Eine riskante Affäre (German Edition)
untergebracht wissen. Die ganze Nacht. Kannst du dafür sorgen, Kapitän?«
Doyle würde einen Haufen Fragen beantworten müssen. »Warum zum Teufel hast du sie nicht aufgehalten?«
»Nun, genau das frage ich mich auch die ganze Zeit.« Doyle langte lässig nach oben, hakte seine Finger über dem Türrahmen ein und beugte sich in die Kammer, wobei er von einem zum anderen blickte. »Während sie wie eine Fliege an dieser Fassade hochgekrabbelt ist, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum ich ihr das nicht ausreden konnte.« Er schnaubte. »Das nächste Mal geht ihr zwei mit und versucht euer Glück.«
»Nein danke.« Ein schmales schwarzes Messer tauchte in Adrians Händen auf und wechselte von einer Hand in die andere. »Ich habe sie drei nervtötende Jahre lang vor allem Unheil bewahrt. Wenn du der Ansicht bist, dass sie schwierig ist, hättest du sie mal mit zwölf erleben sollen. Macht das irische Kontingent eigentlich zurzeit etwas Interessantes?«
»Lungert um Kennetts Haus herum und belästigt die Mägde, wenn sie rauskommen. Beobachtet das Whitby-Lagerhaus. Folgt Jess. Fletchers Jungs und Mädels haben ein Auge auf sie, aber von Cinq gibt’s keine Spur. Noch nicht.« Doyle blickte links und rechts den Flur entlang. »Ich würde Trevor gern einen Auftrag geben, falls du ihn erübrigen kannst. Er muss mal raus auf die Straße … und weg von Jess.« In Doyles Stimme war nicht die Spur von Cockney-Mundart zu finden. »Er wird unzuverlässig, wenn es um das Mädchen geht.« Im Dunkeln war sein Messer kaum noch zu sehen. Der schmale Silberstreifen von Klinge schien in der Luft zu schweben. »Soll Trev ruhig galant sein. Hier gibt’s nicht so viele Gelegenheiten dafür.«
Wenn er mir auf die Nerven geht, kann ich ihn jederzeit nach Madras schicken. »Sie sieht allmählich den schwarzen Mann in dir. Geh zu ihr, Adrian!«
»So einfach ist das nicht.«
»Weil du Whitby verhaftet hast?«
»Hauptsächlich deswegen.« Adrian warf das Messer und fing es mit zwei Fingern an der Klinge auf. Er hatte das Tausende Male gemacht in den Jahren, die Sebastian ihn nun kannte. Werfen und fangen. »Das ist aber nicht alles.«
Doyle ermunterte ihn: »Erzähl es ihm endlich!«
Adrian legte das Messer neben sich auf den Tisch. »Bei meiner letzten Unterhaltung mit Jess … habe ich es geschafft, dass sich Josiah einen Lungenschuss einfing. Wir waren schon lange Freunde, und er hatte mir die Villa in St. Petersburg als Operationsbasis überlassen. Sein Fehler, wie sich herausstellte.«
»Josiah wusste, was er tat«, sagte Doyle.
»Drei oder vier Männer lagen tot im Salon, und ich hatte mal wieder eines dieser hochwichtigen Dokumente bei mir, die wir anscheinend immer mit uns herumschleppen. Natürlich hing das Schicksal von Nationen davon ab.« Seine Stimme war trübe wie Meerwasser. »Also bin ich gegangen. Ich habe Jess in der Eingangshalle zurückgelassen, während die Leute des Zaren die Tür einschlugen und ihr das Blut ihres Vaters durch die Finger strömte.« Adrians Gesicht lag im Schatten. Nur seine Augen erhaschten einen Funken Licht. »Er überlebte. Jess und Josiah verbrachten einen Monat in einem russischen Gefängnis. Jess hat mir nie verziehen.«
»Du hast dir nie verziehen«, korrigierte Doyle. »Du hast zwanzig, vielleicht dreißig Menschenleben gerettet. Und wäre den Russen jene Mitteilung wieder in die Hände gefallen, hätte es Tausende Tote gegeben.«
»Ich werde mich in diesen wärmenden Gedanken hüllen, wenn sich die Nächte in die Länge ziehen. Sie war vierzehn.«
Sebastian wollte nicht sehen, was in Adrians Gesicht zu finden war. »Das ist doch Jahre her. Whitby ist putzmunter. Und Jess kann ihren Zorn auf dich vergessen. Ich werde ein Treffen in meinem Haus vereinbaren.«
Adrian nahm das Messer wieder auf. »Ich denk drüber nach.«
»Tu das.«
Das Hörrohr an der Wand war von Jess’ flüsternder Stimme erfüllt. Sebastian konnte sie fast verstehen. Bliebe er hier, würde er es weiter versuchen. »Ich bin oben und gehe Jess’ Papiere durch. Lass sie nach Hause bringen, wenn sie mit ihrem Vater fertig ist!« Er legte die Hand an die Tür. »Nicht von jemandem, der sie nur bewacht. Sie braucht etwas Gesellschaft, damit sie nicht allein ist.« Er sagte es nicht gern. »Schick den Jungen.«
»Trevor?« In Adrians Miene blitzte Erheiterung auf. »Er wird sie tapfer durch die Unbilden von Mayfair führen, in der Hoffnung, sie vor Banditen beschützen zu müssen. Er ist grün vor Neid,
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