Eine riskante Affäre (German Edition)
Blick in Jess’ Ausschnitt fallen. »Immerhin ist diese hier recht passabel.«
Es gab eine Zeit, da wäre sie versucht gewesen, ihn um seine Taschenuhr zu erleichtern, die er ihr gerade mit seinem Bauch entgegenschob. Darüber war sie jetzt hinaus. Nebenbei bemerkt handelte es sich um eine recht hübsche goldene Uhr.
Er sagte nachdenklich: »Wirklich schade. Du steckst sie in schwarzen Serge und überträgst ihr einen Haufen häuslicher Pflichten. Sie wird so nützlich und angesehen werden wie eine Tischdecke. Welch eine Verschwendung! Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob einige von diesen Mädchen in ihrer gewohnten Umgebung nicht besser aufgehoben wären.«
Aus der Nähe betrachtet – und er war nah – ähnelte Quentin seinem Cousin weniger, als es auf den ersten Blick schien. Er war wie eine Kopie des Kapitäns, jedoch eine, die gegen Ende der Auflage gedruckt worden war, wo die Farbe nicht mehr so satt ist.
»Du wirst wahrscheinlich ein Dienstmädchen aus ihr machen. Worin sie recht gut sein dürfte, wenn ihre Dienstherren die Löffel regelmäßig nachzählen.« Er kniff Jess in die Wange. Einfach so. Zwick. »Wären Sie gern ein Dienstmädchen, junge Frau?«
Alles in allem betrachtet, nein .
»Sie sehen so aus wie eines«, erklärte er. »Ich wünschte, du würdest sie nicht mit deinem Lalumière und Wollstonecraft und all den anderen verderben, Eunice. Davon versteht sie doch nicht mal einen Bruchteil. Sie wird sich niemals an vernünftigen Gesprächen über politische Themen beteiligen können. Du machst sie unzufrieden, wenn du ihnen das Lesen beibringst, und du verwirrst sie.«
Also sagte Jess: »Ich kann eigentlich lesen.«
Er riss seinen Blick von ihrer Korsage los und merkte, dass sie ein Gesicht hatte. »Wie bitte?«
»Lesen, schreiben, addieren und subtrahieren, und ich kenne alle Könige und Königinnen von England, der Reihe nach.«
»Jess, das ist mein Neffe Quentin.« Eunice war sauer. »Und das ist Jess Whitby. Sie wird eine Weile bei uns bleiben. Du musst diesen Muffin nicht essen, Sebastian. Heute sind sie steinhart.«
»Meine vielen Jahre auf See haben mich gegen die Unbilden des häuslichen Lebens abgehärtet.« Der Kapitän tunkte den Muffin in seinen Tee, um ihn einzuweichen. »Quent, ehe du noch weiterredest. Wir sprechen von Whitby, von Whitby Trading. Sie ist Josiah Whitbys Tochter.«
»Whitby? Das ist doch lächerlich. Wie sollte Whitbys Tochter denn hierhergeraten?«
Eunice wischte mit einer Serviette Krümel von Standishs deutschem Buch. »Sie war in einen Zwischenfall am Kai verwickelt, in der Nähe des Lagerhauses ihres Vaters. Bastian hat sie löblicherweise mit nach Hause gebracht.«
»Was für ein Zwischenfall? Was soll das heißen, ein Zwischenfall? Sebastian, was ist passiert?«
»So ein Hafen ist gefährlich.« Der Kapitän musterte sie nachdenklich. Als plante er etwas, würde sie sagen. »Und Whitby sollte besser auf seine Sprösslinge achtgeben.«
»Die nächste Zeit werde ich auf sie aufpassen«, versprach Eunice. »Und du, Sebastian, wirst dafür sorgen, dass sie nicht noch mehr unliebsame Begegnungen am Kai hat. Ich verlasse mich darauf. Isst du noch etwas zum Frühstück, Quent, oder bist du in Eile?«
»Kann leider nicht bleiben. Ich werde im Komitee erwartet. Aber sie sollte besser nicht … Es ist nicht … « Quentin setzte noch zu ein paar weiteren Sätzen an, ehe er sich schließlich für einen entschied. »Du hast nichts falsch gemacht, Bastian. Ich bin sicher, dass du unter den gegebenen Umständen getan hast, was du tun konntest, doch sie gehört nicht zu dem Abschaum, den Eunice sonst von der Straße aufzusammeln pflegt. Wir können das Mädchen nicht wie eine streunende Katze bei uns aufnehmen. Sie muss nach Hause zurück.« Er nahm ihren Arm, um seinem Standpunkt Nachdruck zu verleihen. Seine Hände waren glatt wie die einer Frau, dennoch schaffte er es, einen ihrer blauen Flecke zu quetschen. »Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie es aussieht, wenn wir sie bei uns im Haus behalten? Für sie? Für uns?«
Der Blick des Kapitäns streifte sie kurz. »Ich sehe da kein Problem.« Er war das Bild eines Mannes, der es gewohnt war, Probleme, die sich ihm stellten, aus der Welt zu schaffen.
Quentin kämpfte sich durch einen ganzen Urwald aus Gründen, warum Jess Whitby nicht in diesem Haus sein sollte. Worunter einige recht gute waren, mit denen er allerdings nicht einmal einen Hund hinter dem Ofen hervorgelockt hätte. Es war
Weitere Kostenlose Bücher