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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ein offizieller Grund bekanntgeworden?«
    »Schwer zu sagen. Die Kirche hat kein sehr großes Interesse daran, solche Fälle an die Öffentlichkeit zu bringen. Aber ich habe meine Beziehungen spielen lassen, und man hat mir nach langem Zögern die Adresse eines Priesters genannt, der mit Rossiter in Gefangenschaft gewesen ist. Er hat eine Gemeinde hier in London; das ist ganz günstig.«
    Chavasse sah sich die Karte an, die Mallory ihm über den Tisch geschoben hatte. Pater Henry da Souza. Portugiese, was aber durchaus heißen konnte, daß seine Vorfahren seit fünfhundert Jahren in England lebten. »Gibt es irgendwelche Hinweise, ob Rossiter von den Roten bekehrt worden ist?«
    Mallory zuckte die Achseln. »In dieser schlimmsten aller möglichen Welten ist auch alles möglich, mein Lieber. Denken Sie nur an den guten Blake. Eine fabelhafte Arbeit, die sie da geleistet haben. Ein Priester hat natürlich seinen Glauben, der ihm Halt geben kann. Aber es hat genug Fälle von gläubigen Männern gegeben, die die Chinesen eine Zeitlang bearbeitet und später entlassen haben und die dann psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen mußten; so gut verstehen sich die Leute auf die Gehirnwäsche. Soweit ich weiß, sind sogar Forschungsarbeiten in Harvard darüber angestellt worden. Aber gehen Sie zu Pater da Souza und sehen Sie, was Sie aus ihm herausbekommen können.«
    »Was passiert mit Darcy Preston?«
    »Kein Problem, solange er vernünftig bleibt und den Mund hält. Wir werden ihn morgen nach Jamaika abschieben.«
    »Kann er solange in meiner Wohnung bleiben?«
    »Warum nicht?« Mallory schüttelte den Kopf. »Tagsüber in der St.-Paul’s-Kathedrale und nachts in Soho. Der Bursche muß ein seltsames Leben geführt haben.«
    Chavasse erhob sich. »Er scheint aber alles gut überstanden zu haben. Ich melde mich heute nachmittag wieder.«
    Er war schon an der Tür, als das Telefon summte. Mallory winkte ihn zurück und nahm ab. Er seufzte tief, als er wieder auflegte. »Vor einer Stunde haben ein paar Fischer in der Nähe von Weymouth die Leiche einer Frau in mittleren Jahren aus dem Wasser gezogen. Sie trug noch eine Schwimmweste. Paul, das tut mir leid – das tut mir verdammt leid. Nach allem, was Sie mir erzählt haben.«
    »Mir tut es auch leid, Sir«, sagte Chavasse und ging. Er schwor sich Rache.
     
    Die Kirche der Unbefleckten Empfängnis lag in der Nähe des Ostindienkais, die Gegend war ziemlich verrufen. Chavasse parkte gegenüber der Kirche und zog den Zündschlüssel ab. Er nahm sich eine Zigarette aus seinem Päckchen und bot Darcy Preston eine an. »Graham Mallory würde mich hängen, teeren und vierteilen, wenn er wüßte, daß ich Sie mitgenommen habe. Aber andererseits soll ich ja auf Sie aufpassen, und ich kann nicht gut an zwei Orten zugleich sein.«
    »Versuchen könnten Sie’s, aber ich halte es nicht für empfehlenswert«, sagte Preston und stieg aus dem Auto.
    Die Kirche lag am Ufer des Flusses; ein kleines, häßliches Gebäude im imitierten gotischen Stil, wie man ihn in einer bestimmten Zeit des neunzehnten Jahrhunderts bevorzugt hatte. Sie kamen durch eine kleine Vorhalle ins Kirchenschiff; im Innern war es schattig, Kerzen brannten, und es roch nach Weihrauch. Die Kirche war leer bis auf einen Mann, der in der Soutane eines Priesters vor dem Altar kniete; sein weißes Haar sah bei dem Kerzenlicht aus wie ein Heiligenschein.
    Chavasse bekreuzigte sich und kniete instinktiv nieder, obwohl er seit vielen Jahren nicht mehr in der Kirche gewesen war. Sie gingen durch das Seitenschiff nach vorn. Der Priester stand auf und wollte gerade in die Sakristei gehen, da bemerkte er die beiden Männer, blieb stehen und lächelte sanft.
    »Kann ich etwas für Sie tun, meine Herren?«
    Pater da Souza hatte die Augen eines Mannes, der die ganze Welt liebte. Von der Augenbraue bis zum Haaransatz hatte er eine böse Narbe, aber sonst sah sein Gesicht so sanft und gutmütig aus wie das eines zweijährigen Kindes.
    »Pater da Souza? Mein Name ist Chavasse. Ich glaube, Sie haben mich erwartet? Das ist Mr. Preston, mein Kollege.«
    »Ah, ja.« Pater da Souza nickte. »Sie kommen wegen Leonard Rossiter, nicht wahr? Wollen wir nicht nach draußen an die Luft gehen? Es ist gerade so schön in der Sonne.«
    Hinter der Kirche lag ein Friedhof, der bis zur Themse hinunter ging, eingefriedet von einer niedrigen, mit eisernen Spitzen versehenen Mauer. Auf dem Fluß war um diese Zeit viel Betrieb, und der Priester hatte recht

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