Eine riskante Affäre (German Edition)
allmählich rot, wie immer, wenn er sich aufregte. »Sie haben das Schloss geknackt. Von dem deutschen Tresor, den wir letztes Jahr bekommen haben. Er war mit einem Stapel Garantien angeliefert worden.«
»Wenn man einen Tresor aufbrechen will, dann schafft man das auch. Irgendwie geht es immer. Macht so ein Ding eigentlich überflüssig.«
»MacLeish ist zwar dabei, das gesamte Geld zu zählen, doch es fehlt nichts. Die Banknoten haben sie nicht mal angefasst. Alles andere … Jesus, Jess, sie haben den Schmuck auf meinen Schreibtisch geworfen, einfach alles auf einen Haufen.« Er blickte kurz in die Regale, an denen sie vorbeigingen. »Die Angestellten überprüfen das Inventar in der Haupthalle. Die meisten Kleinteile haben sie bereits nachgezählt. Wir sollten uns einen neuen Safe zulegen.«
»Das soll jetzt meine geringste Sorge sein. Was noch?«
»Im Wertlager haben sie ein paar Schlösser aufgebrochen und Schrankkoffer und Kisten aufgestemmt. Es sieht aber nicht danach aus, als hätten sie etwas mitgenommen. MacLeish zetert wie eine nasse Henne und wünscht sich, dass etwas abhanden gekommen wäre, um einen Grund zum Klagen zu haben. Was auch immer die wollten, war in deinem Büro.«
»Das überrascht mich nicht. Ich sollte … Oh, zum Teufel. Verdammt. Kedger.« Sie sauste los. Pitney bemühte sich hinterherzukommen und schwang fluchend sein Bein.
Die Tür zu ihrem Büro stand offen. Kedger war in Sicherheit. Zwar fauchte er und war von Kopf bis Fuß unglücklich, doch unversehrt. Sie hatten ihm nichts zuleide getan.
Gott sei Dank. Jess ging zu ihm und legte die Hände an den Käfig, damit er an ihr schnuppern konnte und wusste, dass alles in Ordnung war.
»Niederträchtiges Pack. So wie die sich über die Gesetze in diesem Land hinwegsetzen, könnten wir gut und gern auf sie verzichten.« Kedger klammerte sich wütend an die Gitterstäbe, kopfüber, mit gesträubtem Fell und roten Augen. »Sie haben Kedger erschreckt. Scheißschlammkriecher.«
»Ich habe ihn gestern Abend nicht rausgelassen. Er war … « Pitney zupfte geistesabwesend am Verband um seinen Zeigefinger. »… unartig. Jess, dein Vater kann es nicht leiden, wenn du fluchst.«
»Was? Oh ja. Vielen Dank, Mr. Pitney. Ich werde mir Mühe geben.«
Kedger ließ unter viel Gequieke, Fauchen und den Androhungen der Vendetta eines Frettchens eine lange leidenschaftliche Arie über den vergangenen Abend los.
»Da stimme ich dir zu, Kedge. Du hast vollkommen recht.« Sie löste den Haken und öffnete die Käfigtür. Er sprang vor und zurück und wand sich unter ihren Fingern hin und her. »Feiner Junge. Du bist das feinste Frettchen der ganzen Stadt.«
Sie wusste, wer mitten in der Nacht in ihr Büro eingebrochen war. Mr. Dreckschwein Adrian Hawkhurst vom verfluchten britischen Geheimdienst und Kapitän Mistkerl Sebastian Kennett. Als es sie überkam, waren sie fröhlich durch die Stadt gezogen, hatten ihren Wachmännern aufgelauert und ihr Büro durchwühlt. Piratenverseuchte Gewässer, in denen sie in letzter Zeit unterwegs war. Immer eine böse Überraschung am Horizont.
Kedger krabbelte ihren Arm hoch und krallte sich an ihre Schulter, um von da aus weiterzuschimpfen.
Sie fand die weiche Stelle hinter seinem Ohr und kraulte ihn. »Tut mir leid, dass du niemanden zum Beißen hattest. Ich rate dir, halte dich an die Ratten. Wenn du den britischen Geheimdienst anknabberst, geht es dir schlecht, früher oder später.«
Pitney sagte: »Der Grund für ihren Besuch liegt in diesem Zimmer. Sie haben sich die ganze Zeit hier drinnen umgesehen.«
Er hatte recht. Bis in die hinterste Ecke hatten sie ihr Büro durchsucht und alles wieder zurückgelegt. Mehr als zurückgelegt. Ihr ganzes Durcheinander war beseitigt. Jeder einzelne Notizzettel lag auf einem exakt ausgerichteten Papierstapel. Die sechs Tassen neben dem Samowar hatten sie umgedreht und äußerst akkurat zu einer Pyramide aufgetürmt.
Sie hatten sich Tee zubereitet und die Tassen anschließend gereinigt. Saubere Dreckschweine.
Jess nahm die oberste Tasse, die mit dem Jasmin darauf – ihre Lieblingstasse – , und fuhr mit dem Finger über den Rand.
Pitney räusperte sich. »Bist du sicher, dass es der britische Geheimdienst war?«
»Wer sonst?« Sie stellte die Tasse zurück. Eine Zeit lang würde sie den Stapel so lassen, um ihre Wut immer wieder neu anzustacheln, sobald ihr Blick darauf fiel. »Das mit den Tassen war Adrian Hawkhurst. Und der meine Papiere picobello
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