Eine Parkuhr fuer mein Pferd
rufe. Ich hab dir auch was mitgebracht. Was hältst du von einem Apfel und einem Stück Zucker, he? Schmeckt gut, was? Nur zu, ich hab noch mehr davon in der Tasche. Hier, Andreas, klink mal den Zügel ein, links und rechts in den Ring. Laß das Seil aber noch dran, bis ich den Sattel aufgelegt habe und richtig oben bin.“
Südwind kaute und ließ alles mit sich geschehen. Er sagte auch nichts, als Hans den Sattel verkehrt herum auf seinen Rücken legte und das erst merkte, nachdem Andreas ihn gefragt hatte, ob er rückwärts reiten wolle. Nein, Südwind blieb stumm, er hatte andere Interessen. Er rieb sein Maul an Hans’ Schulter und fuhr bis zu seiner Tasche hinab, aus der Hans den Zucker genommen hatte.
„Ein intelligentes Tier, was?“ rief Hans. „Weiß schon, wo der Nachschub ist! Hier hast du noch ein Stück, aber nun bück dich mal ein bißchen, damit ich aufsteigen kann.“
Er setzte den linken Fuß in den Steigbügel und stellte sich hinein. Da rutschte der Sattel herunter und hing unter Südwinds Bauch.
„Verflixt, ich hab ja den Gurt noch gar nicht angezogen“, murmelte Hans.
Andreas grinste. „Freu dich, daß du nicht schon oben warst. Mit losem Sattel wärst du keine drei Schritte weit gekommen. Nun zieh den Gurt nicht so stramm an. Du nimmst dem Gaul ja die Luft!“
„So stramm ist der gar nicht, das sieht nur so aus. Ich muß ihn sogar von oben noch mal nachziehen, so steht es jedenfalls in meinem schlauen Buch.“
Vorsichtig stellte er den linken Fuß wieder in den Steigbügel, schwang sich hoch und saß in der nächsten Sekunde auf Südwinds Rücken.
„Bravo!“ lobte Andreas. „Das kann Alwin Schockemöhle auch nicht besser. Hier hast du die Zügel.“
„Ja, gib bloß her!“ bat Hans. „Ich sitze hier so wackelig und muß mich unbedingt an irgend etwas festhalten.“
„Du mußt die Unterschenkel an Südwinds Bauch pressen. Wenn du mit den Beinen so durch die Gegend wedelst, kriegste nie einen sicheren Sitz.“
Hans versuchte es, machte dabei aber ein so ängstliches Gesicht und fuchtelte mit den Armen so verzweifelt in der Luft herum, daß Andreas laut auflachen mußte und mehrmals in die Hände klatschte.
Da begann das Pferd zu tanzen. Es drehte sich linksherum und rechtsherum, warf die Hinterbeine und die Vorderbeine, lief drei Schritte vor und drei Schritte zurück und schnaubte und wieherte dabei, als wollte es selbst die Musik zu seinem Gehopse machen.
Hans wußte nicht, ob er lachen oder schreien sollte, verkrampfte sich immer mehr und schwor sich, dieses Untier kein zweites Mal zu besteigen. Schließlich warf er sich in seiner Not nach vorne und umschlang Südwinds Hals mit beiden Armen.
Da hörte das Pferd blitzartig auf mit der Tanzerei, knickte erst in den Hinterbeinen, dann in den Vorderbeinen ein, legte sich vorsichtig hin und tat, als ob es schlafen wollte. Hans stieg erleichtert ab.
„Du, das war eine Glanznummer!“ rief Andreas lachend. „Wenn du die öffentlich vorführst, kannst du viel Geld damit verdienen.“
„Besten Dank“, knurrte Hans. „Der Gaul ist verrückt! Auf so einem bekloppten Vieh reite ich nicht durch Deutschland. Stell dir vor, er macht das, wenn ihn der Rappel überkommt, mitten auf der Straße! Das gibt doch glatt einen Verkehrsunfall!“
Andreas tätschelte Südwind den Hals. „Du bist aber auch ein ganz Schlimmer!“ sagte er dabei. „Darfst doch den kleinen Hans nicht so erschrecken! Wenn er nun runtergefallen wäre und sich eins seiner Beinchen gebrochen hätte, hm?“
Als er mit seiner Hand über Südwinds Stirn strich, stand das Tier auf und verneigte sich. Jedenfalls sah es so aus.
Hans schüttelte den Kopf. „Siehst du nicht, wie bekloppt der Gaul ist? Auf den Hinterbeinen stehen, Pirouetten drehen, tanzen, sich hinlegen – das ist doch nicht normal!“
Andreas kniff die Augen zusammen. „Der Spaßvogel, von dem du das Pferd gekauft hast, hat ihm die Kunststücke anscheinend beigebracht, nur so zum eigenen Vergnügen oder auch, um irgendwo Eindruck zu schinden, was weiß ich. Wie es scheint, fängt Südwind auf ganz bestimmte Zeichen mit dem Unsinn an. Wenn wir die herausfinden, kann dir nichts passieren. Im Gegenteil, dann hast du immer was auf der Pfanne, was die Leute in Erstaunen versetzt. Vielleicht kannst du hier und da auch mal ’ne kleine Galavorstellung geben und dir auf diese Art ein paar Mark dazuverdienen.“
„Ich denke nicht daran!“ rief Hans. „Die Gesundheit meiner Knochen ist mir wichtiger als der Beifall der
Weitere Kostenlose Bücher