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein.«
    Die Violinen unterbrachen sie mit dem Vorspiel für einen Walzer. Er schaute auf - über ihren Kopf zu den drei Gentlemen, die sie völlig vergessen hatte. Sich wieder auf ihre Manieren besinnend, stellte sie sich anders hin, sodass sie ihnen nicht länger den Rücken kehrte, und hörte Dillon gerade noch sagen: »Wenn Sie uns entschuldigen, meine Herren?«
    Das war keine echte Frage. Camberleigh, Barton und Halliwell blinzelten erstaunt.
    Auch Pris blinzelte angesichts dieser unerschütterlichen Selbstsicherheit, der Anmaßung allein in seinem Tonfall. Gereizt drehte sie sich zu ihm um und entdeckte, dass er nunmehr an ihrer Seite stand. Unbeeindruckt zog er ihre Hand durch seinen Arm und legte sie sich auf den Ärmel.
    Ehe sie es sich versah, entführte er sie auf die Tanzfläche.
    Sie versuchte, seinen Blick aufzufangen, aber er schaute stur geradeaus und steuerte sie durch die Menge. Sie sträubte sich, wollte ihn zwingen anzuhalten, aber er änderte nur seinen Griff und machte einen Schritt nach hinten, sodass er nun halb hinter ihr stand und sie so mit seinem

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