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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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tragen würden.«
    So schnell wie sie ihr ins Gesicht gestiegen war, verschwand die Farbe wieder. Mit aschfahlem Gesicht erwiderte sie unsicher: »Sie verlangen viel von mir, Mylord. Bevor man mich zur Versteigerung brachte, habe ich mich gefragt, ob ich mich einem Mann hingeben könnte, der mir bestenfalls vollkommen fremd ist.« Sie schlang ihre Hände fest ineinander, um dem Zittern Einhalt zu gebieten. »Ich weiß, ich habe mich durch mein Wort verpflichtet, doch es wird mir sehr schwer fallen. Für mich sind Sie mehr als nur ein Fremder.« Sie erhob ihre Augen zu den leeren, ausdruckslosen Höhlen seiner Maske, die auf sie gerichtet waren, ihre Stimme sank zu einem heiseren Flüstern herab, als sie feststellte: »Ich habe grenzenlose Angst vor Ihnen.«
    Er stand auf und ragte im Lichterspiel des Kaminfeuers groß und drohend über seine Umgebung hinaus. Seine furchteinflößende Gegenwart schien den ganzen Raum auszufüllen, und Erienne beobachtete ihn mit der gleichen gelähmten Aufmerksamkeit, mit der eine gefangene Maus die anschleichende Katze erwartet. Unter seinem unausweichlichen Blick krallte sie ihren Schlafrock mit beiden Händen unter ihrem Hals zusammen und ließ sich in den Stuhl fallen. Endlich wandte er sich von ihr ab. Er ging zum Tisch, nahm von einem Tablett eine der Kristallkaraffen und schenkte einen großen Schluck Wein in das Kelchglas. Mit steifem Schritt kam er zu ihr zurück.
    »Trinken Sie«, verlangte seine unheimliche Stimme mit einem müden Klang, als er ihr das Glas reichte. »Das wird Ihre Angst lindern.«
    Obwohl der Wein, den sie zum Abendessen zu sich genommen hatte, ihre Pein nicht lindern konnte, griff Erienne gehorsam nach dem Glas und führte es an ihre Lippen. Während er wartete, sah sie ihn an. Es schoß ihr durch den Kopf, daß der Vollzug ihrer Ehe sehr nahegerückt war und daß er dabei war, sie dafür vorzubereiten. Um diesen schrecklichen Augenblick hinauszuzögern, trank sie den Wein ganz langsam, um immer noch etwas im Glas zu behalten. Lord Saxton wartete mit großer Geduld, bis schließlich kein Tropfen mehr im Glas war, der den weiteren Gang der Dinge hätte aufhalten können. Er nahm das Glas aus ihrer zitternden Hand, stellte es zur Seite und streckte seine Hände aus, um ihr aus dem Stuhl zu helfen. Der Wein war jedoch nicht ganz ohne Wirkung auf Erienne geblieben. Er hatte ihr jedoch eher aufs neue Kraft und Auftrieb gegeben, als daß er sie beruhigt hätte. Sie flüchtete vor den ausgestreckten Lederhänden wie vor einer zusammengerollten Schlange und schob sich seitwärts aus ihrem Stuhl. Sein wuchtiger Körper brachte ihr die eigene Hilflosigkeit schmerzhaft ins Bewußtsein angesichts der Aussichtslosigkeit jeden Widerstandes. Trotzdem trat sie einen Schritt zurück, bereit zur Flucht, falls er ihr näher kommen sollte.
    Seine Hand fiel herab, und ihre Spannung ließ etwas nach. Sie war auf der Hut, ihn nicht zu reizen und in einen Zustand der Gewalttätigkeit zu versetzen, der sie vernichten würde. Vergewaltigung war für keine Ehe ein guter Auftakt, doch sie konnte sich auch nicht dazu bringen, ihn gewähren zu lassen. Verzweifelt suchte sie nach vernünftigen Argumenten, mit denen sie ihn sich friedlich vom Leibe halten konnte.
    Sie sah ihn in ihrer Verzweiflung bittend an und wünschte sich, hinter das schwarze Schutzschild seiner Maske sehen zu können. Doch dann war sie auch wieder dankbar, daß ihr das nicht möglich war. »Lord Saxton, geben Sie mir ein wenig Zeit, Sie kennen zu lernen und meine Ängste zu beschwichtigen, bitte, verstehen Sie mich«, bat sie eindringlich, »ich habe die feste Absicht, meinen Teil des Gelöbnisses zu erfüllen. Ich brauche nur Zeit.«
    »Ich weiß sehr wohl, Madam, daß meine äußere Erscheinung wenig attraktiv ist.« Seine Stimme war voller Sarkasmus. »Doch trotz der Phantasien, die Sie haben mögen, bin ich nicht das wilde Untier, das Sie in einer Ecke fängt, um Ihnen seinen Willen aufzuzwingen.«
    Für Erienne hatte diese Feststellung wenig Ermunterndes. Schließlich wußte sie, daß dies auch nur Worte waren. Sie hatte schon lange gelernt, daß der wahre Charakter eines Mannes sich eher in dem offenbarte, was er tat, als in dem, was er sagte.
    »Ich bin genauso wie andere Männer, mit den ziemlich gleichen Wünschen und Begierden. Und Ihr Anblick hier in diesen Räumen und das Wissen, daß Sie meine Frau sind, legen sich wie eine schmerzhafte Klammer um mein Herz. Mein Körper hat ein starkes Verlangen, der

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