Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Leute. Eben war ich schon drauf und dran, aufzugeben. Aber wenn man wieder auf festem Boden steht, kehrt der Mut allmählich zurück. Also werde ich mein Glück noch einmal versuchen.“
Da er ein guter Sportler war, hatte er seine sechzig Kilo schnell wieder oben, und es gelang ihm auch ohne große Mühe, seinen rechten Fuß in den Steigbügel zu fädeln.
„Schenkel an den Leib drücken!“ rief Andreas. „Gerade sitzen!“
„Du hast gut reden. Das ist ein ganz vertracktes Gleichgewichtsproblem. Ich fühle mich, als säße ich freihändig auf einem Fahrrad.“
„Na und? Du wirst doch wohl freihändig fahren können. Los, sag hü, und er zischt ab wie ’ne Rakete!“
Hans klemmte die Beine fest um Südwinds Leib und sagte hü. Das schien das Pferd jedoch überhört oder nicht recht verstanden zu haben, denn es blieb stehen wie angewachsen, schnaubte nur einmal und schüttelte den Kopf.
„Hm“, brummte Andreas, „Fehlanzeige! Versuche es auf englisch, sag go on! Oder flüstere ihm allez hopp in die Lauscher.“
Hans tat beides, hatte jedoch auch damit keinen Erfolg. „Nun lauf doch schon los, du alte Mähre!“ rief er ungeduldig und drückte die Unterschenkel fest gegen Südwinds Lenden. Da setzte sich das Tier in Bewegung.
„Aha!“ frohlockte Hans. „Ich glaub, ich habe das Gaspedal gefunden! Er will in die Zange genommen werden, das ist sein Geheimnis.“
Südwind stapfte gemächlich neben dem Kanal her und schien es ganz natürlich zu finden, daß jemand auf seinem Rücken saß. Hans strahlte. Er hockte zwar im Sattel wie angeschweißt, steif und verkrampft, aber immerhin blieb er oben und kam voran.
Andras ging nebenher. „Sieht irre aus, wie du da so kauerst. Leg doch mal einen kleinen Trab ein!“
„Kommt alles noch“, entgegnete Hans. „Ich muß nur eben den zweiten Gang suchen.“ Er preßte die Schenkel noch fester um Südwinds Leib und schnalzte mit der Zunge. Da begann das Pferd tatsächlich zu traben.
„Prima!“ rief Andreas. „Du hast den Bogen raus. Jetzt brauchst du nur noch zu lernen, wie dem Supergaul zu steuern und zu bremsen ist, und du kannst bedenkenlos mit ihm auf die Reise gehen.“
Hans nickte und wandte sich nach seinem Freund um. Dabei neigte er zwangsläufig den Oberkörper nach hinten und klammerte sich, um nicht herunterzufallen, noch krampfhafter um Südwinds Leib. Das verstand das Tier als Aufforderung zum Galopp und schoß ohne Vorwarnung los. Und da Hans nicht darauf vorbereitet war, verlor er das Gleichgewicht und fiel hinunter, glücklicherweise so geschickt, daß er sich nicht verletzte.
„Uff!“ schnaubte er. „Eigentlich wollte ich ja nicht den Schleudersitz benutzen. Morgen werde ich die sanftere Art lernen, für heute reicht’s!“
Der Detektiv kauft sich ein Auto
Natürlich begnügte sich Andreas nicht mit dem Zuschauen, sondern versuchte sich auch in der edlen Kunst des Reitens. Und da sie sich gegenseitig beobachteten und halfen, sich auch Rat aus dem Lexikon holten, kamen sie allmählich dahinter, wie man auf einem Pferd sitzen und es in Bewegung bringen mußte. Nach drei Tagen fühlte Hans sich schon wie ein erfahrener Reiter.
„Wenn ich mich nicht verzählt habe“, sagte er am Abend des dritten Tages, „bin ich insgesamt elfmal runtergefallen, ohne mir etwas gebrochen zu haben. Wenn das keine Leistung ist!“
„Na ja“, gab Andreas zu bedenken, „hier ist der Boden weich und hervorragend für’s Herunterfallen geeignet. Wenn du auf der Straße reitest, kannst du dir das nicht so häufig erlauben.“
Am Donnerstag schrieb Hans seiner Großtante wieder einen Brief.
Liebe Tante Ursula, die Vorbereitungen laufen! Montag morgen, am fünfzehnten, geht es los. Südwind, so heißt mein Pferd, steht auf der Weide und scharrt schon ungeduldig mit den Vorderhufen, weil er das lästige Warten kaum noch länger ertragen kann. Ich bin bestens gerüstet und freue mich auf die Reise.
Deinem Wunsch entsprechend, werde ich Dir jeden zweiten Tag eine Ansichtskarte schicken; so kannst Du meinen Weg verfolgen und hast auch Deinen Spaß daran.
Meinen Eltern habe ich gesagt, ich mache mit Freunden eine Radtour an den Bodensee. Darum kann ich auch ihnen hin und wieder eine Karte schreiben, ohne daß sie etwas merken.
Es grüßt Dich herzlich und freut sich darauf, Dich persönlich kennenzulernen
Dein Großneffe Hans
Er klebte den Umschlag zu und brachte ihn noch vor Schulbeginn zum Postamt. So erhielt Frau Deters den Brief schon am nächsten Tag. Sofort
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