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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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jemals wiedersehen.«
    »Und Gorman?« fragte Darcy. »Was ist mit Gorman?«
    Chavasse hob die Schultern. »Ob du’s glaubst oder nicht, aber die meisten Leute, die im Kanal ertrinken, kommen nicht mehr an die Oberfläche. Und selbst wenn in ein paar Wochen einer findet, was von seiner Leiche übrig ist, paßt alles wunderbar zusammen.«
    »Du hast einen verdammt gut geölten Verstand«, sagte Darcy.
    »Mach’s nicht so kompliziert. Ich bin Profi, und du bist kein Profi. So einfach ist das.«
    Sie kletterten über die Reling auf Merciers Fischerboot. Mercier fuhr in einem weiten Bogen um die Pinnacles herum, und sie konnten beobachten, wie die Mary Grant sank.
    Das Vorschiff hatte sich schon gesenkt, das Heck ragte weit aus dem Wasser. Plötzlich sackte die Mary Grant ab; alles ging sehr schnell. Hätte man für Sekunden die Augen geschlossen, wäre einem das Schauspiel entgangen. Die Wellen schlugen über dem Schiff zusammen, Mercier drückte den Gashebel, und sie fuhren zurück zur Küste.
    »Und was nun?« fragte Darcy Preston. Er ließ sich in einen der großen Sitze fallen und zog den Kopf ein, um sich gegen den schäumenden Gischt zu schützen.
    »Wir fahren mit dem Zug«, sagte Chavasse. »Wir nehmen den Zug nach Marseille, wenn es einen gibt; das heißt: wenn du noch mit von der Partie bist.«
    Darcy nickte. »Ich hänge schon zu weit in der Geschichte drin, um noch einen Rückzieher machen zu können. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen – ich bleibe immer hübsch hinter dir.«
    »Gut.« Chavasse wandte sich an Mercier. »Setzen Sie uns an einer abgelegenen Stelle ab, möglichst in der Gegend von St. Brieuc. Können Sie das machen?«
    »Selbstverständlich Monsieur.«
    Chavasse gab ihm eine Zigarette und hielt ihm ein Streichholz hin. »Es könnte sein, Mercier, daß die Leute wegen Jacaud Fragen stellen.«
    »Mag sein, Monsieur, aber das glaube ich nicht. Er wollte ja heute morgen in aller Frühe sowieso wegfahren. Die Leute werden denken, daß er eben ein bißchen früher gefahren ist. Jedenfalls weiß man, daß er an Bord der Mary Grant gegangen ist, und die Mary Grant ist verschwunden. In ein paar Tagen wird ein Fischerboot den Schwimmgürtel finden, oder er wird an Land getrieben, oder vielleicht auch nicht. Henri Jacaud hat nie existiert, Monsieur.«
    »Und Sie? Was wollen Sie jetzt machen?«
    »Ich werde meine Frau begraben, Monsieur«, sagte Mercier bescheiden.
     
     
     

12
     
    Es war kurz vor Mitternacht, als sie in St. Brieuc ankamen. Zufällig fuhr in der nächsten Viertelstunde ein Zug nach Rennes, den sie auch nahmen; denn das war immer noch besser, als untätig hier herumzusitzen.
    In Rennes hatten sie bis zur Abfahrt eines Zuges nach Marseille eineinhalb Stunden Aufenthalt. Sie setzten sich in ein Café in der Bahnhofsgegend. Preston grübelte immer noch vor sich hin und sagte kaum ein Wort.
    Schließlich platzte Chavasse der Kragen.
    »So geht es nicht weiter«, sagte er. »Entweder schaffen wir jetzt klare Verhältnisse – oder du setzt dich ab.«
    »Wäre das nicht ziemlich schwierig?« sagte Darcy. »Ich bin doch nicht einmal offiziell in dieses Land eingereist.«
    Chavasse schüttelte den Kopf. »Ich brauchte nur unser Büro in Paris zu verständigen. Die Leute würden dich schon über die Grenze bringen.«
    Darcy machte einen bekümmerten Eindruck. »Ich weiß auch nicht, was mit mir ist, Paul. Als ich dir nachgefahren bin, habe ich das noch für eine vernünftige Idee gehalten; besonders als ich erfahren hatte, was sie mit Harvey gemacht haben. Mich hatte die Wut gepackt, ich wollte Rache.«
    »Und nun?«
    »Die Geschichte mit Gorman war noch nicht so schlimm. Schließlich wollte er dich ja umbringen. Ich hätte gar keine andere Möglichkeit gehabt. Aber Jacaud …« Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht verdauen.«
    »Wenn es so ist, müssen wir uns trennen«, sagte Chavasse. »Rossiter hat deinen Bruder wie eine Ratte ertränkt, ohne die geringsten Gewissensbisse. Er hat sich sogar als Massenmörder versucht, als die Leopard sank, und so erfolglos war er gar nicht, wenn du dich daran erinnerst, was mit Mrs. Campbell und dem alten Hamid passiert ist. Und wenn wir beide ihm noch mal vor Augen kommen, und er sieht, daß wir noch unter den Lebenden wandeln, wird er keine Sekunde zögern, uns umzubringen. Wir sind hier nicht im Old Bailey oder im jamaikanischen Gerichtshof. Hier gilt nur ein Gesetz – töten oder getötet werden; und ich habe die ausdrückliche

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