Eine Nacht wie Samt und Seide
»Nur an meinem Vergnügen interessiert, eingebildet und selbstsüchtig, und natürlich unreif. Ich hatte alles - einen guten Namen, Geld, jede Bequemlichkeit. Aber ich wollte mehr. Nein, ich verlangte danach. Ich brauchte Aufregung und Spannung. Mein Vater hat versucht -wie Väter es tun -, mich zu zügeln, aber in jenen Tagen hat keiner von uns beiden verstanden, was den anderen umtreibt.« Er schwieg einen Moment, dann erklärte er unverblümt: »Ich ließ mich in Wetten bei Hahnenkämpfen verstricken, verschuldete mich hoch, was dann dazu führte, dass ich - der einzige Sohn des reichen und angesehenen Hüters des Zuchtbuchs des Jockey-Clubs - erpressbar wurde.«
Wieder machte er eine Pause, schaute auf den See, ohne etwas zu sehen, dann fuhr er mit ausgeglichener Stimme fort, aber es schwang etwas Düsteres mit. »Sie wollten, dass ich die Jockeys bei bestimmten Rennen dazu bringe, ihre Tiere zurückzuhalten - ein damals üblicher Rennbetrug. Ich war einfach feige genug, mir einzureden, dass ihren Forderungen nachzukommen das Einzige war, was mir übrig blieb.«
Dieses Mal dauerte die Pause länger, die Gefühle gingen tiefer. Pris fiel nichts Passendes ein, was sie darauf erwidern konnte, daher wartete sie ab.
Schließlich rührte er sich und sah sie kurz an. »Flick hat zu mir gehalten. Sie hat Demon dazu gebracht, mir zu helfen, und zusammen haben sie mich aus dem Sumpf gezogen. Sie haben den Betrug aufgedeckt, den Mann dahinter entlarvt und mir so die Gelegenheit gegeben, erwachsen zu werden.«
»Was ist aus dem Hang zu Feigheit geworden?« Als er sie anschaute, erklärte sie: »Sie hätten es nicht erwähnt, wenn Sie nicht davon überzeugt wären, es überwunden zu haben.«
Seine Zähne blitzten bei dem kurzen, anerkennenden Lächeln auf, ehe er wieder auf den See schaute. »Der Feigling in mir ist in dem Moment gestorben, als der Schurke hinter dem schmählichen Plan eine Pistole auf Flick richtete.« Sein Blick glitt über das stille Wasser. Eine Weile verging, ehe er weitersprach. »Es war seltsam - ein Augenblick, in dem sich mein Leben grundlegend gewendet hat, als ich plötzlich erkannte, was wichtig war und was nicht. Dass jemand, den ich liebte, leiden sollte, weil ich etwas absolut Dummes getan hatte ... das konnte ich ohne jede Frage einfach nicht hinnehmen.«
»Was ist geschehen? Ist sie angeschossen worden?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
Mehr sagte er nicht. Sie runzelte die Stirn, dachte nach, dann schwante es ihr. »Sie wurden stattdessen getroffen.«
Ohne sie anzusehen zuckte er die Achseln. »Nur logisch unter den Umständen. Ich hab’s überlebt.«
Eine Strafe, ein Preis, den er nicht diskutieren wollte. Sie hatte jetzt eine genaue Vorstellung davon, warum er ihr gesagt hatte, was er getan hatte, in welche Richtung er ihre Unterhaltung steuerte - eine Richtung, in die sie keinesfalls wollte. »Ungestüm und waghalsig.«
Sie wartete, bis er ihr in die Augen sah. »Ungestüm und waghalsig zu sein ist Teil Ihres Wesens.« Sie wusste das so sicher, wie sie sich selbst kannte. »Diese Wesenzüge kann man nicht einfach ablegen - also, was ist jetzt damit? Was tun Sie, um das Verlangen nach Aufregung und Spannung zu befriedigen?«
Sie war neugierig; sein Blick wanderte über ihr Gesicht, und sie vermutete, er verstand sie. Er erkannte, dass es eine Frage war, auf die sie selbst noch eine Antwort finden musste.
Das Lächeln, das um seine Lippen spielte, verriet ein gewisses Mitgefühl. »Damals fürchtete ich, dass ich spielsüchtig geworden war, aber zu meiner Erleichterung habe ich festgestellt, dass dem nicht so war. Ich bin«, er neigte spöttisch lächelnd den Kopf, »süchtig nach Aufregung, nach dem Hochgefühl, das Erfolg mit sich bringt.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Glücklicherweise kümmert es meine Sucht nicht, auf welchem Gebiet ich Erfolg habe - nur das Erreichen des Ziels zählt.«
»Und worin hatten Sie Erfolg?« Mit großen Augen fragte sie: »Ich denke, das Hüten des Abstammungsregisters für den Jockey-Club wird es nicht sein, oder?«
Dillon grinste. »Nein, selbst an guten Tagen nicht. Meine Stellung dort ist eher ein lang zurückreichendes Interesse, beinahe ererbt. Nein, durch Demon und den Rest seiner Familie, den Cynsters, habe ich begonnen, mich mit Investitionen zu beschäftigen. «
»Nicht in Rentenpapiere, vermute ich?«
Ihr trockener Kommentar entlockte ihm ein Lächeln. »Nachdem ich von dem Besten auf dem Gebiet gelernt habe, liegt
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