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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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Überlegenheit zu demonstrieren.
    Aber er tat es nicht. „Ich vermute, ich sollte dankbar sein, dass es nicht die Pistolen waren, die Ihre Neugier weckten“, bemerkte er, als er den Gürtel mit dem Degen an den Haken hängte, an den er gehörte, und seinen Hut noch obendrauf stülpte. „Mit Schießpulver hätten Sie bedeutend größeren Schaden anrichten können.“
    „Ich denke, Sie können schon genug Schaden mit dem Degen anrichten.“ Ihre Augen wirkten noch immer unnatürlich groß, aber wenigstens war sie schon wieder in der Lage, zusammenhängend zu sprechen.
    „Nicht soviel, wie Sie glauben“, gab er zu. Er nahm es als die ihm gebührende Strafe hin, jetzt die Wahrheit zu sagen. „Das Wichtigste bei Kaperfahrten ist, eine Prise zu nehmen, und dabei darauf zu achten, dass auf beiden Seiten möglichst wenig Schaden entsteht. Die meisten Handelsschiffe – wie das, mit dem Sie gesegelt sind – streichen schon nach dem ersten Warnschuss die Segel. Wir versuchen es, zu vermeiden, das Schiff zu entern und den Kampf Mann gegen Mann auszutragen. Das käme zu teuer.“
    „Oh.“ Sie seufzte und warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf den Degen, der nun an einem Haken am Schott hing. „Sie waren demnach nicht gezwungen, jemand zu töten?“
    „Das habe ich nicht behauptet.“ Und mehr wollte er auch nicht sagen, nicht zu jemandem, der ein so unschuldiges Gesicht hatte wie sie.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da war auch er so jung gewesen und genauso unschuldig. Da hatte er genau wie andere junge Männer an dieselben Torheiten geglaubt: Dass das Töten ruhmreich war, wenn es für eine gerechte Sache geschah, und dass nur der Feind leiden musste. Er war kaum fünfzehn gewesen und diente im letzten Krieg gegen die Franzosen auf einem Schiff seines Vaters, als er zum ersten Mal einen anderen Menschen getötet hatte. Es war ein Junge gewesen, der genau wie er selbst so tat, als wäre er erwachsen, und Nick hatte erlebt, wie seine Träume vom Ruhm und seine Unschuld zusammen mit dem Jungen starben.
    „Verzeihen Sie mir“, sagte Rose leise. „Ich habe kein Recht, Ihnen so eine Frage zu stellen.“
    Sie stand neben ihm, die Hand leicht auf seinen Arm gelegt, und das tiefe Mitgefühl und das Verständnis, das ihr Gesicht widerspiegelte, erschreckte ihn genauso sehr wie das Verlangen, das plötzlich in ihm aufstieg.
    Welchen Trost konnte sie ihm schon bieten? Sie war doch nur ein kleines Mädchen, das Piratin spielte, seine Gefangene, die behütete Tochter eines englischen Lords, eine hübsche Frau mit großen Augen …
    „Ich weiß, dass ich oft das Falsche sage“, fuhr sie fort, „und ich bin viel zu neugierig. Ich hätte daran denken sollen, dass Sie ein … Krieger sind.“
    „Ein Krieger? Das klingt verdammt nach Homer.“ Nick versuchte zu lächeln, und als es nicht gelang, ging er zu dem Schränkchen, in dem Rum und andere alkoholische Getränke standen, und beschäftigte sich mit den Gläsern und Krügen. „Weil ich Ihnen etwas Besseres als gebackenen Käse anbieten wollte, wird es mit dem Abendessen noch ein wenig dauern, fürchte ich. Aber dies hier könnte helfen, die Zeit zu verkürzen. Sie sehen, nicht alles, was ich erbeute, erreicht das Auktionshaus.“
    Er reichte ihr ein Glas Sherry und bemerkte, dass sie es mit beiden Händen hielt, so wie den Degen. Spürte sie schon, dass sie beide Hände brauchen würde, um die Kontrolle nicht zu verlieren?
    „Oh, ich weiß, Miss Everard, ich weiß, dass es französischer Wein ist“, sagte er beiläufig, während er sein Glas ebenfalls füllte, „und gegenwärtig sind die Franzosen meine Verbündeten, aber ehe Sie mich in die Pflicht nehmen, schwöre ich Ihnen, dass ich ihn von einem englischen Schiff genommen habe. Trinken Sie jetzt, Miss Everard.“
    Rose prostete ihm zu. Sie konnte die kleine, kaum verheilte Narbe über der linken Braue sehen, die rosafarbenen über seiner sonnengebräunten Haut leuchtete. Ein weiteres Zeichen, wie sehr sie sich getäuscht hatte. Soweit sie wusste, war er durch genau diese Verletzung dem Tode nahe gewesen. Sie hatte den verschlossenen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen, als sie so gedankenlos über den Degen und den Krieg gesprochen hatte. Seine grünen Augen hatten so verschleiert gewirkt, als wäre er hinter einen Vorhang getreten.
    Und wer könnte ihm einen Vorwurf machen? Es war schon schlimm genug gewesen, dass sie mit seinem Eigentum gespielt hatte, aber sie war auch gedanken- und gefühllos gewesen, und

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