Eine riskante Affäre (German Edition)
Besonderes, bot eine Menge frisches Gemüse und fleischige Gänse, die in Reih und Glied nebeneinanderlagen. Und er war klein, nur ein lang gestrecktes Areal mit einem Marktgebäude. Für den Großeinkauf schickten die Ashtons zweimal die Woche einen Wagen bei Sonnenaufgang nach Covent Garden. Auf dem Markt von Hungerford versorgten sie sich lediglich mit dem, was sie täglich frisch brauchten.
Und das war offensichtlich Fisch. Jess begutachtete einen Haufen Makrelen, die auf feuchtem Leinen unter den Markisen lagen. Sie hatte einem der Marktjungen ihren Korb in die Hand gedrückt.
»Ich weiß nicht«, sagte sie gerade. »Ich dachte, dass Schellfisch vielleicht ganz gut schmecken würde.« Dann hörte sie mit ungläubigem Staunen zu, dass der Schellfisch am Nachbarstand schon fast drei Tage dalag, man diese Makrelen hier aber erst am Morgen frisch gefangen hatte.
»Ich weiß nicht«, meinte Jess und stupste ein längliches Exemplar an. »Außerdem ist Schellfisch billiger.«
Das Gespräch verfiel schließlich in minutiöses Feilschen um einen Schilling und sechs Pence für drei mittelgroße Makrelen oder vier größere für zwei Schilling, drei Pence. Sebastian lehnte sich an einen von Kohl und Rüben überquellenden Stand und hörte zehn lange Minuten zu, wie Jess den Preis für zwei Makrelen und fünf namenlose silbergraue Fische mit großer Entschlossenheit auf zwei Schilling und einen halben Penny drückte. Die Marktfrau wickelte die Fische in Zeitungspapier ein und steckte sie mit der Zufriedenheit einer Frau in den Korb, die auch bereit gewesen wäre, sich auf glatte zwei Schilling herunterhandeln zu lassen.
»Austern«, murmelte Jess vor sich hin, als er sich näherte. »Hallo, Sebastian, wieso verfolgst du mich?«
»Ich folge dir gern.« Der zerlumpte Junge, der den fast zur Hälfte mit Fisch gefüllten Korb trug, funkelte ihn böse an. Offensichtlich weckte Jess den Beschützerinstinkt dieses kleinen Kerls. »Musst du denn einkaufen gehen? Ich hatte zwar in letzter Zeit kein Auge darauf, aber normalerweise sitzt in unserer Küche immer ein halbes Dutzend Mädchen herum, die nicht sonderlich viel Arbeit haben. Genauso gut könnte auch eines von ihnen den Einkauf erledigen.«
»Wenn du dein Gästebett mit Gebärenden belegst, musst du dich auf gewisse Störungen einstellen. Deine Köchin ist betrunken. Du wirst Fischeintopf zum Abendessen bekommen. Es ist so ziemlich das Einzige, von dem ich weiß, wie es zubereitet wird.«
»Das ist alles noch besser, als Tante Eunice auf die Küche loszulassen. Wohin jetzt?«
»Zu den Zwiebeln. Nein, die nicht.« Sie ignorierte die Körbe, an denen sie vorbeikamen. »Frühlingszwiebeln. Mit dem Grünzeug dran. Warum gehst du nicht einfach … «, sie winkte ihn vom Stand weg, »… und siehst dich etwas um oder so.«
Also schlenderte er umher. Der Boden war mit den durch die Luft fliegenden Federn von Gänsen bedeckt, die gegen den Wind gerupft wurden. Der Mann, der Trockenfrüchte und Nüsse verkaufte, hatte auch Mandeln. Also kaufte Sebastian eine Handvoll davon und aß sie aus der Papiertüte, während er weiterschlenderte. Auch die Orangen fielen ihm ins Auge. Wahrscheinlich waren es welche von seinen. Er pfiff nach dem Jungen, den Jess ausgesucht hatte, legte, als dieser herbeigetrabt war, die Mandeln auf den Austern ab und machte sich daran, Orangen im Korb zu verstauen.
Je eine Frucht steckte er sich in die linke und rechte Jackentasche und ging an die Stelle zurück, wo Jess stand und zu guter Letzt einen Handel über eine Handvoll Frühlingszwiebeln und ein winziges Bündel von dem unter Dach und Fach brachte, was wie Unkraut aussah.
Sie blickte in den Korb. »Orangen. Du weißt, dass in eurer Speisekammer schon ein oder zwei Körbe davon herumstehen, Sebastian. Oder auch nicht, nehme ich an. Und Mandeln. Oh, schön, die verderben nicht. Bring das bitte zum Kennett-Haus. Kennst du es?«
Der Junge bejahte, indem er die Augen gen Himmel verdrehte und murmelte: »… wo sie die ganzen Dirnen aufnehmen … « Er grapschte den Penny, den Sebastian ihm hinhielt, und verschwand.
»Vermutlich wird er einen Farthing bekommen«, prophezeite Jess.
»Dann wird er mir wohl ein Leben lang zu treuen Diensten sein. Macht dir so etwas Spaß?«
»Fisch einkaufen? Ja, in der Tat. An den meisten Orten, an denen ich lebe, lässt man mich nicht mal in die Küche. Es muss schon drei Jahre her sein, dass ich zuletzt Fisch gekauft habe. Ich meine, nur einen Fisch, keine
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