Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
Vom Netzwerk:
beschäftigter. Entschuldigt mich. Claudia. Eunice. Quentin.« Der Kapitän erhob sich. In seinen Augen funkelte es auf, so kurz wie ein Fisch in einer Welle. »Jess, Sie sind fertig hier.« Er langte unter ihren Ellbogen und zog sie aus dem Stuhl, als wöge sie gar nichts.
    Claudia stichelte: »Ich fing gerade an, es zu genießen.«
    »Lass es lieber! Eunice, ich bringe sie zu Bett, ehe sie über den Teetassen in Ohnmacht fällt.« Dann schob er sie vor sich her auf die Tür zu.

8
    Er zog sie in die große Empfangshalle. Die Arbeiter hatten die Holzkisten fortgeschafft und den Ort verwaist zurückgelassen. Die Sonne warf ein strahlendes Licht auf den großen dekorativen Kristallleuchter über ihr, die silbernen Kerzenständer auf einem Tisch an der Seite und die Rückenlehnen der Zypressenholzstühle. Lauter vornehme Dinge reicher Leute. Nun war sie mit Sebastian Kennett allein.
    Sie ergründete sein Gesicht auf der Suche nach Wärme oder Humor … irgendetwas, das ihr zeigte, dass dies noch derselbe Mann war, dem sie gestern Abend begegnet war. Keine Anzeichen. Nur dieser kalte, abschätzende, starre Blick. Es war, als wäre Kapitän Sebastian aus seiner Haut ausgezogen und hätte stattdessen einen Fremden dort zurückgelassen.
    Jess erinnerte sich, wie er sich angefühlt hatte. Ihre Handflächen hatten Tausende von Geheimnissen über seinen Körper herausgefunden. Das alles wollte sie gar nicht wissen. Sie wollte ihn lieber überhaupt nicht kennen.
    Er begleitete sie recht bestimmt zum Treppenaufgang. Keine Menschenseele in Sicht. Es war verwunderlich, dass hier nicht ein einziger Diener geschäftig umherlief. Sebastian Kennett presste sie an die Wand, wo die in den Putz eingearbeiteten Schnörkel, Blumen und Blätter Bekanntschaft mit ihrem Rücken machten. Voller Klumpen und Spitzen, dieser kunstvolle Verputz.
    Er sagte: »Sie haben auf der Katherine Lane auf mich gewartet.«
    Pitney hatte ihr geraten, sich von dort fernzuhalten. Doyle – dieser gerissene, kluge alte Doyle – hatte sie davor gewarnt, Spielchen mit Sebastian Kennett zu treiben. Offensichtlich tat es ihr nicht gut, Ratschläge einzuholen, die sie dann doch nicht befolgte.
    Sie hatte viele Gründe, sich zu wünschen, keine Kopfschmerzen mehr zu haben. »Die Lane steht jedem offen.«
    »Jedem, dem es egal ist, ob er überfallen und auf den Kopf geschlagen wird. Das war nicht Teil Ihres Plans, als Sie da draußen auf der Katherine Lane wie ein Senfpflaster an mir klebten.«
    »Wo denken Sie hin? Ist Ihnen noch nie aufgefallen, dass das Leben manchmal eine Überraschung bereithält? Ich erinnere mich, dass ich einmal … Ich war in Kairo, hatte nur meine eigenen Angelegenheiten im Sinn und … «
    »Wenn Sie doch verdammt noch mal in diesem Augenblick in Kairo wären! Ich möchte Sie aus dem Haus haben.«
    Na, sicher würde er das, wenn er Cinq wäre, oder etwa nicht? Cinq hätte jede Menge Geheimnisse und Gemeinheiten in allen Ecken und Winkeln seines Hauses versteckt. »Das dachte ich mir schon. Ich bin nämlich eine hochsensible Frau. Ich wollte gerade eine lustige Anekdote erzählen, über die allgemeinen Unwägbarkeiten des Lebens und wie … «
    »Hören Sie auf damit, Miss Whitby.« Von allen Familienmitgliedern stand dem Kapitän die Ashton-Nase am besten. Über diese Nase hinweg angestarrt zu werden … oh, das jagte einem einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Wäre sie ein Seemann gewesen, hätte sie sich jetzt darangemacht, das Deck zu schrubben, und zwar im Eiltempo. »Das Blöde daran ist, dass ich Sie nicht heimschicken kann. Wer auch immer sich eigentlich um Sie kümmern soll, macht es nicht. Aber hierbleiben können Sie auch nicht.«
    Doch, das konnte sie.
    Jede Wette, dass er in seiner Stahlkassette vertrauliche Unterlagen aufbewahrte, keine dreißig Meter von dieser Stelle entfernt. Wahrscheinlich Briefe, ein Logbuch vielleicht. Jede Art von Material, das hier herumlag, war möglicherweise belastend. Irgendetwas in diesem Haus würde ihr verraten, ob er unschuldig war oder nicht. Wenn sie mit Kennett fertig war, würde er nicht mehr genügend Geheimnisse besitzen, um auch nur einen Fingerhut damit auszustaffieren.
    Auf einem der dekorativen kleinen Tische anderthalb Meter weiter links lag eine große Lederaktentasche, die sich wie eine schwangere Frau wölbte. Das dürfte Quentins Tasche sein, und er hatte sie einfach da liegen lassen, wo jeder an sie herankam. Falls der Kapitän Cinq war, durchstöberte er Quentins

Weitere Kostenlose Bücher