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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Körper. Sogar ihre Lippen waren taub.
    Der Kapitän drehte sich zu ihr, und sie spürte seine Hand an der Wange. Schwielenbedeckte Finger strichen warm und sanft über ihre Lider und berührten ihren Mund. »Verdammt. Sie sind ja eiskalt.«
    Abwesend, als hätte er eine gewisse Übung darin, glättete er ihr Haar. »Ich will gar nicht fragen, wieso Sie barfuß durchs Haus laufen.«
    Er nahm ihre linke Hand und legte sie mit der Innenfläche nach oben in ihren Schoß, um sie betrachten zu können. »Haben Sie sich verbrannt?«
    »Verbrannt? Oh. Am Topfgriff. Ist nichts passiert. Aber dieser Kerl … « Sie schluckte den Rest dessen, was ihr auf der Zunge lag, runter. Schließlich bemühte sie sich um eine gepflegtere Ausdrucksweise. Schon seit Jahren. »Dieser Mann. Er wird nicht besonders hübsch aussehen, wenn die Wunden verheilt sind.«
    »Das hat er vorher auch schon nicht.« Der Kapitän hatte ihre Handfläche unter das Licht aus dem Küchenfenster gehoben und untersuchte sie, als enthielten die Linien die Geheimnisse des Universums. »Vielleicht etwas gerötet von den Verbrennungen, die Ihrer Aussage nach nicht vorhanden sind. Und hier sind die Kratzer von letzter Nacht, als Sie den Iren entsprungen sind. Ich habe sie gereinigt.« Er zeigte mal hierhin, mal dorthin. Es kitzelte, obwohl er sie gar nicht berührte.
    »War alles Teil meines katzenartigen Rückzugs. Ich habe mich immer gefragt, warum Katzen hinterher nicht so mitgenommen aussehen. Liegt wohl am ganzen Fell.«
    »Ich bin sicher, dass es so ist. Und die hier … « Er fuhr mit der Fingerspitze über die alten Narben an ihrer Handkante. »… hatten Sie schon, bevor ich Sie getroffen habe. Sieht so aus, als hätten Sie Ihre Hände durch Glas gesteckt.«
    »Gut geraten.« In Wirklichkeit waren es Bissspuren. Sie erinnerte sich daran, wie sie zu ihnen gekommen war. Eine schlechte Erinnerung, die sie schaudern ließ.
    Vielleicht hatte er ihr Beben gespürt. Jedenfalls fragte er nicht nach. Er schloss ihre Finger und hüllte ihre Hand in seine. Dann ließ er sie los. »Immer wieder stößt Ihnen etwas zu, Jess. Ich möchte, dass das aufhört.«
    »Ich auch.«
    Nachdem er ihre Hand losgelassen hatte, sagte er für eine Weile gar nichts.
    Dies war ein völlig anderer Kapitän. Er war ihr nicht böse, was zu den kleinen Freuden im Leben zählte, die man ganz bewusst genießen musste, solange sie anhielten. Heute Morgen war er verkrampft und mit Wut im Bauch aus dem Zimmer gestapft, wobei er eine Reihe von spitzen Bemerkungen von sich gegeben hatte. Darüber schien er nun hinweg zu sein. Keine Ahnung, warum.
    Die Küche füllte sich allmählich mit einem Gewirr aus hohen und aufgeregten Frauenstimmen, die sehr ausgiebig und in klagendem Ton diskutierten. Sie fegten, räumten auf und reinigten Töpferwaren. Brachten die Welt wieder in Ordnung. Taten, was Frauen immer tun, wenn Männer mit ihrem Toben und Wüten fertig sind. Es waren beruhigende Geräusche, denen Jess sich jedoch nicht anschließen wollte. Sie lehnte den Kopf zurück und spürte Kennett hinter sich. Fühlte seinen starken Arm solide unter einer Schicht aus Wolle und Leinen.
    Sie täte gut daran, sich nicht einfach so am Arm eines Mannes zu entspannen. Sie kannte ihn doch noch gar nicht richtig. Außerdem mochte sie ihn nicht. Und obendrein konnte er Cinq sein.
    Trotzdem war es – nur in dieser Minute – schwer, sich selbst weiszumachen, dass Kennett Cinq sein könnte. Später würde sie es noch einmal versuchen und dann sehen, ob es ihr leichter fiel.
    Dass sie sich an ihn lehnte, schien er gar nicht zu bemerken. Er blickte einfach nur gedankenverloren in den Himmel. »Es deutet einiges darauf hin, dass Sie ein bewegtes Leben führen, Jess. Hat Sie denn nie jemand davor gewarnt, sich mit wild gewordenen Kerlen anzulegen?« Ihre Schulter lag an seiner Wange, sie waren sich so nah. Als er sprach, konnte sie seine Stimme in ihrem Körper spüren.
    »Ich hatte da nicht unbedingt die Wahl. Mit einem Betrunkenen kann man nicht reden. Er hätte Hackfleisch aus Eunice gemacht. Und anschließend dieses heulende Häufchen Elend von einem Mädchen in Stücke gerissen.«
    »Also sind Sie mit einem Kochtopf bewaffnet auf ihn losgegangen.« Er ließ den Arm, wo er war, lehnte sich zurück und streckte die Beine so aus, dass die Stiefelabsätze sich ins Kiesbett eingruben … ein Mann, der sich hinten im Garten entspannte und beobachtete, wie das letzte Licht aus den Blumenbeeten und dem Unkraut wich. Er

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