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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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»Raus aus meinem Haus!«
    Der Tisch erbebte, als die Männer dagegenkrachten. Teller und Schalen gingen zu Bruch. Der Saufbold stieß ein lautes Jaulen aus, als Sebastians Knie in seinen Weichteilen landete. Er sackte vornüber und schnappte jammernd nach Luft.
    Der Kapitän krallte sich in die Lederjacke des Mannes, wirbelte ihn herum und stieß ihn durch die Küchentür ins Freie, wo dieser, alle viere von sich gestreckt, auf die scharfkantige Zugangstreppe stürzte.
    Die Magd, die sich als Letzte rasch in die Speisekammer geflüchtet hatte und nun wieder auftauchte, kreischte in den höchsten Tönen. Der Saufbold stöhnte und krallte sich an die Steine. Als der Kapitän ihm nach draußen folgte, robbte er panisch und unter lautem Wehklagen nach oben. Doch noch ehe er oben ankam, packte Kennett ihn beim Kragen, zog ihn hoch und schleuderte ihn im Ganzen vor sich auf den Weg, wo der Besoffene flach auf dem Gesicht im Kies landete.
    »Ich hab nix getan. Ich hab ni…«
    Der Kapitän zerrte ihn hoch. »Wenn ich dich noch einmal in der … « Er rammte ihm die Faust zwischen die Rippen. »… Nähe meines Hauses sehe. Wenn ich dich … « Er packte den zuckenden, sich krümmenden Körper an der Kehle und schüttelte ihn wie ein Hund, der eine Ratte zu fassen bekam. »… in der Nähe meiner Familie sehe. Wenn ich dich in der Nähe einer der Frauen aus meinem Hause sehe. Wenn ich dir auf der Straße begegne … « Er hielt die armselige Gestalt aufrecht und boxte sie ein letztes Mal. »… dann bringe ich dich um.«
    Das war kein Kampf. Das war Kennett bei der Bestrafung eines Mannes. Er warf den Kerl wie Abfall weg und kehrte ihm den Rücken zu, machte sich nicht einmal die Mühe, dem Saufbold nachzuschauen, als dieser im Zickzack und heulend davontorkelte, gegen die hintere Pforte prallte, hektisch an ihr fingerte, bis er sie aufbekam, und floh.
    Jess war dem Kampf aus der Küche und die Stufen hinauf in den Hof gefolgt, nur um zu sehen, ob der Kapitän einem Mann am Ende noch den Kopf abriss. Besser, man wusste gleich, was passierte, als dass man erst hinterher versuchte, es herauszufinden. Im Garten verwob sie die Finger in das Eisengeländer, hielt sich fest und sog alles in sich auf.
    Hinter ihr in der Küche erstarben die Schluchzer nach und nach. Eunice schaffte es endlich, dieses verdammte feuchte Häufchen Elend nach oben zu befördern.
    Als er mit dem Zuhälter fertig war, kam der Kapitän zurück und blieb bei Jess stehen, während sein Blick an ihr vorbeiging.
    Zwei Bedienstete versuchten gleichzeitig, durch die Hintertür in den Garten zu gelangen. Die Diener dieses Hauses waren drahtige und muskelbepackte alte Seebären. Diese beiden hier hätte sie vor wenigen Minuten gut gebrauchen können.
    »Wo seid ihr gewesen?« Doch der Kapitän wartete die Ausflüchte nicht ab. Mit wenigen treffenden Worten hielt er den zwei Kerlen eine Standpauke und schickte sie mit eingekniffenen Schwänzen in die Küche zurück. Ganz Kapitän, wie er das anstellte. Alles, was ihm jetzt noch fehlte, waren ein flatterndes Segeltuch im Hintergrund und das offene Meer.
    Dann wandte er sich ihr zu.
    Zuerst teilte sie ihm mit, was er wissen wollte. »Er hat Eunice kein Haar gekrümmt. Kein einziges.«
    »Das habe ich gesehen.« Kennett trat zu ihr. »Doch aus Ihnen hätte er um Haaresbreite Kleinholz gemacht.«
    »Hat er aber nicht.« Sie wich ans Geländer zurück und machte Platz, damit er vorbeigehen konnte. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der Zwickmühle, ob sie sich nun – ganz vorsichtig – auf die Treppe setzen sollte, bis ihr nicht mehr so schwindelig war, oder ob sie das Ganze abkürzen und gleich an Ort und Stelle zusammenbrechen sollte.
    Der Kapitän überraschte sie mit einem sanften Griff, der sie auf den Beinen hielt. »Los geht’s. So ist es gut.« Das Grün, Braun und Grau des in der Abenddämmerung liegenden Gartens verschwamm, als er sie zehn oder zwölf Schritte weit übers Gras durch den Garten bis zu der Bank an der Seite geleitete. »Ich habe Sie.« Seine Stimme streichelte ihre Nerven wie eine warme Berührung. Schon saß sie auf der Bank, wo er sogleich neben ihr war.
    Dann schloss sie die Augen und überlegte, ob sie sich auf das gleiten lassen sollte, was nach ziemlich weichem Gras aussah. Ein großer Fleck davon befand sich gleich zu ihrer Linken.
    »Nicht ohnmächtig werden.« Er legte einen Arm um ihre Schulter.
    »Das werde ich nicht.« Aber wer weiß. Beißende Kälte erfasste ihren gesamten

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