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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ab. Chavasse war unter dem Tisch in Deckung gegangen. Einen Augenblick lang war alles still. Dann wurde die Tür zugeschlagen und verriegelt.
    Er kam auf die Beine. Jones war schon auf dem Weg zur Treppe. Chavasse erwischte ihn gerade noch rechtzeitig und hielt ihn fest. Von draußen wurde noch zweimal durch die Tür geschossen. »Warte, Mann – warte! Damit hat er doch nur gerechnet.«
    Sie preßten sich zu beiden Seiten der Treppe dicht an die Wand. Jones sagte leise: »Sie verstehen Ihr Geschäft, das muß man Ihnen lassen.«
    Chavasse grinste. »Für einen Rechtsanwalt sind Sie auch nicht schlecht.«
    Der Neger wunderte sich überhaupt nicht. »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Darcy Morgan Preston, 29 Jahre, Beruf Rechtsanwalt; praktiziert in Jamaika seit August 1967. Verheiratet, zwei Kinder. Sie wollen herausfinden, was mit Ihrem Bruder Harvey passiert ist.«
    »Und Sie wissen das?«
    »Unsere Freunde haben ihn in eine siebzig Pfund schwere Ankerkette gewickelt und über Bord gehen lassen.«
    Darcy Preston wandte sich ab und senkte den Kopf. Im selben Augenblick wurde der Außenbordmotor gestartet.
    »Los«, sagte Chavasse und lief die Treppe hoch.
    Er schoß viermal; das Holz um das Schloß zersplitterte. Er trat die Tür ein. Sie gab nach, und er lief geduckt übers Deck. Es war schon zu spät. Das Tuckern des Außenbordmotors wurde leiser. Nebel und schwarze Dunkelheit hatten das Schlauchboot verschluckt.
     
     
     

8
     
    »Nette Menschen«, sagte Darcy Preston leise. »Was fangen wir jetzt an?«
    Plötzlich zischte es laut, als ob Gas ausströmte, und eine Wolke von Qualm hatte sich über der Luke zum Maschinenraum gebildet. Das Heck hatte sich schon ein ganzes Stück gesenkt, und die Leopard wälzte sich träge zur Seite.
    Da rief jemand von der Tür zur Kajütentrappe. Als sich Chavasse umdrehte, sah er den alten Hamid an Deck stehen. In dem diffusen gelben Licht von der Lampe an der Mastspitze sah er aus, als ob er hundert Jahre alt wäre.
    Anscheinend hatte er überhaupt keine Angst.
    »Sie sind weg, Mr. Chavasse? Sie haben uns allein gelassen, und wir sollen ertrinken?«
    »Nicht, solange ich noch was dagegen tun kann«, sagte Chavasse.
    »Wie geht es Mrs. Campbell.«
    »Leider nicht sehr gut.«
    Chavasse wandte sich an Preston. »Holen Sie sie an Deck und sehen Sie nach, ob Sie nicht irgendwo etwas Alkohol auftreiben können. Jacaud mochte seinen Rum gern; ein paar Flaschen müssen bestimmt noch hier sein. Flößen Sie ihr so viel ein, wie sie trinken kann. Sie muß sich betäuben. Ich will sehen, was ich sonst noch auftreiben kann. Und beeilen Sie sich! Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    In einem Spind in der Kajüte fand er drei Schwimmwesten. Eine gab er Hamid. Der alte Mann wollte seinen Mantel aufknöpfen, aber Chavasse schüttelte den Kopf.
    »Behalten Sie alles an. Es wird kalt werden.«
    Der alte Mann zog sich die Gurte über die Ärmel, und Chavasse suchte weiter das Deck ab. Der einzige bewegliche Gegenstand, der das Gewicht eines Menschen im Wasser tragen konnte, war die Lukentür am Heck. Er bekam sie los und schob sie an die Reling. Preston hatte Mrs. Campbell an Deck gebracht.
    Sie sah aus wie ihr eigener Geist mit ihren dunklen und angsterfüllten Augen; vor Schreck und Angst war sie ganz in sich zusammengesunken. Ihr Atem roch nach Rum. Preston hielt eine Flasche in der Hand; zwei weitere hatte er noch unter den Arm geklemmt.
    Eine Flasche gab er Chavasse. »Stecken Sie die in die Tasche. Kann vielleicht nützlich sein.«
    Chavasse gab ihm die beiden Schwimmwesten. »Mehr haben wir nicht.«
    »Und was machen Sie?«
    »Da ist noch ein alter Korkgürtel, der reicht mir. Jetzt müssen wir uns beeilen. Wir haben nur noch ein paar Minuten.«
    Plötzlich war alles sehr still; der Regen fiel gleichmäßig, und sie standen zu viert nebeneinander an der Reling; sie waren fertig. Vom Heck der Barkasse war schon nichts mehr zu sehen; das schmutziggrüne Wasser breitete sich langsam übers Deck aus. Chavasse sah auf die Uhr. »In einer Stunde wird es hell. Die Küste liegt fünf bis sechs Meilen vor uns, vielleicht auch weniger, aber die Flut wird gleich einsetzen, und sie wird uns an Land tragen. Machen Sie keine Schwimmbewegungen; das ermüdet nur, und der Körper verliert an Wärme. Ziehen Sie sich auf gar keinen Fall etwas aus. Mrs. Campbell, Sie werden wir auf die Lukentür legen. Sie müssen still liegenbleiben, auch wenn die Wellen über Sie hinweggehen. Wir bleiben an Ihrer Seite. Es ist

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