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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Schlafzimmer mit gleißendem, hellen Sonnenlicht, als Aggie die schweren Vorhänge zur Seite zog. Erienne wurde langsam wach. Sie blinzelte in das helle Licht, beschattete ihre Augen und verkroch sich wieder in die weiche Wärme unter ihre Decke. Sie war noch nicht bereit, einen weiteren Tag als die Ehefrau von Lord Saxton zu beginnen.
    »Der Herr wird gleich komm'n, um Sie zu sehn, M'am«, verkündete die Haushälterin mit freundlicher, aber unmissverständlicher Dringlichkeit. »Und ich weiß doch, daß Sie sich für ihn schön machen wollen.«
    Erienne ließ ein missbilligendes Stöhnen vernehmen und schüttelte unter der Bettdecke heftig den Kopf. Im Augenblick wären ihr krumm stehende Zähne und eine große Warze auf der Nase angenehmer gewesen. Lord Saxtons Wohlwollen zu gewinnen war das letzte, was sie wünschte. Ja, am liebsten würde sie seine Begehrlichkeit überhaupt nicht geweckt haben. Auf jeden Fall sah sie keinen Grund, sein bestehendes Interesse noch zu verstärken.
    »Aber jetzt schnell, M'am«, trieb Aggie zur Eile an. »Sie hab'n wirklich kein Gesicht, was man verberg'n sollte, besonders nicht vor dem Herrn. Glaub'n Sie mir's, M'am. Sie werd'n noch mal den Tag bereu'n, an dem Sie ihn weniger freundlich behandeln.«
    Erienne warf die Decken zurück, setzte sich aufrecht und wandte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck an die Frau. »Wahrscheinlich werden Sie nicht wissen«, begann sie in einer bangen Anwandlung, »ob Lord Saxton jemals eine Neigung zur Gewalttätigkeit hat erkennen lassen?«
    Die Frau lachte belustigt auf, während sie langsam den Kopf schüttelte. »Die Saxtons sind dafür bekannt, daß sie sich gegenüber ihren Frauen immer mit der größten Liebenswürdigkeit verhalten haben. Sie brauch'n wirklich nicht das Geringste von ihm zu befürchtn, M'am. Doch wenn Sie klug sind« – sie zog eine Braue nach oben und sah direkt in die weit geöffneten, amethystblauen Augen, als sie das Wort betonte – »dann behandeln Sie ihn mit angemessener Zuvorkommenheit und zeigen Verständnis für seine Vergnügungen. Er ist ein reicher Mann … reicher als die meisten anderen Lords … und …«
    »Pah!« Erienne warf sich mit Abscheu auf ihr Bett zurück. »Ich geb' kein Jota für seinen ganzen Reichtum. Ich habe nie etwas anderes gewollt als einen freundlichen, vernünftigen Ehemann, einen Mann, dem ich etwas Zärtlichkeit entgegenbringen kann. Keinen, der mich allein durch seine Gegenwart schon in Angst und Schrecken versetzt.«
    Es war ihr gleichgültig, daß sie mit einem Dienstboten sprach und in taktloser Weise ihre Gefühle offen legte. So wie die Dinge lagen, wollte sie aus ihren Gefühlen niemandem gegenüber ein Geheimnis machen. Und wenn es wirklich töricht war, mit der Frau offen zu sprechen, dann war es sicher besser, gleich zu Anfang zu wissen, wo man seine Feinde zu suchen hatte, als sich ein Leben lang Täuschungen hinzugeben.
    »Die Angst wird vergehn, M'am«, ermutigte Aggie Kendall sie freundlich. »Bis es soweit is', sollten Sie sich immer so schön machen, wie's nur geht, damit Sie eines Tages nichts zu bereuen haben.« Sie goß Wasser in die Waschschüssel, tauchte ein Tuch hinein und reichte es ausgewrungen der jungen Herrin. »Für Ihre Augen, M'am, um den Schlaf herauszuwischen.«
    Wenige Augenblicke später, als der Herr von Saxton Hall mit seinem schweren Schritt das Zimmer betrat, waren alle Spuren von Eriennes unruhiger Nacht getilgt. Ihre Haare waren zu strahlendem Glanz gebürstet, und sie hatte ein Morgenkleid aus tiefrotem Samt an, während Handgelenke und Schläfen mit Rosenöl betupft waren, so daß sie jeden Mann in Entzücken versetzt hätte. Erienne meinte, ihre Erscheinung einzig und allein Aggies freundlicher, aber unnachgiebiger Hartnäckigkeit zu verdanken. Die Haushälterin, mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen zufrieden, warf noch einen letzten Blick auf das Paar, bevor sie sich eilig entfernte, um Lord Saxton mit seiner jungen Braut allein zu lassen.
    »Guten Morgen, Madam«, die Stimme kam wie ein Seufzen durch die Öffnung der Maske.
    Ein kurzes Neigen des Kopfes zeugte von Eriennes unveränderter Zurückhaltung. »Mylord.«
    Mit freundlichem Spott erwiderte er: »Mir scheint, ihre erste Nacht als Herrin des Hauses hat keine schlimmen Auswirkungen für Sie gehabt.«
    Sie hob kurz die schmalen Schultern. »Tessie ist recht geschickt … und Aggie sehr hartnäckig.«
    »Das müssen Sie Aggie nachsehen, meine Liebe. Sie ist der Familie treu ergeben,

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