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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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fuhren langsam die Straße entlang, dabei aufmerksam nach links und rechts spähend, ohne den Ausreißer jedoch zu entdecken. Schon bog Andreas in den Heideweg ein, da schlug sich Hans gegen die Stirn.
„Du, ich kann mir denken, wo Südwind ist. Entweder steckt er in dem Maisfeld, in dem er gestern wie ein Vandale gehaust hat, oder er steht an einer bestimmten Weide, um sich dort mit den Kühen und Pferden zu unterhalten. Fahr mal ein Stück zurück.“
Südwind befand sich nicht an, sondern auf der Weide. Den ausgerissenen Pfahl an dem Seil hinter sich herziehend, bewegte er sich fressend zwischen den Kühen und den anderen Pferden.
„Na also!“ rief Andreas. „Gefunden hätten wir ihn. Jetzt kommt wieder das Theater mit dem Einfangen. Los, wir umzingeln ihn! Du schleichst links um ihn herum und ich rechts. Dabei verstecken wir uns immer schön hinter den Kühen, damit er uns nicht kommen sieht.“
„Ich glaube, das wäre falsch“, wandte Hans ein. „Wenn man ihn überrascht, erschrickt er. Wir machen uns besser von hier bemerkbar und locken ihn. Das hat mehr Aussicht auf Erfolg. Außerdem darf er sich auf keinen Fall daran gewöhnen, vor mir auszureißen und dann Katze und Maus mit mir zu spielen. Ich hab gestern abend noch in meinem Pferdelexikon geblättert und gelesen, daß Pferde äußerst schreckhaft sind. Man soll schon von weitem auf sie einreden, damit sie merken, daß jemand kommt, dann werden sie neugierig und bleiben stehen.“
„Na schön, wie du meinst“, sagte Andreas, „versuchen wir’s mal so. Aber sag mal, wie ist der Bursche denn über den Zaun gekommen? Wenn er mit dem Pflock im Stacheldraht hängengeblieben wäre, hätte er ganz schön alt ausgesehen. Nun ruf ihn doch endlich!“
Da trat Hans an den Zaun, klatschte in die Hände und rief. „Komm, Südwind, komm, mein Pferdchen!“
Sofort wandten alle Pferde die Köpfe, und das größte unter ihnen löste sich von den andern und trottete auf den Zaun zu.
„Siehst du, es funktioniert!“ frohlockte Hans.
„Nicht ganz“, bremste Andreas. „Der war doch gar nicht gemeint. Oder glaubst du im Ernst, daß er auch Südwind heißt?“
Er hatte noch nicht ausgesprochen, da setzten sich auch die andern Pferde in Bewegung und näherten sich neugierig den beiden Zweibeinern.
„Ich hab mein Schulbrot eingesteckt“, sagte Hans. „Damit kann ich Südwind locken. Warte mal, ich hole es.“
Tatsächlich gelang es ihm, Südwind mit dem Brot zum Stehenbleiben zu bewegen, so daß Andreas das Seil ergreifen konnte. Nun mußten sie das Problem lösen, wie das Tier über den Zaun zu kriegen war, denn das Gatter war verschlossen.
„Für einen Reiter ist dieser Minizaun kein Hindernis“, sagte Andreas. „Ein kurzer Anlauf, ein kühner Sprung, und schon ist er rüber.“
„Jawohl“, sagte Hans, „und ein Nichtreiter nimmt eine Kneifzange aus dem Auto seines Freundes, zieht eine Krampe aus dem Gatter, öffnet es und kann so sein Pferd mit heilen Knochen auf die Straße führen. Da wären wir! Aber wohin nun? In eurem Garten ist Südwind ja wohl nicht mehr erwünscht.“
„Allerdings nicht. Ich kenn da einen Streifen Niemandsland am Kanal, eingezäunt und mit leckerem Gras bewachsen, da lassen wir ihn weiden. Da kannst du auch deine Reitübungen machen.“
„Und wenn Südwind in den Kanal fällt und ersäuft?“
„Pferde können schwimmen, das solltest du wissen.“
So bekam Südwind einen Weideplatz ganz für sich allein, konnte fressen, soviel er wollte, und die großen Schiffe sehen, die von der Nordsee in die Ostsee fahren oder den umgekehrten Weg nehmen wollten.
„Mach’s gut, du alte Nervensäge“, verabschiedete sich Hans. „Heute nachmittag darfst du mich endlich auf deinem Rücken tragen.“
Nachdem Andreas zu Hause seine Fischsuppe geschlürft und Hans sich auf seiner Bude ein halbes Hähnchen einverleibt hatte, studierten sie beide in dem Pferdelexikon, wie man ein Pferd besteigen, daraufsitzen und es in Bewegung bringen mußte.
„Das soll eine Kunst sein?“ rief Andreas. „Was gibt es denn dabei zu lernen? Radfahren, ja, das muß man üben, weil man umfällt, wenn man’s nicht richtig macht. Aber ein Pferd fällt nicht um, das hat ja vier Beine. Nun komm schon, setzen wir die Theorie in die Praxis um.“
Südwind stand friedlich auf dem Grünstreifen am Kanal und fraß. Als Hans ihn anrief, kam er sofort an den Zaun.
„So ist es brav, mein Tierchen“, sagte er und klopfte ihm den Hals, „immer schön kommen, wenn ich dich

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