Eine Reise beginnt
lag. Das Wesen wollte dabei dessen Einfluss auf sich verhindern, widerstand den ihm unbekannten magischen Kräften aber nur schwer. Durch seinen Kraftaufwand alterte es zusehend. Seine Mähne wurde lang und länger und der Glanz der Haare verschwand, bis die stumpf und brüchig gewordenen Haare abbrachen. Das schöne weiße Fell wurde erst voll und dick, dann vielen die Haare büschelweise aus und gaben die Haut, die das abgemagerte Tier umspannte frei. Schließlich trocknete die weiß-rosa scheinende Haut, wurde erst totenbleich und dann braun wie altes Papier. Sie blätterte ab und gab den Blick auf die Knochen den immer noch stehenden Kadavers frei. In dem Moment, als die letzten Überreste auseinander zu brechen drohten, blickte das Einhorn auf und Koperian tief in die Augen. Der Elf erschrak bis ins Mark: Die Augen dieses Tieres glichen dem des Rehes, welches ihnen im Wald begegnet war. Eine Stimme drang in Koperians Geist ein und wiederholte erst flüsternd, dann schreiend und kreischend die Worte:
„ Es manoha es gestehnet! Es manoha es gestehnet! Es manoha es gestehnet!..."
Schweißgebadet erwachte der Elf. Benommen sah er sich um und erblickte Indo, der gerade versuchte ihm etwas heiße Suppe einzuflößen. Koperian verschluckte sich.
„ Was ist geschehen", keuchte er, als er wieder Luft bekam.
„ Drei Tage lang hast du gelegen
und in Fieberwahn geredet“, erklärte Indo.
„ Doch jetzt sind deine Wunden zu
und du hast vom Fieber ruh.“
Die kleine Feenprinzessin flog auf die Brust von Koperian und sah ihm mitleidig ins Gesicht:
„ Guten Tag Koperian. Wie fühlst Du dich?"
„ Wie viel zu heiß gebadet", erklärte der Elf mit einem schwachen Lächeln.
Der Druide schlief noch den ganzen Tag und die nächste Nacht. Diesmal war es ein heilender und erholsamer Schlaf.
Am folgenden Morgen berieten die drei Gefährten dann, was zu tun sei. Koperian reinigte an diesem Tag seine zerrissene Kleidung und besserte sie mit neuen Lederstücken aus. Leder hatte er dafür genügend im Lager. Indo suchte Fackeln und Lampen zusammen. Sie wollten zwar keinen Ausflug mehr unternehmen, der bis in die Nacht dauern konnte, aber der kleine Gambur wollte sicher gehen, dass sie genügend Licht für den Notfall dabei hatten. Endlich waren sie soweit. Koperian, Indo und die kleine Fee brachen auf, um die Einhörner zu suchen.
Seinen beunruhigenden Fiebertraum behielt der Druide für sich.
2.) Hoob der Einsiedler
Mit den ersten Sonnenstrahlen verließen sie die Höhle.
Der Wald hatte sich seit ihrem nächtlichen Abenteuer nicht viel verändert. Koperian schlug seinen gewohnten Pfad ein, der wie frisch geschnitten und neu angelegt aussah. Der Druide nahm sich vor, auf der Such nach den Einhörnern seinen Weg nur selten zu verlassen und nicht weit in den Wald hinein zu gehen, um nicht wieder in den Hinterhalt der unbekannten Macht zu geraten.
Schweigend marschierten die Freunde ein kurzes Stück in Richtung des Tezeena-Sees. Dann bogen sie nach Westen und der Elf führte sie mitten in das Dickicht des Waldes hinein. Koperian arbeitete sich langsam mit seiner Machete voran, während sich Sambtwah und Indo leise über alte Lieder unterhielten, die sie früher zu einer besseren Zeit zusammen gesungen hatten. Ab und zu stimmten sie gemeinsam Melodien an, doch eine entspannte Atmosphäre wollte sich nicht einstellen. Keinem war wohl in seiner Haut. Irgendwann gebot der Elf seinen Gefährten Schweigen und setzte Indo ab.
„ Ich werde jetzt ein Stück voranmarschieren und schauen, ob ich die Einhörner erspähe. Sie stehen häufig in der nächsten kleinen Lichtung um zu fressen“, erklärte er und ließ, ohne eine Rückantwort abzuwarten, Indo und Sambtwah zurück.
Leise steckte der Elf seine Machete weg und schlich vorsichtig durch das Unterholz. Kurz darauf erreichte er die kleine Lichtung, die wegen ihres steinigen Bodens dem Wachstum größerer Pflanzen dort unmöglich machte. Vorsichtig hob er seine Hände, schloss die Augen und stand eine Weile still. Erkonzentrierte sich auf eine alte magische Formel, welche ihn völlig an seine Umgebung anpassen sollte.
Langsam schob er sich vor. Kein Lebewesen war zu erspähen und Koperian stand enttäuscht auf. Vorsichtig trat er einen Schritt auf die Lichtung.
- Wo konnten die Ishahilen wohl sein? -
Plötzlich spürte er einen sanften Stoß im Rücken; hastig drehte er sich um. Die Spitze eines Hornes stach leicht in seine Brust. Er stand einem
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