Eine Nacht wie Samt und Seide
Zukunft.
Seine und ihre.
Soweit es ihn betraf, waren die beiden eins, nichts konnte daran etwas ändern. Unseligerweise hegte er ernste Zweifel daran, dass sie das ebenso sah.
Im Augenblick noch.
Also, wie sollte er weitermachen?
Pris spürte seine Finger in ihrem Haar, spürte das zärtliche, geistesabwesende Spiel. Sie konnte das warme Gefühl, das sie einhüllte, die Sicherheit und den inneren Frieden nicht einordnen.
Aber egal, was genau es war, es war jedenfalls ein berauschender Trank, eine beseligende Kostprobe des Himmels. Sie war wie ausgetrocknet und trank gierig davon, spürte es in ihre Seele sinken.
Nach und nach drang die Wirklichkeit zu ihr durch; ihr Verstand erwachte und begann zu arbeiten, erinnerte sie mahnend daran, dass sie nackt in seinen Armen lag, dass er noch mit ihr verbunden war. Er war nicht mehr so groß und hart, aber unzweifelhaft noch in ihr.
Sie erwartete, dass sie rot wurde, ihre Wangen heiß wurden, aber nichts geschah.
Einen Moment war sie verwirrt, dann aber nahm sie es hin; sie konnte nicht so tun, als ob sie nicht jeden Augenblick genossen hätte, sogar den des jähen, scharfen Schmerzes, überlagert von dem Gefühl, ihn in sich zu haben.
Jeder Sinn, über den sie verfügte, jeder Nerv glühte noch von den Nachwirkungen.
Sie hatte sich Aufregung und Nervenkitzel gewünscht, das hatte er ihr gegeben - und mehr.
Er hatte jeden ihrer verbotenen Träume erfüllt, auch wenn er es nicht wusste.
Ihre Lippen zuckten. Sie wollte den Kopf heben, doch seine Hand hinderte sie daran.
»Ich zeige dir das Register.«
Sie benötigte einen Moment oder zwei, ehe ihr einfiel, wovon er sprach.
Eine Tatsache, die viel über den zerrütteten Zustand ihres Gehirns verriet und die Trägheit, mit der es arbeitete. Rasch sammelte sie sich, versuchte zu antworten, stellte aber fest, dass sie sich erst noch räuspern musste. »Dann komme ich morgen Vormittag in den Club.«
»Nein.« Er seufzte; seine Hand glitt aus ihrem Haar. »Das wird nicht gehen. Ich zeige das Register sonst niemandem, und diese Woche sind alle Bände in den Zimmern der Schreiber. Wenn ich eines hole, um es dir zu zeigen, so würde das viel Gerede nach sich ziehen, auch wenn dich niemand dabei sieht, wie du es dir anschaust.«
Sie hob den Kopf und schaute ihm ins Gesicht. »Das kann keiner von uns beiden gebrauchen.«
»Nein.« Er erwiderte ihren Blick. »Morgen Abend findet bei Lady Helmsley eine Gesellschaft statt - wir werden beide dort sein. Helmsley Hall liegt nicht weit vom Club entfernt. Wir können uns davonstehlen, du kannst dir das Register ansehen, dann kehren wir zur Gesellschaft zurück. Es gibt sicher ein großes Gedränge, sodass niemand etwas von unserer Abwesenheit merken wird.«
Sie blickte ihm in die dunklen Augen. »Was ist mit den Wachen, die du um den Club aufgestellt hast?«
»Sie werden sich nicht wundern, mich zu sehen. Ich kann hineingehen und dich dann durch eine Seitentür einlassen. Sie werden dich nicht sehen.«
Sie betrachtete sein Gesicht, war sich der Nähe seines harten Körpers überdeutlich bewusst, der Intimität, die sie geteilt hatten - noch teilten. Sie benetzte ihre Lippen. »Nun gut. Morgen Abend.«
Ohne es verhindern zu können, fiel ihr Blick auf seine Lippen. Ein Moment verstrich, dann schaute sie in seine Augen, las darin, spürte, dass er auf etwas wartete, und erkannte, dass seine Gedanken demselben Weg folgten wie ihre, dass sie beide dasselbe wollten.
Sie hatte bereits alle Vorsicht in den Wind geschlagen; sie hatte nichts mehr zu verlieren.
Nachdem sie einmal mit ihm von dem Kelch der Leidenschaft gekostet hatte, wusste sie genau, was sie gewinnen konnte.
Sie wusste ohne Frage, ohne dass er es aussprach, dass die Wahl bei ihr lag.
Sie richtete sich halb auf, stützte sich auf seine Brust und zog seinen Kopf zu sich, seine Lippen auf ihre.
Und wieder lockte sie den wilden, zügellosen Mann in ihm, den Nervenkitzel und die Aufregung mit ihr zu teilen.
9
Anders als beim ersten Mal hatte Dillon die Führung übernommen.
Am folgenden Abend stand Pris am Rande von Lady Helmsleys Empfangssalon, umgeben von einer Schar Bewunderer, und versuchte ihre Gedanken davon abzuhalten, sich mit den weiteren Ereignissen der vergangenen Nacht zu befassen.
Ein vergebliches Unterfangen, zusätzlich erschwert durch den Umstand, dass ihre Verehrer im Vergleich so armselig abschnitten. Vier Gentlemen standen zusammen mit Miss Cartwright und Miss Siddons bei ihr und tauschten
Weitere Kostenlose Bücher