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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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wirklich.
    Das war ein so seltsames Ereignis, einen Mann zu treffen, der vor demselben Problem stand wie sie, demselben, das auch Russ in den Wahnsinn trieb. Während sie durch die Dunkelheit gingen, fragte sie: »Warum tun sie es eigentlich? Ich habe das nie verstanden.«
    Er antwortete nicht sofort, als aber die Stallgebäude vor ihnen auftauchten, sagte er leise: »Weil sie uns nicht klar sehen. Sie sehen nur den äußeren Glanz, nicht die Person dahinter.« Sie blieben am Rand des kiesbestreuten Hofes vor dem Stall stehen. Im Mondschein fing er ihren Blick auf. »Sie sehen nicht, wer wir sind, nicht, was wir wirklich sind, und da wir nun einmal nicht so unmenschlich vollkommen sind, wie wir erscheinen, ist das ein echtes Problem.«
    Ein Stallbursche kam heraus; Dillon drehte sich zu ihm um. »Warten Sie hier. Ich hole meine Kutsche.«
    Innerhalb weniger Minuten half er ihr in eine elegante Equipage, die von einem Paar Rappen gezogen wurde, das ihr den Atem raubte.
    Oh, Russ, wenn du die nur sehen könntest.
    Er kam zu ihr auf den Bock und schaute sie an. Nachdem er neben ihr Platz genommen hatte, ergriff er die Zügel. »Sie schätzen Pferde.«
    Das war keine Frage. »Ja. Ich habe einen Bruder, der pferdeverrückt ist. Er lebt und atmet dafür, ja er träumt sogar von Pferden.«
    »Verstehe.« In seinem Tonfall schwang ein Lächeln und Verständnis mit. »Sie haben Flick - Felicity Cynster - ja bereits kennen gelernt, meine Cousine. Sie war von Kindesbeinen an eine Pferdenärrin, und ihr Ehemann Demon, den ich beinahe ebenso lange kenne, ist fast noch schlimmer.« Sie ratterten über die Auffahrt. »Ich glaube, ihn haben Sie noch nicht getroffen.«
    »Nein.« Sie klammerte sich an den Rahmen des Zweispänners, als er schwungvoll auf die Straße einbog. »Es ist eine Form von Besessenheit, denke ich.«
    »Da widerspreche ich nicht.«
    Das stete Rattern der Räder und das Klappern der Hufe gingen in einen gleichmäßigen Rhythmus über. Die Nacht um sie herum war still und ruhig, die Brise eine leise Liebkosung.
    »Verraten Sie mir, vor wem Sie heute Nacht auf der Flucht sind?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Weil ich nicht kann. Weil ich es nicht wagen darf. Weil mir nicht ansteht, andere in Russ’ Geheimnis einzuweihen. Sie rutschte auf dem Sitz zur Seite, war sich seiner Nähe so dicht neben ihr überdeutlich bewusst, seiner warmen Präsenz. Seine Eleganz lenkte davon ab, wie groß er in Wahrheit war. Er war größer, breitschultriger und wesentlich schwerer als sie, viel stärker und kraftvoller.
    Neben ihm auf dem Kutschbock zu sitzen führte ihr das nur deutlicher vor Augen.
    Sie konnte einfach nicht verstehen, weshalb sie sich dabei sicher fühlte, obwohl sie genau wusste, dass er die größte Bedrohung für ihren Seelenfrieden darstellte, der sie je gegenübergestanden hatte.
    »Der Mann, der versucht hat, in den Jockey-Club einzubrechen.« Sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen. »Haben Sie ihn inzwischen gefunden?«
    Sie musste sich auf ein Ziel konzentrieren und durfte nicht zulassen, dass er sie ablenkte, sie dazu verleitete, ihm ihr Vertrauen zu schenken, wenn es zu gefährlich war.
    Dillon blickte sie flüchtig an, dann wieder auf seine Pferde. »Nein.« Er überlegte, entschied sich, mehr zu sagen. »Er ist Ire. Genau wie Sie.«
    »Wirklich?«
    Sie machte sich nicht die Mühe, so zu tun, als habe sie das nicht gewusst. Er sah wieder zu ihr. Sie fing seinen Blick auf, riss die Augen weit auf. »Es kann doch nicht so schwierig sein, einen Iren in Newmarket zu finden.«
    Trotz ihres Versuches, spöttisch zu klingen, wusste er, dass es ihr ernst war.
    Mit ironisch verzogenen Lippen schaute er wieder auf die Straße. »Wie Sie zweifellos selbst schon gemerkt haben, Priscilla, ist es kein bisschen schwierig, einen Iren in Newmarket zu finden. Aber einen bestimmten Iren? Berücksichtigt man, wie viele irische Jockeys, Stallburschen und Pferdeknechte hier arbeiten, ganz zu schweigen von denen, die zum Rennen hergekommen sind, gleicht der Versuch, einen besonderen Iren zu finden, der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
    Sie antwortete nicht. Er warf ihr einen Blick zu und fand ihre Miene ernst, fast grüblerisch.
    »Wer ist er?« Die Frage war ihm entschlüpft, ehe er nachdenken konnte. Sie sah ihn an; er fügte hinzu: »Vielleicht kann ich helfen.«
    Sie erwiderte seinen Blick einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf und schaute weg. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Er zügelte seine Rappen, um auf

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