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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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nun Bestand hatte oder nicht, ihren Interessen dienen. Wenn alles klappte, würden sie verheiratet bleiben. Und wenn … es nicht klappte, würde er eine vernünftige Regelung finden, damit ihre Zukunft rosiger wäre als die Vergangenheit.
    Ein Fabrikmädchen, um Himmels willen.
    Nein, er würde einen Weg finden, um ihr eine Summe zu überlassen, mit der sie gut zurechtkam.
    Vielleicht könnte er einen Kredit aufnehmen.
    Aber zweifellos würde alles klappen. Daughtrys Leute waren auf den Fall angesetzt. Jetzt war er an der Reihe, den nächsten Schritt zu tun. Und wenn er gut gespielt hatte, dann war diese Zeremonie trotz des informellen Rahmens verpflichtend. Ein bedeutsamer Anlass. In zwanzig Jahren würde er auf diesen Augenblick im Gang als seine letzte Minute als Junggeselle zurückblicken.
    Er zupfte an seinem Krawattenschal. Sein Kammerdiener hatte ihn zu fest gebunden.
    Die Ehe würde natürlich nichts verändern. Sowohl Braut als auch Bräutigam vollzogen sie mit der Hoffnung auf Pfunde und Pennys, nichts Erhabenes oder Edles. Pfunde, Pennys und Vergnügen. Nell war eine vernünftige Frau, sie würde niemals auf den Gedanken kommen, mehr von ihm zu verlangen. Was konnte ein Zyniker mehr wollen.
    Und er war ein Zyniker, ermahnte er sich.
    Er zog die langen Rockschöße hinunter – plötzlich kam es ihm albern vor, so förmliche Kleidung gewählt zu haben – und betrat den Raum.
    Das Schweigen, das auf sein Eintreten folgte, kam ihm weniger erwartungsvoll als müde vor. Es hatte vielleicht als Verwirrung begonnen, war dann aber in Langeweile übergegangen. An einer Wand verbargen die artig gestärkten Hauben die Gesichter der sechs Hausmädchen, die simultan vor ihm knicksten. Sein Butler verbeugte sich gesetzt. Mrs Collins Knie knarzten, als sie sich aufrichtete.
    Nicht zum ersten Mal wunderte er sich, warum er so verdammt viele Bedienstete hatte. Er könnte ein Vermögen einsparen, wenn er sie feuerte, aber nach wie vor hinderte ihn der Anstand daran.
    Am Fenster sah Nell von ihrer Betrachtung des Teppichs auf. Das Nachmittagslicht übergoss sie mit seinem Gold. Madame Debordes hatte vor vier Tagen die neuen Kleider geliefert, und seine Braut hatte für diese Gelegenheit das nüchternste Modell von allen gewählt: ein stahlgraues Nachmittagskleid aus Seide, mit schwarzen Einwebungen.
    Das Kleid war um einige Töne dunkler als sein Anzug, und seinem verstörten Geist kam diese Wahl bedeutsam vor. Ein dunkleres Grau, ein blasseres Gesicht, ihre Miene ungerührt und entschlossen. Die Kammerzofe hatte Nells Stirnfransen gebändigt und das Haar streng zurückgebunden. Sie sah ruhiger aus, als er sich fühlte. Irgendwie übertraf sie ihn.
    Dieser Gedanke ergab keinen Sinn. Er ließ ihn ziehen und trat an ihre Seite. »Mylady.«
    Sie knickste. »Lord Rushden.«
    Der leichte Knicks war angemessen und vollendet ausgeführt. Sie ließ sich nicht im Geringsten anmerken, ob sie sich daran erinnerte, wo er sie letzte Nacht mit seinen Händen und seinem Mund berührt hatte, während er selbst bei den Gedanken daran fast bis zum Morgengrauen wach geblieben war.
    Das absurde Gefühl von Unzulänglichkeit verstärkte sich. Ihm kam der flüchtige Gedanke, dass die zerlumpten Sachen und der Gossenakzent eine Verkleidung gewesen waren, und dass das ruhige und beherrschte Gesicht, das sie ihm jetzt zeigte, ihrem eigentlichen Wesen entsprach. Dass dies vielleicht nur ein weiterer schlechter Witz war, den ihr verstorbener, nicht beweinter Vater auf seine Kosten gemacht hatte.
    Was für ein einzigartiger Unsinn. Er blendete ihn aus, spürte seine Auswirkung aber trotzdem in der plötzlichen Enge seiner Kehle. Er hatte eine Vorahnung, real und unerschütterlich: Komplikationen, unvorhersehbare Folgen, Kosten.
    In der nächsten Sekunde wunderte er sich über die Fehlzündungen seines Gehirns. Er nickte Reverend Dawkins zu, der mit der Bibel in der Hand ein paar Schritte neben ihnen stand. Als sie vorhin in Simons Arbeitszimmer gesprochen hatten, hatte Dawkins seine Neugier kaum verbergen können. Was ihn für diese Aufgabe überaus geeignet machte: Innerhalb einer Stunde würde man herumerzählen, dass Lord Rushden geheiratet hatte, trotz Grimstons Bemühungen, es zu verhindern.
    Dieser Gedanke beruhigte endlich Simons Nerven. Der Abend in Mayfair würde interessant werden. Das Spiel hatte begonnen.
    Dawkins räusperte sich. »Ihre Lordschaft, wenn Sie bitte die Hände der Braut nehmen würden.«
    Ihre schmalen Finger waren kühl

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