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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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ganze Bootsladung und gedörrt.« Dann schlängelte sie sich flink durch die Stände, herum um Gemüsetürme, Kisten mit lebenden Hühnern und Körbe voller Fisch. »Du hast meinen Ruf ruiniert«, stellte sie fest. »Ich kann nie wieder zurückgehen. Du hast sie alle davon überzeugt, dass ich deine Mätresse bin.«
    »Woraus du lernst, dass du sie mit deinem breiten Cockney verschonen solltest.«
    Jess hatte wieder dunkle Ringe unter den Augen. Sie waren beide die ganze Nacht lang auf den Beinen gewesen. Floras Baby, ein Junge, war bei Sonnenaufgang zur Welt gekommen. Ein gesundes Kerlchen mit einer kräftigen Lunge.
    Ein kleines Mädchen mit zerrissenen Röcken saß am Rande des Marktes und verkaufte Veilchen. Sebastian warf ihr ein Sixpence-Stück zu, nahm sich ein Sträußchen und überreichte es Jess. Daraufhin verlangsamte sie ihre Schritte. Während sie weitergingen, drehte sie die Blumen in den Händen und war sich nicht sicher, was sie damit anstellen sollte.
    »Du hättest ihr keine sechs Pence geben müssen«, sagte sie schließlich. »Was außerdem ziemlich sinnlos ist. Die alte Dame, die sie damit losschickt, wird ihr das Geld abnehmen.«
    »Eigentlich solltest du nur ›vielen Dank‹ sagen, dir die Blumen unter die Nase halten und lächeln. Hat dir noch nie jemand Veilchen geschenkt?«
    Sie hatten den Markt hinter sich gelassen und befanden sich jetzt in einer der Seitenstraßen, die zum Fluss führten. Jess roch an den Blüten. Doch was folgte, war kein Lächeln, sondern ein nachdenkliches, verwirrtes Stirnrunzeln. »Ich glaube, Veilchen habe ich noch nie bekommen.«
    Er dachte an die getrockneten Blumen, die er beim Durchsuchen ihrer Kleider gefunden hatte. Gänseblümchen. Vor vielen Jahren hatte ihr engelgesichtiger Liebhaber ihr Sommerblumen geschenkt. Wahrscheinlich hatten sie sich während der gesamten Heuernte über wie Welpen aneinandergekuschelt.
    »Blumen habe ich als kleines Mädchen nie verkauft«, erklärte sie. »Lange Finger zu machen war weitaus einträglicher.«
    »Welch erhebendes Gespräch ich doch mit dir führe. Wohin gehen wir?«
    »Ich weiß nicht, wohin du noch willst. Jedenfalls bin ich auf dem Weg ins Büro. Ich habe einhundertdreißig Kubikmeter leeren Laderaum für Boston am nächsten Mittwoch und noch nichts eingekauft, um ihn zu füllen.«
    »Was willst du denn kaufen?«
    Sie waren am Kai angelangt. Hier war die Straße breit, ruhig und nur wenig belebt. Der Wind blies vom Fluss her und drehte immer wieder die silbergrünen Blätter der Pappeln um, die man in einer Reihe entlang der Themse gepflanzt hatte. Eine Barkasse zog gleichmäßig flussabwärts. In der Nähe der Westminster Bridge ruderte ein Kahnschiffer in einem langen, flachen Skullboot wedelnd flussaufwärts. Es war ein ruhiger, sonniger Tag.
    »Tja, gute Frage. Tee, würde ich sagen. Verhandlungen um Oolong traue ich mir durchaus zu. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer ich es habe, jetzt, da mein Vater eingesperrt ist. Ich bin nicht annähernd so gut im Verhandeln wie er. Hätte er den Fisch gekauft, hätten wir ihn für sechs Pence bekommen.«
    Das war ihr voller Ernst. Der Fluss war an dieser Stelle von einem breiten, glatten Steinsims eingefasst. Während sie den Veilchenstrauß locker darüber gleiten ließ, dachte sie nach, wie sie den Fisch etwas billiger hätte bekommen können, wie sie in Sebastians Büro einbrach oder einen Einkauf über einhundertdreißig Kubikmeter Tee tätigte.
    Ein Paar steinerne Löwen bewachte die Treppe zum Fluss. Seine Jess war völlig versunken und starrte gedankenverloren in den Himmel. Über dem Fluss tanzten Dutzende von Schwalben und ließen sich vom warmen Wind tragen. Sebastian drängte sie immer weiter an die Mauer, bis sie sich setzte und zwar förmlich in den Schoß des ersten Steinlöwen.
    »Das sind Spatzen, richtig?«, fragte sie.
    »Schwalben, Jess.«
    Sie schwieg, während sie in Gedanken noch immer ein Dienstmädchen, eine Taschendiebin oder irgendein Cockney-Balg war. Sie saß da, zog die Knie eng an sich und legte ihr Kinn auf dem Unterarm ab. Als sie noch einmal die Veilchen hob und daran schnupperte, kräuselten sich ihre Lippen. »Schwalben«, wiederholte sie, und versuchte sich den Namen einzuprägen. »Was macht man mit den Veilchen, die man geschenkt bekommt?«
    Er nahm ihr die Blumen aus der Hand, streifte das Band von den Stielen und ließ sie ihr lose in den Schoß fallen. »Man genießt sie.«
    Dies entlockte ihr ein Grinsen, das zur

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