Eine riskante Affäre (German Edition)
vergisst zu essen, wenn sie verrückte Dinge tut.«
»Wir sollten sie hierbehalten, wo ihr keine Gefahr droht. Kapitän Kennett«, der Junge ließ eine ordentliche Portion Hohn in den Titel fließen, »will sie nur ins Bett kriegen. Eine abscheuliche Vorstellung, dass er Hand an sie legt, während er Berge von Beweisen gegen ihren Vater sammelt. Wir könnten es ihr behaglich machen. Und sie wäre bei ihrem Vater. Wir könnten sie im zweiten Gästezimmer unterbringen.«
»Wie hübsch«, murmelte Adrian. »Unsere ganz private Whitby-Sammlung.«
»Er passt nicht auf sie auf. Außerdem … «
»Außerdem würdest du gern den Schlüssel zu ihrem Schlafzimmer aufbewahren. Eine schöne Frau in den Fängen zu haben macht nicht annähernd so viel Spaß, wie du denkst, Trev.«
Der Junge war alt genug, um rot zu werden. »Das ist es nicht.«
»Du enttäuschst mich. Nimm deine Notizen mit und das hier.« Adrian hielt ihm das Buch entgegen, das er studiert hatte. »Galba möchte den Bericht bis morgen früh. Übersetz das Russische für ihn. Die Sprache liegt ihm nicht.« Als Trevor sich nicht rührte, fügte er milde hinzu: »Jetzt.«
An der Wange des Jungen zuckte ein Muskel. »Wird erledigt. Sie machen einen Fehler, wenn Sie sie ihm überlassen.« Er steckte in aller Ruhe einige Stifte ins Etui. »Sie behauptet unentwegt, dass die Einträge in den Whitby-Büchern gefälscht sind. Vielleicht hat das der Kapitän gemacht. Er ist der Einzige, der die Bücher hatte.« Er zog die Tür hinter sich zu. Leise.
Was der Junge brauchte, war ein Jahr Deckschrubben an Bord eines Handelsschoners. Zum Glück waren Adrians Spionage-Lehrlinge nicht sein Problem. »Ist das die aktuelle Theorie des britischen Geheimdienstes? Dass ich Cinq bin?«
»Das ist Trevors Arbeitshypothese. Aber er ist fünfzehn und verknallt. Und er hat noch nie einen dreckigen Taubenschlag mit dir geteilt.« Adrian saß auf der Tischkante vor der Laterne und fing das meiste Licht ab. »Wenn du das Bedürfnis verspürst, dich mit ihm darüber zu unterhalten, brich ihm nicht die Knochen seiner rechten Hand. Ich brauche sie. Wieso rede ich eigentlich mit dir, anstatt die Whitbys zu belauschen?«
»Eine Frage des Anstands.«
»Eine Tugend, die hier Mangelware ist. Habe ich dir eigentlich schon erklärt, dass wir Spione sind? Bestimmt habe ich das irgendwann erwähnt.«
»Lass Sie mal mit ihrem Vater allein. Sie hat nicht mehr so viele Stunden mit ihm, bevor er am Galgen hängt.«
»Ich würde ihn viel lieber überhaupt nicht hängen, vielen Dank.«
Ich wünschte, wir müssten es nicht tun. Ich wünschte, er wäre nicht Cinq. »Du jagst ihr Angst ein. Ich möchte, dass du mit ihr sprichst, von Angesicht zu Angesicht.«
»Sie wird mich nicht sehen wollen.«
»Mach es einfach.«
»Momentan habe ich Jess nur wenige Dinge zu bieten. Meine Abwesenheit ist eines davon.« Adrian drehte vorsichtig – weil das Metall heiß war – an der Laterne und erhellte so einen anderen Teil des Raumes. »Ich spiele hier den Gefängniswärter. Sie soll sich nicht genötigt fühlen, mir mit Höflichkeit zu begegnen, damit sie zu ihrem Vater kann.«
»Sie glaubt, dass du sie hängen wirst.«
Ein entschiedenes, ungeduldiges Kopfschütteln. »So etwas kann sie doch nicht denken.«
»So ist es aber.« Er unterbrach das Schweigen nicht.
»Vermutlich habe ich das verdient.« Adrian rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und betrachtete sie dabei. »Wie weit wir es doch seit St. Petersburg gebracht haben! Du wirst sie überzeugen, dass sie sich lächerlich macht.«
»Nicht, solange du heimlich hinter der Wand hockst, hindurchspähst und Notizen anfertigst. Sie hat Angst vor dir. Rede um Himmels willen mit ihr!«
»Wir würden uns beide ekeln, wenn sie mir ins Gesicht spuckte.«
Die Tür schwang nach innen auf. »Hier bist du.« Mit nassen Haaren und Kälte verbreitend stand Doyle in der Tür, den Knauf in der Hand. »Und der Kapitän auch. Gut. Ob dieses unruhige Weibsstück mal für eine Weile stillsitzen wird? Ich möchte die Jungs nach Hause schicken und einen neuen Trupp herbestellen.«
»Du dürftest eine Stunde haben.« Adrian wies auf die Wand hinter sich. »Trevor bringt ihnen gerade Essen. Sie wird bleiben und sich vergewissern, dass Josiah isst.«
»Ich werd auch einen Happen zu mir nehmen. Wer weiß, was sie sich als Nächstes ausdenkt!« Doyles Mantel hinterließ Rinnsäle auf dem Flurteppich. »Ich würde unser Mädchen diese Nacht gern sicher in einem Bett
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