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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Wohnung.
    »Willkommen in meiner Folterkammer.«
    »Mit Möbeln war’s wahrscheinlich nicht ganz so schlimm, oder?« fragte ich.
    »Was für Möbel? Abgesehen von ’ner Matratze auf dem Boden, die ich jeden Tag umdrehen mußte, weil sie gestunken hat wie die Pest, hatten wir keine. Er hat nie einen Finger gerührt. Und ich irgendwann auch nicht mehr – wir haben bloß noch zugeschaut, wie die Pilze gewachsen sind. Wir waren arm wie die Kirchenmäuse. Er war zu eifersüchtig und besitzergreifend, als daß er mich hätte arbeiten lassen, und er hatte angefangen, mit Drogen zu handeln. Schau.« Sie deutete auf einen großen, purpurfarbenen Pilz, der aus einem Riß in der Wand herauswuchs. »Siehst du, hier bist du in einer völlig anderen Welt. Alles hat hier eine andere Bedeutung. Türen zum Beispiel …«
    »Daisy, ich glaube nicht, daß das hier gut für dich ist …«
    »Unterbrich mich nicht. Zum Beispiel Türen. Für jemanden wie dich sind Türen wahrscheinlich zum Betreten oder Verlassen eines Raumes da. Du läßt die Frau vorgehen und paßt auf, daß Kinder sich nicht die kleinen Finger einklemmen. Aber du täuschst dich. Stell dir vor, daß du wie jetzt jemandem durch die Tür folgst, jemandem, dem du nahekommen willst – ja, so. Tja, dafür sind Türen da.«
    Sie trat die Tür hinter sich mit der Ferse zu. Ich hatte gerade noch Zeit, die Hände zu heben, damit sie mir nicht ins Gesicht knallte.
    »Später mehr über Türen. Und jetzt gehen wir in die Küche, damit ich dir zeigen kann, wozu heiße Teller da sind. Nun ja, du kannst es dir schon denken. Nicht unbedingt, um jemandem damit die Haut zu versengen, sondern eher, um die Möglichkeiten einer Drohung auszuloten. Das geht folgendermaßen: Du mußt so tun, als wär’ ich zehnmal stärker als du.«
    Sie packte die Haare an meinem Hinterkopf. Ich ließ es zu, daß sie meinen Kopf so weit herunterdrückte, daß mein Gesicht knapp über dem Teller war.
    »Stell dir vor, er ist glühend heiß und du riechst, wie deine Haare anfangen zu kokeln.«
    Sie ließ los. Wieder wurde sie blaß und begann zu zittern.
    »Daisy, das …«
    »Nein. Wir müssen da durch, genau wie der schlaue Mr. Feinberg sagt. Als nächstes kommt das Bad dran. Du glaubst, daß Badezimmer zum Baden und sich Entspannen da sind? Vielleicht auch, um darin von Zeit zu Zeit Spaß mit dem Partner zu haben? Falsch, mein Freund. Badezimmer sind für etwas ganz anderes da. Du läßt die Badewanne vollaufen, dann zwingst du deine Frau, auf dem Boden niederzuknien, und drückst ihr den Kopf unters Wasser. Offenbar ist es besonders befriedigend, sie von hinten zu nehmen, wenn sie halb am Ertrinken ist. Und ich meine damit auch Analverkehr, wie Mr. Feinberg so schlau bemerkt hat.«
    »Daisy, du zitterst fürchterlich. Ich glaube …«
    »Wir können jetzt nicht aufhören. Stell dir vor, ich stell mich bei der Verhandlung so an? Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, zurück zu den Türen. Die sind wirklich nützlich. Zuerst machst du die Tür auf, so, und dann drückst du die Finger deines Partners in den Spalt, so, und dann machst du die Tür wieder zu, ganz langsam – tu ich dir weh? Ganz langsam, bis alle Finger gebrochen sind, am besten einer nach dem anderen, aber es kann natürlich auch vorkommen, daß es mal zwei oder drei gleichzeitig erwischt. Die nächste Stufe sieht dann so aus: Du klemmst die Finger deiner Frau in der Tür ein und drückst mit dem Fuß dagegen, damit sie nicht aufgehen kann, dann packst du sie an den Haaren, und mit der freien Hand machst du das, was du schon seit Jahren machen wolltest: Du schlägst ihr mit deiner großen, harten Faust wieder und wieder ins Gesicht, weil ihr Gesicht zart und schön ist und schöne Dinge verstümmelt werden müssen …«
     
    Im Taxi nach Hause ließ Daisy ihren Tränen endlich freien Lauf. Sie drückte sich an mich.
    »Wenn ich weinte, habe ich gesagt: ›Weißt du, warum ich weine, Oliver? Ich weine, weil James mich einmal geschlagen hat, und diese kleine Ohrfeige hat ihm so weh getan, daß ich mich dafür entschuldigt habe. Jetzt bin ich mit einem Mann verheiratet, der mich foltert und dem das auch noch Spaß macht.‹ Da hat er mir das Gesicht eingeschlagen … Damals habe ich gewußt, daß ich sein Kind nicht zur Welt bringen konnte. Es wäre ein Monster geworden, genau wie er. Siehst du, ich habe doch nicht gekriegt, was ich wollte, überhaupt nicht.«

[39]
    »Und jetzt, Mrs. Thirst«, sagte Carlford gerade, »ist dank eines

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