Eine riskante Affäre (German Edition)
der Halle lassen. Jess liegt warm verpackt im Bett.«
»Vielen Dank.« Er musste nicht sagen, wofür er ihr dankte. Dafür, dass sie sich um Jess kümmerte. Dafür, dass Jess in Sicherheit war. Dafür, dass sie wusste, was es ihm bedeutete. Es war schön, zu Hause zu sein.
»Übrigens habe ich ihr Haustier holen lassen, und wir haben es in ihrem Zimmer untergebracht. Das sollte sie beruhigen. Sie hat versprochen, es oben zu behalten, damit es Quentin nicht noch einmal beißt.«
Nun gewährte er auch noch diesem Mistvieh Gastfreundschaft. Obwohl er gewusst hatte, dass es früher oder später dazu kommen würde. »Gute Idee.«
Sebastian ließ seinen Hut auf den Beistelltisch fallen, gleich neben Quents großer Aktentasche. Sie war halb geöffnet, und etwa fünfzig Papiere lagen bereit, um herauszurutschen und verloren zu gehen. Morgen würde Quent schwören, er hätte sie sicher weggeschlossen. Sein Gedächtnis war wie ein Sieb. Gott allein wusste, welchen Schaden er bei der Handelskamm er anrichtete.
»Der junge Mann, der für Adrian arbeitet, hat sie nach Hause gebracht. Trevor Chapman. Ich habe ihn gebeten, zum Abendessen zu bleiben, wobei er sie über die Lammkoteletts hinweg angestarrt hat, als wäre sie der Heilige Gral. Bestimmt tut es ihr sehr gut, einen Verbündeten dort zu wissen. Ich habe ihr einen Whiskey anstelle von Tee nach dem Essen gegeben, sodass sie mittlerweile vielleicht schon eingeschlafen ist. Was hat Adrian mit ihrem Vater vor?« Nach einer Pause sagte sie: »Dann frage ich ihn, wenn du es mir nicht erzählen kannst.«
»Wir wissen es noch nicht. Wir wissen es einfach nicht.« Er rieb sich den Nacken und sah sich um. Zwar war er daran gewöhnt, dass immer neue Holzkisten dazukamen, doch diese hatten eine eigenartige Form. »Warum stehen lauter Särge in der Eingangshalle?«
»Rüstungen.«
Da sein Blick Verständnisschwierigkeiten ausgedrückt haben musste, ergänzte sie: »Vollkörperrüstungen. Aus dem Mittelalter.«
»Ich habe ja nichts dagegen, aber warum schickt uns jemand Rüstungen?«
»Das Treffen der Historischen Gesellschaft.«
Das hatte er vergessen. Noch so ein Quatsch, der ihm Sorgen bereitete. »Am letzten Freitag des Monats.«
»Also morgen. Teddy Coyning-Marsh wird den Vortrag halten. Ich halte seine Kenntnisse über deutsche Söldner zwar für sehr solide, doch er neigt in seinen Reden dazu, kein Ende zu finden. Die Männer kommen morgen früh, um die Rüstungen zusammenzubauen und aufzustellen. Wir werden die Armschienen, Ringkragen und Ellbogenkacheln auf den Tischen im Salon ausstellen. Natürlich werden viel zu viele Leute kommen, die dann auch noch während des Vortrags plappern. Ich wünschte, der eine oder andere namenlose Trottel wäre nicht zu dem Schluss gekommen, es sei vornehm, der Historischen Gesellschaft anzugehören.«
»Wenn du aufhören würdest, sie zu verköstigen, würden sie auch nicht kommen.«
»Man kann nicht gerade behaupten, dass sich das Essen bewährt hätte. Sie kommen eher, um zu sehen, wie die nächste kulinarische Katastrophe aussieht. Ich habe Jess dazu gedrängt, nach unten zu kommen, um die Leute mit einem kleineren Übel von den großen abzulenken. Du musst nicht dabei sein, wenn du nicht willst, doch ich würde mich wohler fühlen, wenn du auf sie aufpasst.«
Sein Haus würde voller reicher Dilettanten und Matronen mit sozialem Engagement sein. Sie würden Jess lebendig verspeisen. Oder sie die anderen. Wie auch immer, es versprach ein interessanter Abend zu werden. »Ich werde da sein.«
»Gut. Standish will den Agamemnon-Krug in der Empfangshalle ausstellen. Wegen der darauf abgebildeten Rüstung. Windham wird auch da sein. Er hat hoch und heilig versprochen, nicht über das Reformgesetz zu streiten. Du siehst müde aus, Bastian. Wann hast du zuletzt geschlafen?«
Die vergangene Nacht hatte er damit zugebracht, Jess’ Büro zu durchstöbern, und heute war er die Abschriften ihrer Papiere durchgegangen. »Genau das habe ich jetzt vor.«
»Vor ein paar Wochen hast du mir erzählt, du hättest den Mann gefunden, der für den Untergang der Neptune Dancer verantwortlich ist. Du sagtest, du würdest den Namen des Verräters kennen. Du meintest Jess’ Vater, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich habe mich ein paarmal mit ihm unterhalten, vor drei Jahren. Standish hatte Töpfe an diesen deutschen Sammler geschickt. Dein Whitby hat mich beeindruckt. Ein kluger Mann. Geradeaus, unprätentiös, fest entschlossen. Ehrlich, wie ich meine.
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