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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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ging schneller als am Galgen, hatte er ihr mal erzählt.
    »Du warst schon ein- oder zweimal nach London zurückgekehrt, nicht wahr?« Als seine Finger den Rand ihres Kiefers berührten, zuckte sie zusammen. Wie lange, kalte Schlangen wand sich das Grausen in ihrem Bauch.
    »Hin und wieder bin ich hier gewesen«, erwiderte sie. »Das ist allgemein bekannt.«
    Er strich ihr nur ein paar Haare, die sich gelöst hatten, hinters Ohr. Dann verschwand seine Hand wieder. »Du bist weich geworden, Jess. Weiche Haut. Weiche Kleidung. Auch weich im Wesen, nehme ich an. Ich hasse es zu sehen, was aus dir geworden ist. Vor zehn Jahren warst du nicht so weich und schwach.«
    »Ich bin hier. Das ist alles andere als schwach.« Sie konzentrierte sich darauf zu atmen. Wenn sie nicht ganz bewusst ein- und ausatmete, würde sie es wahrscheinlich vergessen.
    »Nein, Jess. Das ist dumm. Und dumm warst du vor zehn Jahren auch noch nicht.« Er verharrte und blickte auf sie herab. »Wie ich höre, bist du eine reiche Frau.«
    Das war gar nicht gut. Lazarus verabscheute feine Pinkel. Das blonde Mädchen dort an der Wand, die Schwangere, war eine seiner Liebeleien. Er entführte Mädchen aus reichem Hause, behielt sie für ein paar Monate und verkaufte sie dann an ihre Familien zurück. »Um das Gleichgewicht wiederherzustellen«, wie er es nannte. Im Allgemeinen kehrten sie schwanger heim.
    »Verflucht reich«, erklärte sie. »Macht mir manchmal Angst.«
    Er ging um sie herum und blieb vor ihr stehen. »Nie zuvor ist es mir passiert, dass sich einer meiner Leute von mir abgewandt hat. Keiner aus dem engeren Kreis. Nur du.«
    »Ja.« Nichts, was dazu noch zu sagen wäre.
    »Du warst einer meiner Lieblinge. Auf einigen Gebieten die Beste, die ich hatte.«
    Keine Entschuldigungen. Nichts.
    »Und nun kommst du zurückgeschlendert. Du musstest immer etwas riskieren. Das konnte ich dir nie austreiben. Früher oder später bringt dich das noch um.«
    Sie wagte einen Blick nach oben. Damals hatte er immer gelächelt, wenn er das zu ihr gesagt hatte. »Hab Glück gehabt. Bisher«, erwiderte sie. Irgendwie hatte sie es geschafft, eine Antwort an dem schmerzenden Kloß in ihrer Kehle vorbeizubringen. Die Antwort, die sie zu geben pflegte, als sie noch die Einzige gewesen war, die sich solche Scherze mit ihm erlauben durfte.
    Hinter den trüben Augen blitzte es auf. »In einer Beziehung hast du dich nicht geändert. Du besitzt immer noch mehr Rückgrat als Verstand.« Er stupste ihr Knie mit der Stiefelspitze an. »Ach, um Gottes willen, Jess, komm endlich hoch! Hätte ich dir den Hals umdrehen wollen, dann hätte ich das schon vor Jahren erledigt.«
    Er wandte ihr den Rücken zu, stapfte zu seinem Stuhl und ließ sich schwer hineinfallen. Er klang verdammt wütend, so wie in alten Zeiten, als sie »die Hand« gewesen war. Nun, da er sich wieder vertraut anhörte, lockerte sich der gewaltige Knoten in ihrem Magen ein wenig. Als sie mühsam aufstand, verkrampften sich ihre Muskeln, als hätte sie eine Woche lang so dagesessen.
    »Erzähl mir, was mit Josiah passiert ist! Dein Bericht«, bellteer.
    Lazarus hatte sie immer damit beauftragt, bestimmten Männern zu folgen, um sie auszuhorchen. Hatte sie in Läden und Häuser entsandt, die er auszurauben gedachte, und ihr aufgetragen, alles zu notieren, was ihr lohnenswert erschien. Tausende Male hatte sie ihm auf diese Weise Bericht erstattet, indem sie vor ihm gestanden und mit präzisen Worten klar und verständlich erzählt hatte, so, wie er es ihr beigebracht hatte. Merkwürdiges Gefühl, es jetzt wieder zu tun.
    Jess trat näher und fing an zu berichten, und zwar so leise, dass nur Black John und »die Hand« mithören konnten. Sie erzählte Lazarus von der Meeks Street. Cinq. Dem britischen Geheimdienst. Berichten ihrer Handelsvertreter. Alles, was sie bislang herausgefunden hatte. Sie wusste, was für Lazarus von Interesse war. Sie nannte ihm Fakten, Spekulationen. Alles.
    Er war immer gern besser informiert als alle anderen. So wie andere Leute Gold und Silber sammelte er Geheimnisse.
    Jess redete, bis ihre Stimmbänder schmerzten. Um sie herum und hinter ihr scharrte, spuckte und hustete die Bruderschaft. Es klimperte … ein Geräusch, das vermutlich von Münzen stammte. Die Tür öffnete und schloss sich. Im Hintergrund erhoben sich mehrere schroffe Wortwechsel. Doch nichts würde geschehen, so lange Lazarus noch mit ihr redete.
    Schließlich gingen ihm die Fragen aus und ihr die Dinge, die sich

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