Eine riskante Affäre (German Edition)
würde es wagen, ihr im Dunkeln aufzulauern, solange der Kapitän hier war. Die Art und Weise, wie er sie hielt, war freundschaftlicher Natur. Als kämen sie gut miteinander aus. Als hätten sie dies schon Hunderte Male getan. Als gingen sie immer in diesen Garten hinaus, wenn das Wetter gut war und der Busch dort in der Ecke in voller Blüte stand. Falls er blühte.
So verharrten sie eine Weile, während Kennett ihren Arm streichelte wie ein Mann vielleicht seine Katze, ohne tieferen Sinn. Ein Kribbeln schlüpfte unter ihre Haut. Weder vollkommen unschuldig noch voller Leidenschaft. Es bildete sich Stück für Stück. Nur ein Hauch von Erregung. Sie gestattete sich, das Gefühl zu genießen, weil er doch nichts davon mitbekam.
Auch wenn sie sich nicht gerade als Gartenexpertin bezeichnen würde, machte ihr dieser hier doch einen vernachlässigten Eindruck. Neben dem Gartentor standen zwei gleiche Büsche vor der Mauer, die von reichlichem Wildwuchs überwuchert waren, und eine magere Reihe Rosen. Jemand hatte eine Harke dort angelehnt und vergessen.
»Eine klare Nacht.« Der Kapitän beim Studium des Himmels. »Morgen, am späten Nachmittag, wird es Regen geben.«
»Das dürfte die Leute zum Staunen bringen. Regen.«
»Sehen Sie mal da.« Er fuhr mit der freien Hand über den Himmel und zeigte ihr einen schmalen Wolkenstreifen, der in der untergehenden Sonne rot erschien. »Federwolken. Auf sie folgt Regen, er zieht von Norden auf. Steuert mit etwa fünfzehn Knoten auf uns zu.«
»Das würde ich gern können. Das Wetter voraussagen. Im Lagerhaus bewahre ich in einem Raum Wetteraufzeichnungen aus ganz Europa auf. Ich jongliere mit den Zahlen und versuche, sie zu verstehen, doch es gelingt mir nicht. Eines Tages wird es Bücher voller Wetterkarten geben, so, wie es Gezeitenkalender gibt.«
»Mag sein. Dann brauchen wir nicht mehr unseren Verstand einzusetzen.«
Sie beobachtete sein Gesicht, während er den Himmel studierte. Es hatte den Anschein, dass er und das Wetter ehrenhafte Gegner wären. Viele Seeleute dachten in dieser Weise über das Wetter. Er lächelte, da ihm die Herausforderung gefiel.
Da war es um sie geschehen. Sie verspürte ein Zwirbeln im Innern. Die schlichte männliche Schönheit seines Mundes langte nach ihr und packte sie bei der Brust. Mit einem schnalzenden Geräusch in der Kehle stockte ihr der Atem.
Er drehte sich langsam zu ihr um. »Unten in Portsmouth gibt es eine Hexe, die den Wind in ihrem Strumpf aufbewahrt. Die Seefahrer bestechen sie, damit sie gutes Wetter macht.«
In ihrem Körper hätte eine Glocke sein können, die leise schlug, wenn er sprach. Jeder seiner Gesichtszüge stach so markant hervor, als wäre er das Einzige, auf den das letzte Tageslicht fiel. Sie wollte eng an ihn rücken und ihm mit der Zunge über den Mundwinkel lecken. Sie wollte ihn an dieser Stelle dort einsaugen und ihn kosten. Das Beben, das sie erfasste, hatte nichts Verspieltes, Leises oder Mädchenhaftes an sich. Vielmehr war es ein lautes und gieriges Surren zwischen ihren Beinen, vulgär und verdammt offensichtlich.
Sie wusste, wie gut es sich anfühlte, einen Mann zu spüren, Haut an Haut. Sie hatte nicht vergessen, wie es sich anfühlte, von den Lippen zu den Augenlidern am Ohr entlang und wieder zum Mund hinabzuküssen. Sie wollte mit den Lippen und der Zunge das gesamte Gesicht des Kapitäns erforschen, bis ihr Mund ihn bis in den letzten Winkel kannte. Bis er ein Teil von ihr war.
Manchmal war sie so verdammt töricht. Das musste sie nicht erst von Papa gesagt bekommen. Sie befand sich in Sebastian Kennetts Haus, und zwar in – wie sie es nennen würde – fieser Absicht. Möglicherweise war er hochgefährlich … hinter aller unverblümten Gefährlichkeit, die er wie eine für jedermann sichtbare Jacke trug. Er war kein Mann, dem sie die Wangenknochen abschlecken sollte.
Sie drängte zum Ende der Bank. »Noch einmal zu Eunice. Ich möchte, dass Sie etwas wissen. Das war nicht dumm von ihr.«
Er zog sie zu sich zurück, ganz beiläufig und ohne viel Aufhebens.
Was daran lag, dass er schon so lange zur See fuhr. Er war es gewohnt, sich in einer Umgebung aufzuhalten, wo sich alles um ihn herum ständig verschob und wieder an seinen Platz zurückgeschubst werden musste. Das machte sie genauso. Er hielt sie warm, während sich die Abendfrische ausbreitete. Mehr nicht. Sie hatte eine zu lebhafte Fantasie. »Einige Leute gehen auf die Gefahr zu und tätscheln ihr in ihrer Unwissenheit die
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