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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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was trinken. Das Brot war
ihm wohl zu trocken.“
Südwind hatte Durst, einen unbeschreiblichen Durst
sogar. In wenigen Minuten schlürfte er den Eimer leer.
Auch einen zweiten trank er noch aus.
Frau Kiepatz stand auf der Terrasse und sah ihm dabei
zu. „Was für ein schönes Bild!“ schwärmte sie. „So ein
großes Pferd im Garten zwischen all den Beeten und
Blumen. Eine richtige Idylle. Stellt euch mal daneben, ich
hole den Fotoapparat und knipse euch!“
Sie machte drei Aufnahmen: Südwind von vorn mit dem
Spargelbeet im Rücken, Südwind von der Seite vor den
langstieligen Edelrosen und Südwind von hinten neben
den samtweichen violetten, gelben und dunkelroten
Stiefmütterchen.
„Das gibt einmalige Bilder!“ sagte sie strahlend. „Ein
Pferd im Garten hat nicht jeder!“
Hans band Südwind mit der Leine an dem Pflock fest
und sagte ihm gute Nacht. „Leg dich hin und ruh dich
aus“, flüsterte er, „für heute hast du genug erlebt. Morgen
wollen wir es mal mit dem Reiten probieren.“
„Braucht er keine Decke?“ fragte Frau Klepatz. „Es
könnte heute nacht sehr kühl werden.“
Andreas schüttelte den Kopf. „Im Sommer nicht, Mutter.
Wildpferde haben ja auch keine Decken, und die sind
selbst im Winter draußen.“
Nach einem letzten Klopfen und Tätscheln zogen sich
die Jungen zurück und überließen Südwind sich selbst.
Von der Terrasse aus beobachteten sie ihn so lange, bis es
dunkel wurde. Das Tier stand friedlich da, ohne sie weiter
zu beachten.
„Du bist ein Glückspilz, Hans“, sagte Frau Kiepatz.
„Wenn Andreas auch so ein Pferd hätte, müßte es immer
da auf dem Rasen stehen und fressen, und wir hätten
unsere Freude an ihm.“

Reiten ist keine Kunst, wenn man’s kann
    Am andern Morgen war Südwind nicht da. Auf dem Rasen lagen zwei große Haufen Pferdeäpfel, wohl als lieber Gruß an die freundliche Hausfrau gedacht oder auch als Entschuldigung für das, was dem Garten widerfahren war. Über die Stiefmütterchen war eine Straßenwalze gerollt, sie lagen platt und zerquetscht am Boden. Die meisten Edelrosen waren enthauptet, und das Spargelbeet sah aus, als hätten Indianer darauf einen Kriegstanz aufgeführt.
    „Nein, nein, nein!“ kreischte Frau Kiepatz, als sie die Bescherung sah. „Das darf nicht wahr sein! Wenn Vater sein Spargelbeet sieht, kriegt er einen Herzanfall!“
    In aller Eile holte sie einen Spaten und eine Harke aus der Garage und versuchte, zu retten, was noch zu retten war.
    „Ach, du liebe Zeit!“ rief Andreas, durch das Geschrei seiner Mutter aus dem Bett gelockt. „Was hat der verdammte Gaul denn aus unserm Garten gemacht?“ Er zog sich hastig an und fuhr zu Hans, um ihn noch vor der Schule abzufangen.
    „Komm, alter Junge!“ rief er. „Heute wird es nichts mit der Schule, heute wird geschwänzt, aus triftigen Gründen. Wir müssen deinen verrückten Gaul suchen. Er befindet sich seit dem Morgengrauen auf der Flucht, nachdem er unsern gepflegten Garten in eine Wüstenei verwandelt hat.“
    „Mach keinen Quatsch!“ rief Hans erschrocken.
    „Es ist so wahr, wie ich hier stehe! Nun steig schon in deine Hose und folge mir unauffällig, wir müssen das Wahnsinnsviech einfangen, bevor es noch mehr Unfug stiftet. Meine Mutter ist ganz schön sauer, kann ich dir sagen.“
    „Meinst du, daß der Bauer uns mit dem Pferd geleimt hat?“ fragte Hans. „Ob es eigenwillig und schwer zu bändigen ist?“
    „Möglich“, antwortete Andreas, „obwohl ich eher glaube, daß wir es nicht ganz richtig behandeln und es sich darum so idiotisch benimmt.“
    Sie fuhren erst einmal zu Andreas’ Elternhaus zurück, um nachzusehen, ob Südwind vielleicht inzwischen wieder aufgetaucht wäre. Aber dort war er nicht erschienen.
    „Ob er zu dem Bauern zurückgelaufen ist?“ vermutete Hans. „Vielleicht hatte er Heimweh.“
Hans machte ein unglückliches Gesicht. „Wenn das so weitergeht, komme ich niemals an den Bodensee, sondern lande im Gefängnis, weil ich den Schaden nicht bezahlen kann, den Südwind anrichtet.“
„Unsinn“, entgegnete Andreas. „Dagegen mußt du dich natürlich schützen.“
„Schützen? Wie denn?“
„Indem du eine Haftpflichtversicherung für Südwind abschließt.“
„Eine Haftpflichtversicherung für ein Pferd? Das hab ich ja noch nie gehört. Gibt es denn das?“
„Klar! Du kannst alles versichern lassen, was dir lieb und teuer ist. Es wird zwar eine Kleinigkeit kosten, aber deine Tante hat dir ja genug Kleingeld zukommen lassen.“
Sie

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