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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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wirklich verheiratet.
    »Sie dürfen die Braut küssen«, sagte der Priester – um ihre Gedanken zu bestätigen oder einfach um sie zu ermuntern. Sie starrten einander an wie Idioten.
    Eines der Hausmädchen hustete. Ein Raunen ging durch den Raum.
    Simon blinzelte. »Ja«, sagte er. »Natürlich.« Seine Miene heiterte sich auf. Küssen verwirrte ihn nicht. »Unbedingt.« Er beugte sich hinunter. Sie wartete und sah ihn an, ihr Mund stand noch immer überrascht offen.
    Leicht berührten seine Lippen die ihren. Sofort richtete er sich wieder auf.
    Ein Prusten entfuhr ihr.
Ups
. Sie fasste sich an die Lippen. Er runzelte wieder die Stirn und sah sie finster an, ganz der Hausherr, der in seinem Stolz verletzt war.
    Nell lachte. Sie konnte nichts dagegen tun. Der hochwohlgeborene Lord hatte ihr ein Küsschen gegeben wie eine betuliche alte Tante.
    »Das war’s schon?«, sagte sie mit übersprudelnder Heiterkeit. Er sah so verdammt missmutig auf sie herab. Wenigstens bekam die Dienerschaft mal etwas zu sehen. Ihr Lachen klang übergeschnappt, betrunken.
    Das Raunen hinter ihr wurde zu einem Murmeln. Ja, dachte sie, ganz genau: Die neue Countess ist ein bisschen plemplem.
    Der Priester räusperte sich. Pflichtbewusst und fromm versuchte er, sie zur Aufmerksamkeit zu rufen. »Eure Ladyschaft, Eure Lordschaft, erlauben Sie mir, Ihnen Glück zu wünschen.«
    Simon presste die Lippen aufeinander und atmete hörbar durch die Nase ein. »Wir bedanken uns«, sagte er. Vielleicht hörte man ein leichtes Zittern auf der letzten Silbe.
    »Ja«, sagte sie und sah ihrem neuen Ehemann in die Augen. Sie hob die Brauen. »Wir bedanken uns.«
    Seine Wange sah aus, als würde er von innen darauf herumkauen. »Also, Lady Rushden.« Ja, da war ein Zittern. Und dann grinste er sie plötzlich an. »Mylady.«
    Sie presste sich die Faust an den Mund. Nickte. »Anscheinend«, sagte sie.
    »So sieht es aus«, stimmte er zu und lachte dann, ein kurzer, irgendwie wilder Laut. »Es steht Ihnen gut«, sagte er. »Countess.«
    Ihr stockte der Atem.
Countess
. Wenn ein Engelschor aufgetaucht und das Wort gesungen hätte, hätte sie nicht verwunderter sein können.
    Er hatte es getan.
    Er hatte sie wirklich geheiratet.
    Dieser Mann, dieser gut aussehende, charmante, sie in den Wahnsinn treibende Mann war jetzt ihr Ehemann.
    Langsam verblasste sein Lächeln. Er musste irgendetwas Sonderbares in ihrem Gesicht lesen. Betuliche Tantenküsschen, also wirklich. Der süße Dummkopf.
    Sie trat auf ihn zu, ohne die Dienerschaft, den Priester oder Mrs Hemple zu beachten, die zweifellos darauf wartete, sie wegen irgendeines Fauxpas zurechtzuweisen. Sie war jetzt eine Countess, und was wollten diese Leute schon tun, wenn sie sich danebenbenahm? Sie legte die Hand auf die breite, warme Schulter ihres Mannes – überspielte seine Überraschung mit einem Lächeln – und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
    Er gehört mir
, dachte sie. Mit einer Hand fuhr sie ihm durchs Haar. Sie wollte keine flüchtigen Küsschen von ihm, ein Ehemann sollte doch etwas frecher sein. Mit der anderen Hand nahm sie seinen Ellbogen und zog ihn an sich.
Er gehört mir.
    Einen Herzschlag lang erstarrte er überrascht. Aber dann umfasste er mit einem erstickten Lachen ihre Taille, zog sie fester an sich und erwiderte ihren Kuss. Tief und heiß spürte sie seine Zunge, ihre Brüste waren an seinen Körper gepresst, seine Knie an ihren Röcken, Hitze flammte wild zwischen ihnen auf.
    Als sie sich atemlos von ihm zurückzog, grinste er. »So«, sagte er.
    »So«, sagte sie wild.
    Er ergriff ihren Arm und riss sie so heftig herum, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. »Darf ich Ihnen die Countess of Rushden vorstellen?«, fragte er in den Raum hinein, wo alle sie mit offenem Mund anstarrten, als hätte sie sich bis auf die Unterhosen ausgezogen und ein kleines Tänzchen hingelegt.
    Aber da alle wussten, dass Lord Rushden ihre Erlaubnis nicht brauchte, verstanden sie die Frage korrekterweise als Befehl. Sie klappten die Unterkiefer wieder hoch, verbeugten sich und knicksten, während Nell sich an Simons großer, wundervoller Hand festhielt und allen zulächelte. »Gott segne Sie«, sagte sie zu der ganzen Gesellschaft.
    Gott segne die ganze verdammte Welt!
    Wie jedes Mädchen hatte auch Nell schon von einer Hochzeit geträumt: Ein schüchterner Junge, der im einfachen Holzgebäude der Pfarrkirche auf sie warten würde, ein paar Gäste in ihren besten Sonntagskleidern,

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