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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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irgendwelche Leute ihm auf der Suche nach einem Mäzen zugeschickt hatten. Dann, nachdem er die Treppe hinaufgegangen war, hatte er sich plötzlich in seinem Wohnzimmer wiedergefunden – er erinnerte sich nicht, wie er dort hingekommen war – und auf das Schlagen der Uhr gewartet. Wie ein zitterndes Kind am Weihnachtsmorgen hatte er in die Stille gehorcht, bis sie von den Schlägen zerrissen wurde, und sich für diese feine Darbietung von Selbstkontrolle beglückwünscht. Elf Uhr, eine schöne Zeit, um seine Ehefrau zu beschlafen. Eine sehr respektable Zurückhaltung, diese drei Stunden, die er in keuscher Abwesenheit verbracht hatte.
    Aber jetzt wirkte seine Anstrengung weniger edel als lächerlich. Verführung? Er wurde verführt. Sie kam über ihn wie ein Sturm, ihr Mund war hungrig und heiß, die kleinen Hände packten ihn wie die einer animalischen Kreatur, ihr Körper bog sich ihm entgegen.
    Er war bereit, entzückt … und verwirrt, für einen flüchtigen Augenblick. Sehr flüchtig.
    Simon nahm sie bei den Ellbogen und zog sie in seine Räume, weg von dem Sessel, wo sie es sich mit Herodot gemütlich gemacht hatte – gütiger Gott, er hatte einen Blaustrumpf aus der Gosse zur Frau, wie standen dafür die Chancen? Er führte sie in seine weniger gelehrten Gefilde, wo hinter ihm ein Feuer knisterte und alles vorbereitet war – Champagner, Wein, ein Krug Schokolade, sie mochte Schokolade –, um sie zu umwerben. Aber man musste sie nicht umwerben. Natürlich nicht. Wen hatte er geglaubt zu heiraten? Sie hatte ihn heute vor der gesamten Dienerschaft geküsst. Fast hätte er sie vor aller Augen gegen die Wand gedrückt.
    Jetzt keine Zurückhaltung mehr. Er wollte sie verschlingen. Vorsichtig drehte er sie um, beugte sich ein wenig vor, damit er sie nicht loslassen musste. Sie war nicht klein, aber er war groß, vielleicht zu groß. Er hatte den vagen Plan, sie durch die nächste Tür ins Schlafzimmer zu lenken. Die unbedeutenden Fragen der Größe würden sich ganz von selbst lösen, sobald sie sich in der Horizontalen befanden.
    Aber dann packte sie sein Hemd, riss einmal kräftig daran, ein Knopf sprang ab, und bei dem Geräusch erschrak sie. Sie erstarrte. Und plötzlich hielt er einen Holzklotz in den Armen.
    Er zog sich von ihr zurück, hin- und hergerissen zwischen einem Schnauben und einem Lachen, als er in ihr Gesicht blickte: gerundete Augen, gerundete rosa Lippen. Sie war über sich selbst erschrocken.
    »Es ist nur ein Knopf«, murmelte er und strich ihr das Haar hinter ihr kleines Ohr.
    Sie blinzelte. Zartes Erröten breitete sich über ihren Wangen aus. »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Ich kann mir einen neuen Knopf kaufen.«
    Sie biss sich geknickt auf die Lippen und wirkte mit ihrem Schuldbewusstsein und dem folgenden Geständnis wie ein Kind: »Ich glaube, ich habe auch deine Hosen zerrissen.«
    Er lachte entzückt. »Ich habe andere.« Eigentlich war er sogar dankbar für die Unterbrechung, weil sie eine Verlangsamung mit sich brachte. Da waren Wunder, die er betrachten wollte. Ihre Haut war warm und elastisch, ihre Wange weich unter seiner streichelnden Hand. Mit dem Blick folgte er dieser Hand, die seitlich an ihrem Hals hinabglitt und ihren Morgenrock über die Schulter nach unten schob. Das Nachthemd darunter war ärmellos und leicht: ein Kleid für eine Hochzeitsnacht.
    Sanft zeichnete er die Kurve ihrer Schulter nach. »Beug deinen Arm«, murmelte er.
    Verwirrt und misstrauisch blinzelte sie, gehorchte aber, hob die Hand und umfasste damit seinen Ellbogen. Die Muskeln ihrer Glieder waren so fein. Sacht rieb er mit dem Daumen über den kleinen Hügel ihres Bizeps, dann beugte er sich hinunter und nahm ihn zwischen die Zähne. Seit er zum ersten Mal ihre nackten Arme gesehen hatte, hatte er sich danach gesehnt. Leise, aber deutlich hörbar sog sie den Atem ein. Der Muskel wölbte sich etwas mehr, als sie sich anspannte.
    Er leckte über die Haut und küsste sie. Wer auch immer beschlossen hatte, dass Muskeln an einer Frau nicht schön waren, war ein Narr und hatte keine Ahnung von der Genialität der Natur. Langsam tastete er bis zur Spitze ihres Ellbogens. Verblüffend, dass er ihn mit seiner Handfläche so vollkommen abdecken, so ganz umschließen konnte. Ihre Präsenz war so übergroß, dass man leicht vergaß, wie schmal und leicht gebaut ihre Knochen waren. Wie zerbrechlich ihr Körper war.
    Jetzt fiel ihm auf, dass sie zitterte. Ihr Atem hatte sich beschleunigt. Er richtete sich

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