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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Ballsaal gekommen, dem Sie nicht begegnen wollten?«
    »Niemand.«
    »Priscilla, gestatten Sie mir, Sie davon zu unterrichten, dass Sie eine schrecklich schlechte Lügnerin sind.«
    Sie biss sich auf die Lippe, sagte sich, er versuche sie absichtlich in die Irre zu führen. »Wen ich zu treffen beabsichtige oder nicht, geht Sie nichts an.«
    »In diesem besonderen Falle, fürchte ich, schon.«
    Sie waren bei den Bäumen angekommen. Sie hatte keine Angst vor ihm, nicht in dem Sinne, dass er ihr etwas antun würde, aber sie - und ihre Nerven - waren der Belastung nicht gewachsen, mit ihm auf den Fersen oder gar an ihrer Seite durch einen dunklen Wald zu spazieren. Das Schicksal herauszufordern war eines - das hier dagegen wäre Wahnsinn.
    Sie blieb hocherhobenen Hauptes stehen, drehte sich um und versuchte, ihn kraft ihres Blickes davon abzubringen. Was sich als schwierig erwies, da sie zu ihm aufsehen musste, um in seine Augen zu schauen. »Gute Nacht, Dillon.«
    Er blickte eine Weile stumm auf sie herab - lang genug, dass sie sich zusammennehmen musste -, dann sah er auf die Bäume hinter ihr. »Sie wissen, dass es mehr als eine Meile nach Carisbrook House ist, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie hob das Kinn höher. »Ich reite vielleicht lieber, aber ich bin auch auf Schusters Rappen nicht ungeübt.«
    Seine Lippen zuckten. Sie bekam den Eindruck, dass er etwas sagen wollte, es sich dann aber anders überlegte. Stattdessen erklärte er: »Mehr als eine Meile über Stock und Stein. Durch die Felder.« Er ließ seinen Blick an ihrem Kleid hinab bis zum Saum wandern. »Sie werden Ihr neues Kleid ruinieren und Ihre Seidenschuhe dazu.«
    Im Geiste verfluchte sie die Umstände.
    »Ich bin in meinem Zweispänner hergefahren. Kommen Sie, gehen wir zu den Stallungen, dann lasse ich meine Pferde anspannen und bringe Sie nach Hause.«
    Er sprach das Angebot gelassen aus, als wäre es schlicht ritterlich, das zu tun. Sie starrte in sein Gesicht, konnte aber nichts aus seinen Zügen lesen, weil es zu wenig Licht gab. Im Dunkeln allein über die Felder zu laufen oder neben ihm die paar Minuten in der Kutsche zu sitzen, die es dauerte, eine bloße Meile zurückzulegen - was war gefährlicher?
    Ohne die Augen von seinem Gesicht zu nehmen, versuchte sie ihm mit Gedankenkraft das Versprechen zu entlocken, nicht zu beißen. Als er einfach regungslos wartete, verkniff sie sich ein Seufzen und neigte zustimmend den Kopf. »Danke.«
    Er zeigte seine Freude nicht, sondern deutete mit einer eleganten Handbewegung zu einem Pfad unter den Bäumen, der am Waldrand entlanglief. »Zu den Ställen kommen wir über diesen Weg.«
    Sie schlug ihn ein, und er folgte ihr, passte seine langen Schritte ihren kürzeren an. Er hatte keinen Versuch unternommen, ihren Arm zu nehmen, wofür sie dankbar war. Sie musste die ganze Zeit an ihr letztes Zusammentreffen und die Art und Weise, wie sie auseinandergegangen waren, denken. Die Erinnerungen daran vermischten sich mit denen an den früheren Zwischenfall, als er versucht hatte, sie mit Leidenschaft zu blenden. So war es kaum eine Überraschung, dass Verunsicherung sich in ihr breit machte.
    Sie spürte es, als er sie ansah.
    »Genießen Sie Ihren Aufenthalt hier?«
    Die Worte klangen beiläufig; es hätte sein können, dass er einfach nur höfliche Konversation machen wollte, aber sie spürte, dass dem nicht so war.
    »Mir gefällt die Stadt sehr gut. Es ist ein interessanter Ort.«
    »Und ihre Bewohner? Sie scheinen ein paar Eroberungen gemacht zu haben.«
    Etwas hinter seinen unverbindlichen Worten, in seinem Ton, ein Anflug von Missbilligung, traf einen Nerv bei ihr. Sie rümpfte die Nase. »Sie lassen sich ja auch sehr leicht erobern.«
    Ihr fiel selbst auf, wie verächtlich das klang, und seufzte im Geiste. »Ich entschuldige mich, das war nicht fair. Vermutlich sind sie alle ganz nett, aber ...« Sie zuckte die Achseln und schaute nach vorne.
    »Aber es wäre Ihnen lieber, sie würden Ihnen nicht so zu Füßen liegen.« Zynisches Mitgefühl schwang in der Bemerkung mit. »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich verstehe das bestens.«
    Sie schaute ihn an, aber sie gingen im Schatten; sie konnte in seiner Miene nichts erkennen. Doch sie hatte ihn im Ballsaal gesehen, wie er vor den Aufdringlichkeiten einer kleinen Armee junger Damen auf der Flucht gewesen war. Später war er verschwunden, und sie hatte einen Anflug von Neid verspürt, dass sie es ihm nicht einfach nachtun konnte.
    Er verstand sie

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