Eine riskante Affäre (German Edition)
nicht sehen sollte.«
»Konnten Sie irgendetwas davon lesen?« Adrian schenkte ihm höfliche Aufmerksamkeit.
» Da noch nicht, weil sie mich förmlich hinausbugsierte. Und ich musste natürlich erst mal das halbe Lager nach MacLeish absuchen, weil er nie in seinem Büro ist, wenn man ihn braucht. Also habe ich mich … «
Buchanan war ein schlanker Mann in den Dreißigern, mit einem ordentlich gestärkten Halstuch und eleganten Händen. Die teure Jacke hatte er von dem Geld bezahlt, das er für den Verkauf von Whitby-Geheimnissen erhielt.
Sebastian traute Angestellten nicht über den Weg, die sich besser kleideten als er.
»… um den Morpeth-Vertrag gekümmert, da unsere geschätzte Inhaberin es vorzog, ausgiebig mit ihrem Haustier zu spielen, anstatt die endgültigen Bedingungen abzusegnen. Ist ja auch nicht so, dass ich etwas Besseres zu tun hätte.«
Adrians ernstes Nicken verriet, dass dies eine weltbewegende Enthüllung war. Doyle stand am Fenster des Empfangszimmers, das zur Meeks Street hinausging, und beobachtete die Straße, wobei er träge und harmlos erschien.
»Als ich danach wieder herkam, war Pitney in ihrem Büro und schenkte sich gerade eine Tasse Tee ein. Er ist einer derjenigen, die das Privileg genießen, jederzeit und einfach so in ihr Büro zu spazieren, wenn sie es wollen. Die beiden haben sich innig wie zwei Turteltäubchen unterhalten. Und dann brach die Hölle los. Der alte Pitney schlug mit der Faust auf den Tisch und knurrte wie ein Hund, während sie ihm lautstark die Meinung sagte.« Buchanan schürzte die Lippen. »Netter Umgangston für ein Geschäftsbüro. Pitney sagte immer wieder zu ihr, dass ihr Vater das nicht zulassen würde. Das war alles, was ich hören konnte. Er meinte, Josiah würde es auf gar keinen Fall dulden.«
»Was das wohl war?«, fragte Adrian sich.
»Ich habe keine Ahnung. Dann kam MacLeish und schickte mich an den Schreibtisch zurück.« Buchanan strich den Ärmel seiner Jacke glatt. »Aber ganz sicher weiß ich, dass Pitney sich nicht durchsetzen konnte. Nach einer Weile zog er mit betrübter Miene ab, um den Tresor zu öffnen. Es ist nicht die Aufgabe eines Mannes, die Befehle einer Frau entgegenzunehmen. Ich weiß nicht, wie Pitney und MacLeish das so hinnehmen können.«
Sebastian steckte die Uhr ein. Sicher würde er bald schon eine Stunde Zeit erübrigen können, um Buchanan windelweich zu schlagen.
Der Angestellte schenkte ihm ein breites Lächeln. »Als Pitney wie ein geprügelter Hund zurückgekrochen kam, hatte er etwas bei sich – ein kleines Päckchen. Irgendetwas aus dem Safe.«
»Was meinen Sie, hat Pitney ihr gebracht?«, hakte Adrian in liebenswürdigem Tonfall nach. »Dieses kleine Päckchen. Haben Sie gesehen, was es war?«
Doyle holte einen Elfenbeinzahnstocher aus der Jackentasche und begann sich die Zähne zu säubern.
»Irgendetwas Wichtiges.« Mit Daumen und Zeigefinger kniff Buchanan über dem Knie in den Stoff seiner Hose und korrigierte deren Sitz. »Das heißt, eigentlich habe ich nicht richtig sehen können, was er mitbrachte, aber ich habe Pitney beobachtet, als er vorbeikroch. Wie er es sich an die Brust drückte. Genauso gut hätte er auch ein Schild tragen können mit der Aufschrift: Ich habe etwas furchtbar Wichtiges bei mir. «
»Und dann?«, drängte Adrian.
»Nun, schließlich ist sie doch gegangen. Hat nur ihren Hut vom Haken genommen und ist mitten am Tage und ohne ein Wort zu sagen davonstolziert. Ich … äh … habe die Gelegenheit ergriffen, um ein paar Kleinigkeiten auf ihrem Schreibtisch abzulegen. Quittungen und so weiter. Auf ihrer Unterlage befand sich nichts außer … «, mit einem Rascheln schob er den Schoß seiner Jacke beiseite und angelte einen kleinen Brief aus der Tasche, »… diesem hier.«
Adrian streckte ihm die Hand entgegen.
»Es war offensichtlich das, was sie davor geschrieben hatte. Der Brief, den ich nicht zu Gesicht bekommen sollte. Wie Sie sehen, ist er an ihren Vater gerichtet. Normalerweise übergibt sie die Briefe immer dem Laufburschen.« Buchanans fahlblaue Augen sprangen von einem zum anderen. »Aber sie hat ihn auf ihrem Schreibtisch liegen lassen. Das kam mir verdächtig vor. Da ich ohnehin vorhatte, Mr. Whitby ein paar Papiere vorbeizubringen, war es doch selbstverständlich, dass ich ihn an mich genommen und mitgebracht habe.«
Adrian ließ die Hand ausgestreckt. Buchanan hielt den Brief fest und zupfte an den Ecken.
»Sie wollte ihn bestimmt wegbringen lassen, und es
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