Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne

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könnten sie – und ihn – im Bruchteil einer Sekunde ins Jenseits befördern.
    Die Bruderschaft hielt Gericht. Wenn dies der Fall war, hatte es normalerweise einen Toten zur Folge. Er drängelte sich hindurch.
    Ein vierschrötiger, düsterer Geselle hatte sich aus dem Pack gelöst. »Sie hat den Eid gebrochen. Das heißt Tod.«
    »Halt’s Maul, Badger!«
    »Verdammtes Großmaul!«
    Ein anderer Mann rief: »Lass ihn ma’ ausreden.«
    »Ich hab keine Lust, mir Badgers Gequassel anzuhören.«
    »Sag, was du zu sagen hast, Badger.« Lazarus hakte die Daumen in seinen Hosenbund.
    »Sie is’ ’ne Verräterin.« Badger hatte die abgeschrägte Stirn und die stämmigen Arme eines Dachses … so war er auch zu seinem Namen gekommen – Badger. Er grinste sie kurz höhnisch an, bevor er sich zu den Männern umdrehte. »Kommt hier mit ihren geschniegelten Klamotten und ihrem feinen Gequatsche reinstolziert und hält sich für was Bessres. Zeigt keinen Respekt. Is’ kein bisschen unterwürfig. Will sich mit Geld einschmeicheln.«
    Jemand knurrte: »Jess is’ keine Verräterin.«
    »Sie war ›die Hand‹, zum Kuckuck noch mal.«
    »Jetzt is’ sie’s aber nicht mehr«, brüllte Badger. »Sie kümmert uns ’nen Dreck.«
    »Das is’ scheißegal, Badger.« Ein schlaksiger junger Rotschopf, der breitbeinig mit erhobenen Fäusten drohte, wurde von seinen Freunden zurückgezogen.
    »Sie hat sich von uns abgewandt.« Das verschlagene Flüstern stammte von einem gebeugten, zerbrechlichen Mann in ausgeblichenem Schwarz. »So lautet unser Gesetz. Niemand steht über dem Gesetz.«
    »Und ich sag, wir lassen sie in Ruhe.«
    Sebastian ließ den Blick über das Gesindel schweifen und nahm die brutalen und intelligenten Gesichter in sich auf. Zwei oder drei plapperten Badgers Unmutsäußerungen nach. Der irre Blick eines Mannes schrie nach Schmerz und Tod. Ganz gleich, wessen Tod. Aber Jess hatte ein Dutzend Fürsprecher. Die älteren Männer, die schlauen, beobachteten Lazarus.
    »Verräter gehören aufgeschlitzt.« Badger zog eine Klinge und hielt sie hoch, mit der flachen Seite nach außen, zu den Männern. »So ist das Gesetz.«
    Jess wich einen Schritt zurück. Doch nicht auf Lazarus zu, da sie wohl wusste, dass von ihm keine Hilfe zu erwarten war.
    »Sie sagte: ›Sollte ich je diesen Schwur brechen, könnt ihr ihn mir aus dem Leib schneiden.‹« Badger zeigte diebische Freude. »Genau das hat sie gesagt. Genau das sagen wir alle.«
    Wie zum Teufel sollte er dem hier ein Ende setzen? Jess konnte in zwei Minuten tot sein.
    Sebastian verzichtete darauf, sein Messer zu ziehen, den Weg zu Jess frei zu kämpfen und am Boden krümmende Leiber zu hinterlassen. Ebenso wenig stürmte er mit Gebrüll los, um Genicke zu brechen. Stattdessen drängte er einen Mann zurück, schob einen anderen beiseite und quetschte sich durch die Menge nach vorne, ohne das Drama, das sich in der Mitte des Raumes abspielte, aus den Augen zu lassen.
    Lazarus hatte ihn erspäht. Hämisch grinsende Augen, die so braun wie Achat und kalt wie Marmor waren, trafen seinen Blick. Sie hatten schon früher miteinander zu tun gehabt, wenn sie um Frauen gefeilscht hatten, die von Tante Eunice dazu auserkoren worden waren, gerettet zu werden. Ein zäher, hinterhältiger Verhandlungspartner, der Tote Mann.
    Lazarus zog eine Augenbraue hoch, blickte zu Jess und wartete. Oh ja, Lazarus wusste, weswegen er gekommen war.
    Er nickte ihm zu und bestätigte die Annahme. Ja. Jess.
    Badger posierte vor der Bande. »Und ich bin derjenige, der die Hure aufschlitzt.« Auf einmal warf er sich in unfairer Absicht mit der leeren Faust herum.
    Und stolperte tölpelhaft an die Stelle, wo sie soeben noch gestanden hatte. Sie glitt wie ein Stierkämpfer an ihm vorbei. »Nicht getroffen«, stellte sie fest.
    »Ich bring dich um, du Ratte.«
    Ihre Stimme erhob sich klar und deutlich. »Sprichst du etwa im Namen der Brüder? Dürfte einige doch ziemlich überraschen.«
    Dröhnendes Gelächter.
    »Ich stech dich ab, du Hure. Mach Hackfleisch aus dir.«
    »Seit wann wird einem der Garaus gemacht, nur weil man mal auf ’nem Schmugglerschiff gewesen ist?« Jess zog sich so weit zurück, bis sie außer Reichweite war. »Hast dir wohl ’ne neue Regel ausgedacht, was? Sag schon, Badger. Oder hat sich ›die Katze‹ deine Zunge geschnappt?«
    Die Frage spielte auf Cat, einen ihrer Kumpane, an. Lachen löste einen Teil der Spannung. Badger blickte sich um, während sein Nacken rot anlief. »Ich