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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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hab Rechte, hab ich. Ich will was sagen.«
    »Dann spuck’s aus. Ich hab nicht vor, ’n Tänzchen mit dir hinzulegen.«
    Pfiffe und Buhrufe von allen Seiten. Sie zog die Menge auf ihre Seite. Vielleicht so weit, dass es ihr das Leben rettete. Wenn Badger sie nicht abstach. Und Lazarus ihren Tod nicht wollte. Es gab Hunderte möglicher Aussichten, von denen die meisten trübe waren.
    Er stand vor der Menge, nur wenige Schritte von Jess entfernt, und wartete auf den richtigen Zeitpunkt.
    Nun war sie wieder voll und ganz Cockney – ein raues, vulgäres, lebhaftes Balg von der Straße. In den Whitby-Büros würde man sie nicht wiedererkennen. Sie hüpfte über die kreuz und quer liegenden Teppiche. »Hübsches Messer, Badger. Brauchst du das, um dir in der Nase zu popeln?« Das war das kleine Biest, das sie als Kind in den Elendsquartieren gewesen war. »Oder vielleicht kratzt du dir ja damit am Arsch.«
    Die Mörder um sie herum grinsten anerkennend.
    »Konntest mich nie kriegen, stimmt’s, Bugger?« Mit einem Lachen sprang sie blitzschnell zur Seite. »Ups, entschuldige. Heißt ja Badger, nicht wahr?«
    Raues Hohngelächter brauste auf. Wie vom Affen gebissen warf sich Badger halb herum. »Sie soll sterben, zur Abschreckung für andere.«
    Überall eröffneten sich heftige Diskussionen.
    »Sie hat die Fliege gemacht. Wir alle kennen das Gesetz.«
    »Sie hat’s doch nicht selbst gebrochen. Ihr Vater hat sie geholt.«
    »Sie gehört uns.« Das war eine gefährliche Meinung, umso mehr, da sie von einem nüchternen Schurken mittleren Alters kam. »Einige Dinger sind schiefgegangen, weil Jess nicht da war, um sie zu planen. Sie hat uns gehört, und wir haben sie gebraucht.«
    Aus dem Hintergrund meldete sich eine Frau zu Wort. »Ach, halt doch dein verfluchtes Maul, Jack! Sie war noch ’n Kind. Lass deine Wut an Whitby aus.«
    »Wenn du dich traust … « Verstohlenes Lachen.
    »Du sagst es, Cat.«
    Der rothaarige Junge rief dazwischen: »Sie hat keinen verpfiffen. Sie hat nie einen von uns verpfiffen.«
    »Aber sie hat für Whitby gearbeitet, oder? Ist nicht so, dass sie anständig geworden ist.«
    »Ich sage, sie muss sterben.«
    Die degeneriertesten Mörder Londons stritten darüber, was Jess sich hatte zuschulden kommen lassen. Sie wartete nervös ab, ohne Badgers Messer aus den Augen zu lassen. Und Lazarus sah zu, ohne Partei zu ergreifen. Er machte einen ruhigen, beinahe gelangweilten Eindruck und hatte die Augen halb geschlossen. Welches Spielchen auch immer er mit Jess trieb, es entwickelte sich zu seiner Zufriedenheit. Lazarus würde nicht eingreifen.
    Hätte sie sich duckmäuserisch verhalten, hätte sie gejammert und gebettelt, wären sie wie ein Wolfsrudel über sie hergefallen. Ihr entschlossenes, breites Grinsen und die Zurschaustellung purer Beherztheit hielten sie davon ab. Aber es war ein Tanz auf des Messers Schneide. Solange Lazarus die Füße still hielt, wechselte die Stimmung hin und her. Sebastian musste das Ganze beenden, ehe die Meute sie nur so aus Spaß umbrachte.
    Es wurde Zeit. Er trat bedächtig aus der Menge in die Mitte des Raumes, wo sich Jess und Badger gegenüberstanden. Die Stimmen erstarben. Jess sah zum ersten Mal hoch und erblickte ihn. Und erschrak. Eigentlich hätte diese Närrin wissen sollen, dass er ihr nachlaufen würde.
    Er sprach so, wie er es auf dem Achterdeck gelernt hatte. »Und ich sag, sie soll leben.«
    Der Raum wurde zunächst von Gemurmel und dann von Schweigen erfüllt. Er trat einen weiteren Schritt vor und befand sich dort, wo er hingehörte, zwischen Jess und diesem verdammten Messer, mit dem Badger herumfuchtelte.
    »Was macht der hier?« Badgers misstrauischer Blick sprang von einem Gesicht zum nächsten. »Wer ist das?«
    Es gab Leute, die ihn kannten. Sein Name wurde halblaut durch den Raum gereicht. Sogar hier hatte sein Ruf eine gewisse Bedeutung.
    Jess flüsterte: »Wollen Sie sich verdammt noch mal umbringen?« Dennoch bewegte sie sich hinter ihn und suchte Schutz.
    »Meine Herren, wer uns hier mit seinem Besuch beehrt, ist Kapitän Sebastian Kennett«, erklärte Lazarus.
    »Der Kapitän?« Badger fletschte die Zähne, warf das Messer prahlerisch von einer Hand in die andere und drehte es. »Kennett Shipping. Wir mögen es nicht, wenn Geldsäcke die Nase in Angelegenheiten stecken, die sie … «, Badger täuschte plötzlich an und attackierte ihn, »… nichts angehen.«
    Sebastian ignorierte die Klinge, als wäre sie gar nicht vorhanden. Sie zischte

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