Eine riskante Affäre (German Edition)
Dreck darum, ob er Sie in Gefahr bringt. Er hat Sie auf mich angesetzt, weil er wusste … « Sein Griff wurde noch fester. »Was ist denn los?«
Sein aus scharfen Kanten und rauen Flächen bestehendes dunkles, räuberisches Gesicht beugte sich zu ihr. Welch tiefschwarze Augen! Nachtaugen, in denen Feuer loderte. Sie zogen und zerrten wie ein Strudel aus dunklen Wassern. Beinahe wäre es eine Erlösung, sich einfach fallen zu lassen.
Er murrte: »Wozu rede ich eigentlich auf Sie ein? Sie können sich kaum noch auf den Beinen halten, und die Wahrheit erfahre ich von Ihnen ohnehin nicht.« Mit einer schnellen Bewegung beugte er sich vor, holte sie von den Füßen und hob sie auf den Arm. »Sie gehören ins Bett.« Festen, ärgerlichen Schrittes stapfte er über den Marmorboden die Treppe hinauf.
Es war, als wäre sie von einer Meereswelle erfasst worden undseine Kraft grenzenlos. Jess krallte sich mit einer Hand in seinen Ärmel. »Sie können mich wieder runterlassen. Es geht schon.«
»Möchten Sie etwa ins Bett zurückkriechen?« Genauso schnell, wie sie darüber sprachen, befanden sie sich auch schon auf dem Treppenabsatz des ersten Stockwerks. Er folgte dem langen Flur, vorbei an Schlafzimmertüren, jenen persischen Miniaturen und etwas Neuem – einer Prozession kleiner brauner Töpfe, die in Reih und Glied an der Wand entlangmarschierten. »Das nächste Mal lasse ich Sie es versuchen. Wird lustig werden. Und wenn Sie zusammenbrechen, steige ich einfach über Sie hinweg.«
Dann hatten sie die hintere Treppe erklommen, und er war nicht einmal außer Atem. Als die letzten Stufen zum Dachboden auf halbem Wege eine enge Wendung machten, musste er seitwärts hindurch, brauchte jedoch nicht mal anzuhalten. Sein gutes Gleichgewicht hatte er auf See erlangt, vom Klettern in der Takellage. Als er die Tür zu ihrem Schlafzimmer mit dem Fuß auftrat, knallte sie gegen den Putz. Es rappelte gewaltig.
Dann legte er sie auf die Tagesdecke, so vorsichtig, als bestünde sie aus Glas. Verflucht kompliziert, dieser Kapitän.
Sie setzte sich schnell auf, wobei sie das Bettzeug zerwühlte. Nach einer Minute hörte das Zimmer auf, sich zu drehen, und er stand abwartend über ihr. Dies war einer der Momente, in dem vieles als Nächstes passieren konnte.
Schwer zu sagen, was Kennett tun würde, wenn er Cinq wäre. Vielleicht würde er sie erdrosseln. Oder aber er würde sie erwürgen, obwohl er gar nicht Cinq war, nur um sie zu verwirren. Eine Frau, die auch nur einen Funken gesunden Menschenverstand besaß, spränge jetzt auf und liefe in Richtung Tür.
»Sehen Sie mich an!« Er stupste sie beinahe mechanisch unters Kinn. »So ist es gut. Und nun hören Sie mir gut zu, Miss Whitby. Was Sie in diesem Haus vorhaben, funktioniert nicht. Sie können einen Berg von Beweisen in den Ecken verstecken, und doch wird niemand sie für echt halten. Welch kluge Ränke auch immer Sie schmieden, wie stark auch immer Sie Ihren Liebreiz spielen lassen, es wird nicht klappen.«
»Ich habe gar nicht vor … «
»Sie können unter folgenden Bedingungen bleiben.« Uiuiuiui, war der böse auf sie! Nicht, dass er bis zu diesem Zeitpunkt die Freude in Person gewesen wäre, aber jetzt blickte er sie mehr als finster an. »Solange Sie unter meinem Dach sind, werden Sie sich benehmen. Lügen Sie meine Tante nicht mehr an. Halten Sie sich von Quentin fern. Und zanken Sie nicht mit Claudia. Zügeln Sie Ihre lebhafte Zunge, wenn Sie mit ihr reden.«
»Ich bin die Höflichkeit in Person.«
»Ich sollte Ihnen so fest in Ihren hübschen Hintern treten, dass Sie hochkantig aus dem Haus fliegen. Sie beteiligen sich an einem üblen Spiel, Miss Whitby. Sie haben es in mein Haus gebracht und ziehen meine Familie mit hinein. Doch da draußen lauern Männer, die vorhaben, Sie in einem Stück zu verschlingen. Ich kann Sie nicht dahin zurückschicken.«
»Ich bin durchaus … «
»Ich weiß genau, was Sie sind.« Er ließ seine Finger in ihren Nacken gleiten und schob sie in ihren Zopf. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie spürte, wie er sich in ihrem Haar vergrub, warm und intim, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Man hatte den Eindruck, als hätten sie ein paar Phasen beim gegenseitigen Kennenlernen übersprungen. »Früher hat dieser Raum der Gouvernante gehört. Hier oben ist es ruhig und abgeschieden. Die Tür besitzt einen Riegel. Meine Tante bringt hier die Frauen unter, die sie auf der Straße aufsammelt, weil sie ein Gefühl der
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