Eine riskante Affäre (German Edition)
durchkreuzen. Die Liste steckt wieder hübsch säuberlich in der Tasche des Colonels. Wir schlendern jetzt jeder für sich ein bisschen umher, und dann kippst du ihm diesen Punsch vorne über die Uniform.«
»Mit Vergnügen.« O ja. Das wäre es in der Tat. »Ich warte auf dein Nicken. Kommst du von links oder rechts?«
»Links. Wenn du es vielleicht noch hinbekommen würdest, mich ebenfalls ein bisschen zu bekleckern … «
»Kein Problem.«
Mit einem Becher in der Hand schlenderte Cinq von einer albernen Schnatter- und Jammergruppe zur nächsten, ließ hier ein Wort fallen, korrigierte da ein Missverständnis und verhielt sich gesellig und hilfsbereit. Es war erstaunlich, wie wenig diese sogenannten Gelehrten über das Bescheid wussten, worüber sie redeten.
Die Kaufmannstochter stolzierte mit einem Vermögen an Perlen um den Hals umher. Welch lächerlicher Überschwang. Neureiche machten sich selbst etwas vor.
Im Geld schwimmende Bauern. Seide tragende Schweine. Sie waren die ärgsten Feinde der Revolution. Ihre einzige Verehrung galt dem Geld. Wahre Beschützer der Armen gingen immer aus der herrschenden Klasse hervor.
Draußen habe ich überall Leute, die sie sich schnappen sollen. Hier im Haus habe ich eine Frau, die sie beobachten soll. Das Schiff liegt bereit. Es kann sich jederzeit alles zusammenfügen, jeden Tag losgehen. Und dann ist sie auf dem Weg nach Frankreich.
Sie benahm sich unhöflich gegenüber Reams, brüskierte einen Mann, der doppelt so alt wie sie und ein hoch dekorierter Kriegsheld war. Das junge Ding mochte zwar Perlen und Seide tragen, gehörte aber trotzdem nicht zur höheren Gesellschaft. Und das würde sie auch nie. Sobald ich sie nach Frankreich schaffe, wird sie ganz kleinlaut sein. Und sobald ihr Vater am Galgen baumelt, wird derjenige, der Jess Whitby in der Gewalt hat, auch über das Geld verfügen. Sie wird mein Geschenk für die Größere Sache sein.
Sebastian stapfte mit würdeloser Aggressivität durch den Salon und mimte den Seekapitän, einen Anführer. Und jeder glaubte ihm. Männer stellten die Ohren auf und fingen ihn ab, um ihn zu einem Gespräch zu bewegen oder ihn nach seiner Meinung zu fragen. Doch er ließ sie alle stehen. Heute Nacht war er der Hahn im Korb, der herbeieilte, um sein Perlhuhn zu beschützen. Vielleicht traute er dem jungen Ding nicht, wenn es bei einem Mann wie dem Colonel war.
Sebastian hatte heute Nacht alles so, wie er es haben wollte. Wenn Napoleons Grande Armée in London einmarschierte, würde der Bastard alles verlieren. Dann wäre Kennett House – nein, sollte es doch lieber bei seinem richtigen Namen genannt werden Ashton House –, der Lohn für langjährige treue Dienste.
»Ich wollte es ihm unter seinem Kissen oder Ähnlichem wegstehlen«, erklärte Jess. Sie drehte die Liste um. Namen, Termine … alle Einzelheiten. Hurst, der sie beschenkte. Er hatte immer genau das gefunden, was sie sich am meisten wünschte.
»Du hast es für mich gestohlen«, stellte sie fest.
»Sebastian hat mir geholfen«, erwiderte Adrian.
Einen Großteil ihres Lebens hatte sie mit Leuten zu tun gehabt, die noch diebischer waren als sie selbst, sodass sie sich im Vergleich zu den beiden hier beinahe anständig vorkam. »Ich hatte alles geplant.«
Sebastian glühte. In seinem Innern fand eine Diskussion statt, die darauf brannte herauszuplatzen.
»Darf ich mal … « Adrian zupfte Jess die Liste aus den Fingern. »Das sind eine ganze Menge Geheimnisse auf einmal für dich. Einstweilen werde ich sie für dich hüten. Und ja, du darfst sie jederzeit wieder ansehen, wenn du auch nur den Hauch von Interesse verspürst. Sie gehört dir, mein Kind. Ich vertraue dir die Geheimnisse des Militärgeheimdienstes an. Gehe klug mit ihnen um!«
»Was wird Reams unternehmen, wenn er herausfindet, dass die Liste nicht mehr da ist?«, fragte Sebastian.
»Was vielleicht just in diesem Augenblick geschieht. Welch erquickender Gedanke!«
»Wird er Jess verdächtigen?«
»Ganz sicher. Sein Verdacht wird auf Jess fallen, die diesmal zufälligerweise unschuldig ist. Er wird auch mich verdächtigen. Und dich. Und seinen vertrottelten Muskelprotz von Leibwächter. Und Standish, der ihn mit missbilligendem Ernst zur Tür geleitet hat. Jedenfalls wird er in keine Richtung irgendwelche Vorwürfe erheben, da diese Liste gar nicht existieren dürfte. Wo es sie nun aber doch gibt, hätte sie zumindest niemals Horse Guards verlassen dürfen. Tatsächlich«, Adrian faltete sie
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