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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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bisher nur am Gürtel eines Mannes hängen sehen. Daher war es das erste Mal, dass sie eine näher betrachten konnte, ohne sich ungehörig zu verhalten.
    Verglichen mit den eleganten Modellen aus poliertem Stahl, mit vergoldeten Griffen und juwelenbesetzten Schutzhüllen war Captain Sparhawks Waffe praktisch und schmucklos. Sie hatte einen Horngriff, der glatt war von der langen Benutzung, und eine geschwungene Klinge aus gehärtetem Stahl. Der Gürtel war noch durch die schwarze Scheide gezogen – es lag alles noch da, so wie er es offensichtlich auf den Tisch geworfen hatte, und Roses Herz schlug schneller, als sie sich vorstellte, wie der Gürtel und der Degen von seinen schmalen Hüften herabhingen.
    Rose zögerte, während ihre Finger noch auf dem Heft lagen, und lauschte, ob von draußen Schritte oder Stimmen zu hören waren. Der Kapitän hatte sie jetzt schon eine Viertelstunde warten lassen, und es gab keinen Grund, warum er nicht noch eine weitere Viertelstunde an Deck bleiben sollte. Auch wenn er ihr so kühn Anvancen gemacht hatte, so hatte er doch Verpflichtungen. Abgesehen davon, würde sie wohl jemals wieder eine solche Gelegenheit haben, ihre Neugier zu befriedigen? Schnell, bevor sie der Mut dazu verließ, fasste sie den Horngriff und zog den Degen aus der Scheide.
    Er glitt mit einer Leichtigkeit heraus, die sie überraschte, und das Gewicht ließ sie zurücktaumeln. Rasch griff sie mit der linken Hand über die rechte, um ihre Gelenke zu stützen, damit sie das ungewohnte Gewicht halten konnte. Die Scheide mochte zerschrammt und verbeult sein, aber die lange gebogene Klinge war scharf und gepflegt und funkelte im Sonnenlicht. Sie dachte an das, was die Männer sich von Degengefechten erzählten, und ließ die Klinge ungeschickt in der Luft kreisen.
    Vor langer Zeit, ehe ihre Gouvernante es ihr fortnehmen konnte, hatte Rose ein Buch gelesen über Piratenköniginnen, die vor hundert Jahren gelebt hatten. Diese Frauen waren so gnadenlos und verwegen wie die Männer, und als sie jetzt den Degen in beiden Händen hielt, stellte sie sich vor, sie wäre Anne Bonney, die ihr eigenes Schicksal in die Hände nahm, während sie eine Mannschaft tollkühner Männer befehligte.
    „Los jetzt, ihr Hunde!“, stieß Rose hervor, während sie mit zusammengekniffenen Augen auf die imaginäre Mannschaft blickte, die sich auf ihrem Achterdeck versammelte. „Sonst werde ich euch an der Rah aufhängen lassen!“
    „Das werden Sie nicht, wenn ich es verhindern kann“, erklärte Nick trocken von der Tür her. „Oder haben Sie die Absicht, Ihrem König einen Dienst zu erweisen, indem sie mich mit meiner eigenen Klinge erstechen?“
    Rose hielt den Atem an und fuhr herum. Den Degen hielt sie noch immer fest umklammert. „Oh nein, das war ganz und gar nicht meine Absicht!“
    „Dafür werde ich Ihnen ewig dankbar sein.“ Und Nick wusste, dass er sich genauso lange an diesen Anblick erinnern würde, wie sie dastand, den Degen in ihren kleinen Händen, den eleganten Hut kess auf dem Kopf, die Wangen genauso rot wie die Seide ihres Kleides, und ihre Augen so groß und schuldbewusst blickend wie die eines Kindes, das man mit der Hand im Zuckertopf erwischt hatte. „Ich weiß, dass ich mich verspätet habe, aber ich wäre schon früher gekommen, wenn ich geahnt hätte, was mich erwartet.“
    „Es war alles ganz anders. Es ist nur, weil ich noch nie einen Degen aus der Nähe gesehen habe, verstehen Sie, und ich weiß zwar, dass ich ihn nicht hätte berühren dürfen, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie es bemerken oder etwas dagegen haben würden, und es tut mir wirklich ganz aufrichtig leid.“ Sie holte tief Luft. „Wirklich.“
    „Wirklich ganz aufrichtig?“, fragte Nick streng. Es kostete ihn große Mühe, nicht laut herauszulachen.
    Sie nickte heftig, und die Fasanenfeder wippte im Takt dazu.
    „Dann strecken Sie die Waffen, Miss Everard, und ich verspreche Ihnen, dass ich auch Sie nicht an der Rah aufhängen lassen werde.“
    Er streckte die geöffnete Hand aus, und sie reichte ihm unbeholfen das Heft. Dann zog sie sich beschämt auf die andere Seite des Tisches zurück. Obwohl sie schon sehr verlegen wirkte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, ein paar eindrucksvolle, elegante Ausfällevorzuführen. Er führte die Klinge schwungvoll durch die Luft und veranlasste sie, vor Bewunderung den Atem anzuhalten, ehe er den Degen zurück in die Scheide schob. Er wusste, er sollte sich schämen, ihr so seine

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