Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
Vom Netzwerk:
Papa wegen nichts verhaftet. Aufgrund von Lügen.«
    »Nennen Sie mich nicht einen Lügner, Jess.« Nur Zentimeter neben ihrer Wange verformten sich seine Hände krampfartig. Seine Sehnen spannten sich wie Drahtseile.
    Doch es war nicht nur Zorn. Zorn machte nicht einmal die Hälfte dessen aus. Die ganze Zeit über, in der er sie anschrie, begehrte er sie so sehr, dass er zitterte. Er krallte seine Hände weiter in den Sessel, damit sie nicht losließen und sie zu dem kalten, zerschlissenen roten Sofa zerrten. So groß war sein Verlangen. Die Gewalt seiner Selbstbeherrschung krachte über ihr zusammen wie Flutwellen gegen einen Wellenbrecher.
    »Sie sollten etwas zurücktreten«, hauchte sie. Beide wussten sie, was vor sich ging. Alle Unwissenheit in diesem Raum hätte nicht ausgereicht, um auch nur die Innenfläche ihrer Hand zu bedecken. »Sie wollen das gar nicht.«
    »Sie sprechen mit einem Bastard von Kapitän, Jess. Lassen Sie mich Ihnen mal erzählen, was ich in Wirklichkeit will.« Leise Worte. Sanfte Worte. Er war wie erstarrt. »Ich möchte Sie auf die nächste ebene Fläche zerren und Ihre Röcke hochwerfen. Ich möchte hinaufklettern, mich an alles krallen, was Sie zu bieten haben, ablegen und fliegen. Ich will, dass Sie segeln wie ein Drachen am Himmel. Und ich will, dass Sie sich verzweifelt an mich klammern.«
    »Ach. Schön.« Ein Drachen. Wie ein Drachen am Himmel fliegen. Vielleicht wäre es so mit ihm. Alles südlich ihres Gehirns brannte darauf, mit ihm durch die Lüfte zu trudeln.
    Er gestand: »Die letzten drei Stunden habe ich darauf gewartet, dass jemand an diese Tür klopft und mir erzählt, Sie seien tot.«
    Sie sah ihn förmlich vor sich, wie er die Stunden absaß, während sie sich auf dem Dach vergnügte. Sah ihn, wie er oben diese schmalen Vorhänge zurückriss, wann immer eine Kutsche die Straße hinunterrollte. Sah ihn, wie er im Zimmer auf und ab lief. Genug Zeit, um sauer zu werden. In diesen ganzen Ärger war sie hineingeplatzt. »Sie haben doch nicht wirklich vor, irgendetwas davon auszuprobieren, oder? Das mit dem Fliegen. Ich dachte, Sie wollten es mir überlassen. Das Sofa gefällt mir nicht.«
    »Verdammt.« Er ließ den großen dunklen Kopf hängen. »Verdammt noch mal.« Sein Haar fiel ihm ins Gesicht, so glänzend schwarz wie ausgelaufene Tinte. Sie wollte ihre Finger hineintauchen. Ein Zittern lief über ihre gesamte Haut, als sie sich vorstellte, wie sie durch sein Haar strich, weich wie Wasser und warm vom Feuer. Sie war so eine Närrin.
    Bedächtig, einen Finger nach dem anderen, ließ er den Sessel los und stieß sich von ihr weg. Nun war er nur noch gebändigte Kraft. Reine Disziplin. »Gehen Sie zu Ihrem Vater.«
    Er stapfte durch den Raum. Seine Schultern und sein Nacken sprachen weiterhin für sich. Als er vor dem hässlichen Büfett neben der Salontür stehen blieb, schaute er in den Spiegel, und ihre Blicke trafen sich. Mein Gott, wie erregt er war. Er hätte ein Wolf sein können, der die ganze Nacht lang den Himmel anheulte, an dem sie der Mond oder etwas Ähnliches war. Nicht gerade klein, der Appetit des Kapitäns.
    Zeit, von hier zu verschwinden, ehe er mit neuen Ideen aufwartete. Ein Drachen. Ha!
    Sie musste an ihm vorbei, um zu der Tür zu gelangen, die den Raum vom Rest des Hauses trennte. Es überraschte sie überhaupt nicht, als er den Arm ausstreckte, um ihr den Weg zu versperren. Ein Teil von ihr hatte darauf gewartet. Vielleicht war sie sogar so nah an ihm vorbeigegangen, damit er sie aufhielt. Als sie ihn so leicht wie ein zu Boden fallendes Blatt berührte, stockte ihr der Atem.
    Er sagte: »Eins noch.«
    Das feine, weiße irische Leinen seines Ärmels erstreckte sich vor ihr. Sie blickte an ihm vorbei zur Tür und konnte kaum atmen. Er rührte sich jedoch nicht. Natürlich war er nicht so dumm, sie hier anzurühren, hier, wo der Geheimdienst eventuell zuhörte und Papa am anderen Ende der Halle eingesperrt war. Deshalb war Sebastian Kennett so gut darin, ihr den Seelenfrieden zu rauben. All dieses gerissene Verhalten.
    Es konnte sein, dass er Cinq war. Oder aber er war ein einigermaßen anständiger Mann, der nur ihren Vater hängen wollte. Schwer zu sagen. Als sie so dicht neben ihm stand, hatte sie das Gefühl, nachts fünf oder sechs Meilen weit draußen auf See an einem dunklen Küstenstreifen entlangzufahren und nicht zu wissen, ob das Land friedlich war oder ob es das Schiff gleich mit Kanonen und Enterhaken attackieren und mit Krallen in die

Weitere Kostenlose Bücher