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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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betrachtete sie mit einer Mischung aus Stolz und Neid, als sie aufgeregt vor sich hin plapperte.
    »Was für ein bezauberndes Haus!«
    »Tja, es geht ihm nicht schlecht hier, dem alten Percy.« An der Art und Weise, wie er das sagte, merkten wir, daß der »alte Percy« wohl nicht gerade zur geistlichen Avantgarde gehörte.
    Er entschuldigte sich und ging in die Küche, kam aber kurz darauf wieder zurück.
    »Daisy, James, ich möchte Ihnen gern meinen Überraschungsgast vorstellen.«
    Als erstes dachte ich: Das kann doch nicht der Mensch sein, für den ich ihn halte. Aber das lag lediglich daran, daß er eine Schürze trug und ein Tablett mit Sandwiches in der Hand hielt.
    »Natürlich kennen Sie James Knight schon«, sagte Hogg. »Ollie, darf ich Ihnen Daisy Smith vorstellen.«
    Ich spürte Daisys Faszination genauso deutlich wie ihren Wunsch, ihm zu gefallen, doch er nickte uns nur hölzern zu und stellte das Tablett auf dem Tisch ab.
    »Ich hole noch den Tee«, sagte er mit flüsternder Stimme zu Hogg.
    »Ja, Ollie, das wäre toll.«
    Als Thirst wieder in der Küche verschwand, grinste Hogg triumphierend wie ein kleiner Junge, der den Erwachsenen gerade ein Kunststück vorgeführt hat.
    »Ich habe mir gedacht, wenn ich es Ihnen nicht sage, kann ich Sie auch nicht kompromittieren. Dann können Sie immer dem bösen alten James Hogg die Schuld dafür geben.«
    Ich schwieg wütend, als sei mein eigener Geist gebrochen worden. Gleichzeitig schämte ich mich, weil ich, ob mir das nun gefiel oder nicht, demselben System wie Hogg diente. Ich fühlte mich wie gelähmt, als hätten die beiden Seiten meiner Persönlichkeit einen Ringkampf begonnen, der nur mit einem Unentschieden enden konnte. Daisy wirkte verlegen.
    »Das stimmt doch, Jimmy, oder? So gesehen, hat er dich nicht kompromittiert.«
    Ich öffnete den Mund, schloß ihn wieder, um schließlich zu murmeln: »Nein, überhaupt nicht.«
    »Wunderbar«, sagte Hogg, »dann habe ich ja erreicht, was ich wollte. Ich habe Ollie und seinen Freund zusammengebracht. Aber jetzt ist er nicht mehr Ihr einziger Freund, stimmt’s, Ollie?«
    »Nein«, antwortete Thirst. Wieder durchquerte er den Raum, um das Tablett abzustellen, dann ging er. Hogg strahlte. Er dirigierte uns zu dem schweren Mahagonitisch und bat uns, Platz zu nehmen.
    »Tut mir leid, daß es nur Sandwiches gibt. Heute abend kommt Mrs. Alan aus dem Ort und kocht uns was Anständiges.«
    »Ißt Oliver denn nichts zu Mittag?« fragte Daisy.
    »Er hat schon gegessen.«
    »Dann haben Sie es also geschafft, ihn herauszuholen?« fragte ich.
    »Mm. Hab’ ich Ihnen das nicht geschrieben? Das war nur dank der gewonnenen Berufung möglich. Ich hatte mich schon seit Monaten für seine Entlassung eingesetzt, aber ich fürchte, sie haben nicht viel Notiz von mir genommen. Wahrscheinlich sagen sie nur: ›Dieser James Hogg würde alle freilassen, wenn er könnte.‹ Ich weiß, in Ihren Ohren muß das ziemlich albern klingen, aber wenn ich diese großen, haarigen Rohlinge näher kennenlerne, stelle ich meistens fest, daß sie ziemlich sanft und liebenswürdig sind.«
    »Tja, es gibt wohl nichts Besseres als Librium, um einem Mann den Biß zu nehmen.«
    Daisy, die sich in Gesellschaft mit ihrem sozialen Gewissen zurückhielt, schaute mich finster an.
    »Ach, Sie dürfen die Geschichten, die Sie überall lesen, nicht glauben«, sagte Hogg. »Ich gebe zu, daß Gefangene weiterhin gezwungen werden, Beruhigungsmittel zu nehmen, aber in Wormwood Scrubs ist das fast nicht mehr der Fall. Im Hochsicherheitstrakt von Dartmoor oder in Broadmoor ist das natürlich etwas anderes, aber in Wormwood Scrubs geht’s ruhig zu, da sind keine Schwerverbrecher.«
    »Aber gehen Sie denn kein Risiko ein, wenn Sie ihn hierher bringen? Ist er nicht auf Bewährung draußen?«
    Hogg klatschte in die Hände. »Tja, da sehen Sie mal, wie berechnend Hogg ist! Das ist der wahre Grund, warum ich so versessen war, dieses Pfarrhaus einen Monat lang zu kriegen. In den Bedingungen für seine Bewährung heißt es, daß er hierbleiben kann, solange ich hier bin. Die Alternative wäre dieses gräßliche Wohnheim in Islington.«
    »Das von der Prisoner’s Friends Society?«
    »Genau! Denken Sie bloß mal an die scheußliche Dusche!«
    »Und ihm gefällt’s hier besser?«
    Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Daisy sah mich wütend an.
    »Tja, wem würde es hier wohl nicht besser gefallen?«
    »Genau«, sagte Daisy.
    Ich betrachtete sie schweigend. Wenn wir nicht

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