Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
Vom Netzwerk:
Tür stand: Wanderverein Halbschatten . Der Geheimdienst und seine kleinen Scherze.
    An der Türglocke zu ziehen war nur noch Formsache. Dass sie da war, wussten sie bereits. Jess konnte spüren, wie man sie von den oberen Fenstern aus, hinter Vorhängen versteckt, beobachtete. Wenn’s ihnen beliebte, würden sie Trevor schicken, um die idiotische Tür zu öffnen.
    Sie wartete. Der Regen sorgte allmählich dafür, dass sie sich äußerst unwohl fühlte. Sie hatte Zeit, ihre Bekanntschaft mit der grün gestrichenen Tür und den Gittern vor den Fenstern aufzufrischen. Jedes Fenster an diesem Haus, oben wie unten, war vergittert. Der alte Mann, der unten in der Küche kochte, hielt neben dem Fenster ein entsichertes Gewehr bereit, das sie von hier aus sehen konnte. Um überhaupt bis zu den Fenstern vorzudringen, musste man also zuerst an ihm vorbei. Und dann war da noch der Hund. Von allen Häusern Londons dürfte dies das Haus sein, bei dem es am schwersten fiel, sich Zutritt zu verschaffen. Eigentlich kein Wunder.
    Papa würde von ihr wissen wollen, was sie in letzter Zeit getrieben hatte. Wenn sie es ihm verschwieg, würde er sich bei Pitney erkundigen. Und der würde sie ohne Umschweife verpfeifen.
    Das Schloss knarrte, und die Tür öffnete sich. Doch es war nicht Trevor, der kam, um sie ins Haus zu lassen. Es war der Kapitän. »Haben Sie etwa vor, sich umzubringen?«
    Es gab Tage, da war einem das Glück nicht hold. Sie hatte gehofft, dass bis zur nächsten Begegnung etwas mehr Zeit vergehen würde. »Auch Ihnen einen guten Tag, Kapitän. Scheußliches Wetter, nicht wahr?«
    »Sie waren auf diesem verdammten Dach . Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Es gibt eine Denkrichtung, nach der ich so eingestuft werden würde.« Also war von Eaton jemand herübergetrabt und hatte ihm berichtet, dass seine Bücher fehlten. Er hatte herausbekommen, dass sie auf dem Dach gewesen war. Schlau wie ein ganzer Haufen Eulen, der Kapitän.
    »Es ist fünfzehn verfluchte Meter hoch. Ein Ausrutscher und man hätte Sie vom Fußweg kratzen und im Eimer wegtragen können.«
    »Was für eine anschauliche Beschreibung! Ich habe Ihre Bücher zurückgelegt, ehe ich gegangen bin. Hat man Ihnen nichts davon erzählt?« Als es zu regnen begann, war sie wieder reingeflitzt und hatte die Bücher auf dem Schreibtisch in einem Eckbüro schön ordentlich aufgetürmt abgeladen. »Hören Sie, soll ich hier etwa so lange im Regen stehen bleiben, bis ich alt und grau bin?«
    Er zog sie über die Schwelle, als holte er Hummerfangkörbe ein. »Halten Sie das etwa für witzig? Sie glauben wohl, ich sperre Sie nicht ein.«
    »Eigentlich glaube ich gar nichts. Was Schlösser angeht, mache ich mir seit Kurzem keine Illusionen mehr. Jedermann ignoriert sie.«
    Die Empfangshalle in der Meeks Street war nüchtern, hässlich, feucht und ziemlich kalt. So wenig einladend, wie ein Mensch sie nur einzurichten vermochte. Wohinter Absicht steckte. Sie legte den Umhang ab. Wenigstens gab es hier drinnen keinen Regen, der auf sie herabfiel. Was sie bestimmt mit Feuereifer ändern würden, wenn sie nur wüssten, wie.
    »Hinsetzen! Da!« Der Kapitän presste die Zähne zusammen. Wäre sie sein Kabinenjunge gewesen, hätte sie sich jetzt am äußersten Ende des Schiffes eine Beschäftigung gesucht, und zwar schleunigst.
    »Ich bin hier, um meinen Vater zu sehen, nicht Sie.«
    »Tun Sie, was ich sage, und Sie kommen umso schneller zu ihm.«
    Käme es zu einem mit Argumenten ausgefochteten Streit, würde sich der Kapitän in eine Steinmauer verwandeln. Also ging sie zu dem Sessel, den er für sie ausgesucht hatte, setzte sich brav hinein und ließ zu, dass er ihr den nassen Umhang und die Haube aus der Hand nahm und beides über die Armlehne des Sofas warf.
    Er sank auf ein Knie, um Kohle in das spärliche Kaminfeuer zu werfen und wie ein in der Hölle angestellter Dämon darin herumzustochern. Oh ja, der war geladen.
    Das Feuer, zumindest das, was davon vorhanden war, war eine Wohltat in ihrem Gesicht. »Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatten Sie mit dem Wetter recht. Sie hatten gesagt, dass es heute regnen würde.«
    »Sie hätten umkommen können, als Sie an meine verdammten Geschäftsbücher wollten. Wagen Sie das nicht noch einmal! Wagen Sie so was nie wieder!«
    Na, dann würden sie eben nicht übers Wetter sprechen. »Schön. Nächstes Mal werde ich mich nachts reinschleichen, die Wachleute fesseln und alles durchsuchen. So wird’s gemacht. Und dann stehle

Weitere Kostenlose Bücher