Eine riskante Affäre (German Edition)
Papiere vermutlich mit einiger Regelmäßigkeit. Jemand, der so unvorsichtig war wie Quentin, lud geradezu dazu ein, hintergangen zu werden.
Die spitzen Teilchen im Putz hinter ihrem Rücken wurden nicht bequemer. »Ich würde gern bleiben. Und Ihre Tante hat mich dazu eingeladen. Übrigens mag ich sie.«
»Jeder mag meine Tante. Ich lasse nicht zu, dass man Eunice ausnutzt.«
»Ich habe nicht vor … «
»Sie haben es bereits. Ich habe keine Ahnung, welche Lügen Sie ihr aufgetischt haben, doch damit ist jetzt Schluss. Nein. Versuchen Sie gar nicht erst, es abzustreiten!« Mit riesigen, stahlharten Fäusten hielt er sie wie versteinert an beiden Schultern fest, die eine und die andere. Wohl um sie einzuschüchtern. Was ihm ziemlich gut gelang. »Es gibt nur einen einzigen Grund, warum Sie nicht in diesem Augenblick vor der Tür sitzen. Da draußen sind Sie nicht sicher. Ein Freund von mir besitzt ein Landhaus in Hampstead. Dorthin werde ich Sie schicken.«
Er schmiedete Pläne für sie. »Ich war mal ein Weilchen auf dem Land. Sie würden nicht glauben, wie gefährlich es dort ist. Schweine und Pferde und diese riesigen schwarzen Krähen, die sie überall frei herumfliegen lassen. Vögel, so groß wie Hühner. Und Kühe. Eine Kuh ist mir mal auf die Füße getreten, und das hat höllisch wehgetan. Ich bleibe lieber in London, vielen Dank.«
Jess musste zugeben, dass es sehr befriedigend war, Sebastian Kennett auf diese Weise zuzusetzen und zu beobachten, wie sein Gesicht immer finsterer wurde. Sie hatte eine ziemlich spitze Zunge.
»Sie tun, was ich sage«, entgegnete er.
Ich denke ja gar nicht daran. »Weiß Ihre Tante eigentlich, dass Sie sich Mädchen auf der Katherine Lane kaufen?«
Keine noch so kleine Veränderung in seinem Blick. Kein Blinzeln. Unergründlich, dieser Kennett.
»Und dann auch noch für einen viel zu hohen Preis.« Sie bemerkte ein winziges Zucken an seinem Mund. Ein Punkt für sie. »Vielleicht schlendere ich einfach in den Frühstücksraum zurück und setze sie ins Bild. Dann können Sie ihr berichten, was wir letzte Nacht in Ihrer Koje getrieben haben. Von mir kann sie da nicht so viel erfahren, weil mir etwa zehn Minuten, nachdem Sie mir diese Droge verabreicht haben, der Durchblick verloren gegangen ist.«
»Verflucht. Ich habe Ihnen keine … «
»Wie wäre es, wenn Sie mir erzählen, was geschehen ist. Das würde uns alle interessieren.«
»Ich habe Sie nach Hause getragen und ins Bett gesteckt. Und Ihnen etwas angezogen. Das ist das«, er zerlegte die Worte in mundgerechte Portionen, »was ich mit Frauen anstelle, die eine Kopfverletzung haben. Sie zu belästigen kommt auf meiner Vergnügungsskala erst ganz weit unten. Ich mag vielleicht eine Reihe schlechter Gewohnheiten haben, Miss Whitby, bewusstlose Frauen zu vergewaltigen gehört aber nicht dazu.«
»Ihre Tante wird froh sein, das zu hören. Erleichtertes Aufatmen von allen Seiten. Sollen wir wieder hineingehen und darüber reden?« Es war ein gefährliches Spiel, den Kapitän zu erpressen.
Sein Griff an ihren Schultern wurde hart und schwer. Schwer wie Blei. »Was wollten Sie mir gestern Abend unterjubeln?«
Jedes Wort von dem, was er sagte, war für sich genommen verständlich, doch zusammengesetzt ergaben sie keinen Sinn. Und das, wo sie von Müdigkeit geplagt war. Müdigkeit, Schwindel und leichter Übelkeit. Unterjubeln? Vielleicht war ihr da ein interessantes Detail der vergangenen Nacht entfallen. »Im Allgemeinen liebe ich Rätsel. Aber heute nicht. Versuchen Sie es mit einem anderen Spiel.«
»Wie wär’s mit der Wahrheit?« Wie zur Betonung schüttelte er sie kurz. »Ihr Vater hat Ihnen etwas gegeben, das Sie mir zustecken sollten. Was war das? Ein Brief? Ein Dokument? Muss ich erst zurückgehen und es aus dem Schlamm fischen?«
Was denn aus dem Schlamm fischen? Welcher Brief? Sie musste die Augen schließen, um die Worte zu zerlegen und darüber nachzudenken. Zustecken.
Er war der Meinung, Papa hätte sie losgeschickt, um ihm auf der Katherine Lane heimlich belastende Beweise in die Unterwäsche zu stecken. Er dachte, sie hätten einen Unschuldigen dazu auserkoren, sein Leben am Galgen auszuhauchen, um so ihren Vater zu retten. Oh, wie einleuchtend, logisch und abgebrüht!
Genau so denkt Cinq . »Sie glauben gar nicht, wie gern ich Sie dorthin schicken würde, damit Sie im Schmutz wühlen. Aber lassen wir das. Dort liegen keine Papiere im Schlamm. Auch nicht woanders.«
»Ihr Vater schert sich einen
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