Eine riskante Affäre (German Edition)
winkelte den Arm an, um sie näher zu ziehen. Es erschien ihr unhöflich, sich zu beschweren, da er dies doch völlig ohne Hintergedanken tat und sie nicht einmal anschaute.
»Verdammt riskantes Kunststück«, sagte er. »Vielen Dank.«
»Ich hab das nicht für Sie getan.«
»Ich weiß. Sie haben dabei nur an Eunice gedacht. Ich war oben an der Küchentreppe, als ich sah, wie Sie den Kochtopf packten und auf den Kerl losgingen.« Der Griff um sie wurde fester. »Ich habe eine Ewigkeit gebraucht, um die Küche zu durchqueren. Jede einzelne Sekunde habe ich zu mir gesagt, dass Sie stark und klug wären und nicht zulassen würden, dass ihr etwas geschieht. Ich habe mich auf Sie verlassen wie auf meine eigenen Hände.« Er klang … Sie wusste nicht, wie er klang. Als spräche er zu einem alten Freund anstatt mit ihr. »Als ich heute Morgen ging, hatte ich vor, bei meiner Rückkehr alles daranzusetzen, Sie von hier zu vertreiben. Ich hatte mir ein paar Strategien überlegt. Da dachte ich zum Beispiel noch, ich könnte Ihnen Angst einjagen.«
»Sie müssen nur auf Ihren Einsatz warten. Wenn es um Angst geht, bin ich mit dem letzten Kameraden noch nicht fertig.«
»Oh, und wie Ihnen der Schreck in den Gliedern sitzt! Sie zittern ja richtig.« Ein Schnarren der Erheiterung drang aus den Tiefen seiner Kehle. »Ich werde Sie nicht vor die Tür setzen. Bleiben Sie. Sie haben sich Ihren Platz in diesem Haus verdient. Ziehen Sie mit Sack und Pack ein. Bringen Sie ihre Katze her!«
»Das mache ich vielleicht.« Sie sollte Kedger herholen. Das würde Kennett lehren, Gastfreundschaft nicht so pauschal anzubieten.
Er hatte eine neue, bequemere Position auf der Bank gefunden, sodass sie nun in voller Länge an ihm lehnte. Dort, wo sie sich berührten, war ihr warm, während sie am restlichen Körper fröstelte. Seine Finger klopften wie beiläufig auf ihren Arm, dort wo seine Hand lag. Sie spürte jeden einzelnen Landepunkt.
Und sie fühlte eine seltsame Verbundenheit, während sie so neben ihm saß und zusah, wie die Nacht Stück für Stück in den Garten kroch. Sie gab sich der Wärme hin, die ihre Körper teilten. Fast konnte sie entspannen. Es war, als säße sie neben einem Wolf. Einem, der bereits gefressen hatte. Ein Wolf mit vollem Magen, dem die Zunge aus dem Maul hing. Einem äußerst gut gelaunten Wolf.
Aber immer noch ein Wolf. »Ich dachte, Sie würden den Kerl umbringen. Als Sie ihn auf sich aufmerksam machten und angriffen, dachte ich, Sie würden ein Messer ziehen.«
»Nicht vor Eunice.«
»Das habe ich mir hinterher auch gesagt. Was auch immer Sie mit diesem Mann vorhatten, Sie würden es nicht vor ihren Augen tun. Ihr auch nichts davon erzählen.« Und wieder hatte sie etwas über den Kapitän gelernt. Wenn er im West End war, schlüpfte er in eine andere Rolle. Diskret und ganz bewusst verstaute er alle Gewalt in seinem Inneren und ließ die gefährlichen Seiten seines Geschäftes draußen vor der Tür. »Sie zeigen Ihrer Familie nie, wer Sie sind.«
»Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.«
»Vermutlich wären alle schockiert. Hätten Sie ihn getötet, wenn nur ich anwesend gewesen wäre?« Sie konnte nicht glauben, dass sie ihn das so direkt fragte. Wahrscheinlich war es nicht besonders klug, dem Wolf Fragen zu stellen, auch nicht, wenn er gute Laune hatte.
»Ich hab doch schon jemanden vor Ihren Augen getötet, oder?« Sein Blick wanderte über sie hinweg, ehe er wieder den Garten bewunderte. »Ich möchte es nicht zur Gewohnheit werden lassen, Jess. Sie haben mich von meiner schlechtesten Seite kennengelernt. Normalerweise bin ich ein ehrenwerter Kaufmann. Ich bringe nicht gleich jeden um, der mich wütend macht.«
»Das ist sehr vernünftig.« Er hatte seine Familie im Haus, seine Tante, seinen Onkel, Cousin und Cousine. Doch er war draußen in der Abendluft und unterhielt sich mit ihr. Vielleicht brauchte er ihr gegenüber nicht zu verbergen, was er in Wirklichkeit war. Vielleicht konnte er ihr Dinge erzählen, die er den anderen nicht erzählen mochte. »Auf jeden Fall wollen Sie keine toten Männer in Ihrem Garten. Ich meine, wer würde nicht darauf verzichten wollen?«
»Guter Standpunkt.«
So könnten sie ewig dasitzen, solange keiner von ihnen ein schwieriges Thema anschnitt. Sie schwiegen beide. Komplizenschaft war das Wort, das ihr in den Sinn kam.
An diesem Abend schafften die dunklen Ecken und verdächtigen Schatten unter den Büschen es nicht, sie zu beunruhigen. Nichts und niemand
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