Eine riskante Affäre (German Edition)
wohl zu sagen, das sie so überaus interessant findet? Wenn er sich nur noch ein winziges Stückchen drehen würde … Weißt du eigentlich, dass man recht gut herausbekommen kann, was die Leute sagen, wenn man ihre Lippen beobachtet? Man braucht nur etwas Übung. Reams sagt: ›Ich sehe keinen Grund, warum … etwas … etwas … das dürfte Schwierigkeiten geben … gutem Glauben.‹ Wieso sollte der Colonel von gutem Glauben reden? Nein. Sieh wieder her, du widerlicher Aasbrocken.«
Männer, die von Rüstung zu Rüstung schlenderten, versperrten Adrian die Sicht.
»Aus dem Weg, gute Leute! Ah. Weiter geht’s. Er sagt: ›… Einfluss, Ihren Vater rauszuholen … ‹ Ich kann mir denken, was gemeint ist. ›… das Auf …‹ « Adrians Stimme riss plötzlich ab. »Das gefällt mir nicht. Das hieß ›Aufgebot‹. Jess, mein kleiner Liebling, ich kann nicht glauben, dass du dem Colonel erlaubt hast, dich zu so etwas Törichtem zu treiben.«
»Ich hole Sebastian«, entschied Eunice.
»Jedenfalls besteht kein Grund zur Eile.« Das hatte Jess von Papa gelernt. Derjenige, der in einem Tauschhandel Eile zeigte, war am Ende der Verlierer. »Dazu haben wir auch noch an einem anderen Tag Zeit.«
»Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen.« Reams musste leise sprechen – die umstehenden Männer sahen schon her – , sodass es wie ein gedämpftes Knurren klang. »Der Pfarrer erwartet uns morgen früh. Es ist alles arrangiert. Freunde von mir werden kommen.«
Ihre Freunde kommen, um mir den Arm zu verdrehen, sollte ich zögern . »Da werden alle enttäuscht sein.« Sie beließ es dabei. Hurst sagte immer, überlass dem anderen den Hauptanteil beim Lügen.
Hurst hatte sie das Lügen gelehrt. Er hatte ihr auch ausgefallene Serviettenfalttechniken beigebracht und wie man dreißig verschiedene Arten von Waffen abfeuerte. Hurst dachte, er bräuchte nur mit einem reumütigen Gesicht hier aufzutauchen und sie würde ihm verzeihen. Ha!
Er beobachtete sie, er und Sebastian. Es gab ihr ein Gefühl der Sicherheit, sie in der Nähe zu wissen. Ach, wie dumm sie mal wieder war!
»Wagen Sie es etwa, an meinem Wort zu zweifeln?« Reams bekam lauter rote Flecken im Gesicht und scharrte mit den Stiefeln, als wäre er drauf und dran, jemanden in Grund und Boden zu stampfen. »Sie erhalten die Liste, sobald wir verheiratet sind. Das ist früh genug.«
»Dann werde ich sie zwar tatsächlich in Händen halten. Doch am Abend vorher will ich sie sehen.«
Die Adern an seinem Hals traten hervor. »Ich bin ein Offizier und Gentleman, und ich gebe Ihnen mein verfluchtes Wort. Treiben Sie mich nicht auf die Palme.«
Und Sie dürften sich gern etwas höflicher ausdrücken . »Das ist ein gewaltiger Schritt. Heirat. Ein Versprechen. Ich muss sehen, ob Sie Ihre Versprechen auch halten.« Natürlich hatte er nicht vor, auch nur einen Punkt irgendeiner Vereinbarung einzuhalten. Glaubte er etwa, sie wüsste das nicht?
»Sie wollen sie sehen? Dann ist sie Ihnen so wichtig, dass Sie mich unverhohlen beleidigen?« Er verdrehte den Körper, um das Papier aus der Jacke zu angeln. »Dann sollen Sie sie sehen. Welches Datum? Na? Sagen Sie endlich!«
Er hatte die Liste dabei. Offensichtlich hatte er von Anfang an die Absicht gehabt, sich an die Abmachung zu halten, falls es ihm nicht gelang, sie unter Druck zu setzen, indem er bluffte.
»Zeigen Sie mir den vierten Mai, den vom letzten Jahr«, forderte sie ihn auf.
Ein heftiges Knistern und Rascheln setzte ein, als er die beiden Seiten mit den Notizen immer wieder wendete und absuchte, bevor er plötzlich innehielt und ihr in die Augen starrte. »Sie dürften das Datum gar nicht kennen. Allein die Tatsache, dass Sie es nennen, spricht Sie schuldig.« Er teilte die Lippen, und seine gelben Zähne kamen zum Vorschein. Doch das hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Lächeln. »Sie haben Glück, dass ich Sie nicht auf der Stelle festnehme.«
Der nächste Bluff. Hätte er ihrer habhaft werden können, dann hätte er es schon getan. Männer, die nur etwas vorgaukelten, waren am leichtesten zu täuschen.
»Ich sollte Ihnen nichts von alldem zeigen.« Er sagte es in einer Lautstärke, dass nur Jess es hören konnte.
Wenn Papa mit Stoff handelte, gab er ihr manchmal ein Zeichen, damit sie mit einer angedeuteten Geste vorgab, im Aufbruch begriffen zu sein. Ein gutes Mittel, um einen Handel schneller zum Abschluss zu bringen. Sie zuckte dann immer kurz und legte vielleicht die Hand auf ihr
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