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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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liegenlassen?«
    »Wir müssen die Sachen so sehen«, sagte Chavasse; »so wie es im Augenblick aussieht, ist es nicht gut, wenn man uns hier mit ihm findet. Wenn wir ihn höher an den Strand legen, wird man merken, daß ihn jemand dort hingelegt haben muß.«
    »Aber was, zum Teufel, sollen wir denn machen?« fragte Preston.
    Chavasse sah auf die Uhr. »Es ist jetzt kurz vor fünf. Wir müssen auf die Straße gehen und die nächste Telefonzelle suchen. Ich rufe meine Leute an, und dann setzen wir uns hinter die nächste Hecke und warten. In einer Stunde sind wir unterwegs nach London.«
    Darcy Preston schüttelte den Kopf. »Also eins ist sicher. Was Sie auch sein mögen, aber von der Polizei können Sie nicht sein.«
    »Treffend bemerkt«, sagte Chavasse. »Jetzt wollen wir aber los.«
    Er drehte sich um und ging auf die Klippen zu; an Land hatte es angefangen zu dämmern.
     
     
     

9
     
    »Montefiore – Enrico Montefiore.« Mallory hatte am Fenster gestanden und hinausgesehen. Er drehte sich um und stopfte seine Pfeife; den Tabak nahm er aus einem sehr feinen Lederbeutel. »Gehört zu den reichsten Männern Europas, wenn ihn auch kaum jemand kennt. Er ist ziemlich menschenscheu und hat es nicht gern, wenn er fotografiert wird; aber wir haben ein oder zwei Fotos in seiner Akte. Ein Finanzier ganz alten Stils, wie sie heute fast ausgestorben sind. Ein Mann, der immer im Hintergrund bleibt, aber dabei in mehr Töpfen rührt, als ein Außenstehender überschauen kann.«
    »Und Hellgate?« fragte Chavasse. »Was ist damit?«
    Mallory schüttelte den Kopf. »Heißt gar nichts. Soweit ich mich erinnere, hat Montefiore Landbesitz am Luzerner See und einen Palast in Venedig. In den letzten drei oder vier Jahren hat man so gut wie gar nichts mehr von ihm gehört.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Das Ganze gibt überhaupt keinen Sinn. Warum, um alles in der Welt, sollte sich ein Mann wie Montefiore mit einer solchen Sache abgeben?«
    Es klopfte. Jean Frazer trat ein. Sie gab Mallory einen Umschlag. »Weiteres Material von 82, Sir, eine Gefälligkeit vom C. I. A., Abteilung China.«
    Sie ging wieder, und Mallory machte den Umschlag auf und nahm ein paar Berichtskarten heraus; an jeder Karte war ein Foto befestigt. »Sehen Sie sich die mal an, Paul. Vielleicht ist er dabei.«
    Cheungs Karte war die fünfte; allerdings hieß er hier Ho Tsen und war Oberst der Armee der Volksrepublik China. Das Foto mußte aus jüngerer Zeit sein; die Ähnlichkeit jedenfalls war verblüffend. Chavasse schob es über den Tisch.
    »Das ist unser Vogel.«
    Mallory sah sich die Berichtskarte an, nickte und runzelte die Stirn. »Das ist ein ziemlich großer Fisch. Einer ihrer besten Leute. Es war ziemlich unklug, daß sie ihn für drei Jahre als Militärattaché nach Paris geschickt haben. Der C. I. A. mußte sich einfach mit ihm befassen.«
    Das Telefon summte, er nahm ab und hörte zu. Als er den Hörer wieder auflegte, sah er nachdenklich aus.
    »Das war Travers, er hat aus Fixby angerufen. Das ist ein kleines Dorf und liegt in einer Bucht in der Nähe von Weymouth. Es gibt da einen Bootsverleih, der gerade pleite ist; Besitzer ist ein Mann namens Gorman. Im Augenblick ist er nicht aufzutreiben. Zuletzt ist er gesehen worden, als er heute morgen um sechs mit einer Neun-Meter-Barkasse in See gestochen ist.«
    Chavasse sah auf die Uhr. Es war fast Mittag. »Wenn sich das Wetter gehalten hat, müßten sie eigentlich schon da sein.«
    »In St. Denise?« Mallory nickte. »Ja. Das denke ich auch. Und wenn nicht alles täuscht, wird unser Freund aus der Volksrepublik China mitgefahren sein. Er braucht sicher einen Arzt und, so wie die Dinge zur Zeit stehen, wird er erst mal untertauchen wollen. Die Chinesen denken immer sehr praktisch.«
    »Was ist mit Rossiter?«
    Mallory nahm einen Durchschlag aus einer Akte und überflog das Papier. »Wirklich ein ganz erstaunlicher Mensch. Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Er war in Stoneyhurst, war in Cambridge in zwei Fächern bester Student seines Jahrgangs, war fünf Jahre auf dem englischen College in Rom und ist dann nach Korea gegangen. Die Chinesen hielten ihn vier Jahre gefangen – vier Jahre haben sie ihn in der Mangel gehabt. Das muß die Hölle gewesen sein.«
    Chavasse dachte an seine eigenen Erfahrungen in chinesischer Gefangenschaft; man hatte ihn einmal eine Woche lang festgehalten, und er nickte. »Das kann man wohl sagen. Aber warum ist er von seinem Glauben abgekommen? Ist

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