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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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er hätte es nicht geschafft, aber … « Voller Unbehagen zuckte sie mit den Schultern. »Er besitzt Macht. Und das alte Leben hatte seinen Reiz. Es wäre nicht leicht geworden, ein zweites Mal von ihm loszukommen. Ich stehe in deiner Schuld.«
    »Du hättest nicht noch mal für ihn gearbeitet, doch vermutlich dafür gebüßt. Und ich wäre gekommen, um dich rauszuholen. Jess, warum hast du dich an Lazarus verkauft?«
    »Ich wünschte, ich könnte herausfinden, wie dein Verstand arbeitet. Wie sind wir nur darauf gekommen?« Sie rieb sich mit der Hand übers Gesicht und sah verwirrt aus. »Das ist schon lange her. Lass uns über etwas anderes reden!«
    »Du solltest mir deine Dankbarkeit beweisen. Los, zeig sie mir! Erzähl schon!«
    Ihr Mundwinkel zuckte kurz nach oben. In ganz London gab es kein ausdrucksvolleres Gesicht. »Jetzt machst du es schon wieder, Sebastian … Du bringst mich dazu, etwas zu tun. Manchmal stellst du es geschickt an und entlockst es mir in aller Heimlichkeit, und manchmal fragst du einfach. Ich weiß nie, was gerade der Fall ist.«
    »Diesmal frage ich nur. Später fange ich es geschickt an.«
    »Das Ganze ist eine traurige Geschichte, die du gar nicht hören möchtest.«
    »Würde ich sie nicht hören wollen, hätte ich nicht nachgefragt.«
    »O Gott, wenn du unbedingt willst … « Einige Meter entfernt stürzte eine Möwe herab und schnappte sich eines der im Wasser treibenden Veilchen. In der nächsten Sekunde ließ sie die Blume fallen und flog missmutig dreinblickend davon. Jess sah zu, während sie über alles nachsann und sich dann entschloss, es Sebastian zu erzählen. »Ich war noch sehr jung. Acht, glaube ich. Mein Vater ging nach Frankreich, wo er festgenommen wurde, was wir aber nicht wussten. Wir merkten nur, dass er nicht zurückkam. Ich tat mein Bestes, doch das Geld wurde knapp. Meine Mutter und ich landeten schließlich … dort.« Sie wies mit dem Daumen flussabwärts über ihre Schulter, in Richtung der schlimmsten Ecke der Londoner Elendsviertel. »Ein Zuhälter kam und wollte meine Mutter holen. Am Ende habe ich ihn getötet.«
    Dieses anmutige Mädchen vor ihm, dieses nachdenkliche, intelligente Gesicht, das für Feingefühl sprechende schlichte Kleid. Sebastian versuchte es zwar, schaffte es jedoch unmöglich, sie sich in diesem Umfeld vorzustellen – weder die Zuhälter noch das Morden noch Lazarus passten zu ihr.
    »Du würdest nicht glauben, was ich in der Nacht durchgemacht habe. Als er mir das Messer abnahm, stürzte er in das blöde Ding. Und ich war voller Blut. Er hatte etwa eine Million Cousins. Ich war auf dem besten Wege, mir und Mama ein wirklich grausames Ende zu bereiten.«
    Sebastian konnte sehen, wie ihre Hände, die in ihrem Kleid zu Fäusten geballt waren, zitterten. »Ich kannte Lazarus. Von Angesicht zu Angesicht. Ich hielt uns mit Diebstahl über Wasser, und Lazarus ließ mich die Schutzgebühr persönlich bei ihm abdrücken. Das macht er so bei denen, die er im Visier hat, aber davon wusste ich damals noch nichts.« Ihre Hand öffnete und schloss sich wieder, während sie sich in den Stoff ihres Rockes krallte. »Außerdem nahm er mir immer alles ab, was ich geklaut hatte, was ihm sonst gar nicht ähnlich sieht. Ich weiß nicht, was er sich eigentlich dachte, wovon wir leben sollten.«
    Sebastian knurrte und hörte es selbst. Sie aber bemerkte es gar nicht, da sie ein Dutzend Jahre in der Vergangenheit weilte.
    »Er wollte, dass ich für ihn arbeite. Alle Kinder, die ich kannte, träumten davon … einmal für Lazarus zu arbeiten. Aber ich wollte so etwas gar nicht. Woche für Woche sprach er davon, dass ich ein Kurier wäre.« Sie hob die Hand und zeichnete eine knappe Geste in die Luft. »Und ich bin einfach weggehüpft.«
    Acht Jahre alt … und stellt sich gegen Lazarus. Sie hatte auch nie nur den Hauch einer Chance gehabt.
    »Als ich Klumpy – das war der Zuhälter – umbrachte … Sebastian, hast du eine Ahnung, wie es ist, wenn man fieberhaft nach einem Ausweg sucht, die Welt jedoch so zusammengeschrumpft ist, dass man nur noch eins tun kann? Ich bat Lazarus um Hilfe. Er wollte mich aber nicht einfach nur als Kurier und sagte, ich müsste einen Schilling von ihm annehmen. Er hat mich gekauft. ›Meine Seele gekauft‹, sagte er.«
    »Hast du jemanden für ihn umgebracht?«
    Auf einmal grinste sie. »Das war seine Art, mit einem zu spielen. Er hat die Geschichte um Klumpys Tod ein wenig aufgebauscht, ein Messer in den Tisch gerammt, wie

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