Eine Rose im Winter
sollte, denn sie schlang die Arme von selbst um seine Taille.
Farrell gab dem Ross die Sporen, daß es lossprang. Ein Schuß, der auf ihn vom Wald abgefeuert wurde, als er vorbeiraste, pfiff weit am Ziel vorbei. An der Stelle angekommen, wo er Erienne zurückgelassen hatte, brachte er das Tier in eine langsamere Gangart und rief. Der Geisterreiter war ihm gefolgt und bellte ihm einen kurzen Befehl in einem Ton zu, der keinen Ungehorsam duldete.
»Vorwärts! Weg von hier!«
Erienne hatte sich schon einige Schritte in den Wald zurückgezogen und stieg jetzt von einem halbverfaulten Baumstumpf auf die Stute. Sie duckte sich und galoppierte unter den Baumwipfeln davon. Der nächtliche Reiter gab seinem Hengst die Sporen und folgte ihrer fliehenden Gestalt, hielt sich aber auf dem vom Mond beschienenen Weg. Erienne konnte ihn noch sehen, als sie einen kurzen Blick über ihre Schulter warf. Als sie über dem Hügel verschwunden waren, blieb er stehen und wendete sein Pferd, um jeder Verfolgung zuvorzukommen. Während er wartete, lud er in Ruhe seine Pistolen und ließ seinen Blick über das freie Gelände schweifen, das er soeben durchritten hatte.
Die Stille wurde von leisen Geräuschen unterbrochen, als die Wegelagerer langsam wieder aus den Büschen hervorgekrochen kamen. Eine Gestalt erschien am Rande des Feuers und dann eine andere. Der Reiter beobachtete, wie sich seine Opfer wie verscheuchte Vögel wieder am Futterplatz einfanden.
»Jawohl«, murmelte er vor sich hin. »Die muß man wirklich gründlich verjagen.«
Er riß den Säbel in die Höhe, gab seinem Hengst die Sporen und stieß seinen Kriegsruf aus, einen lang gezogenen Klageschrei. Für die Räuber genügte es, die Erscheinung, die wie ein jagender Falke auf sie niederschoss, und den blinkenden Säbel zu sehen und dazu das geheimnisvolle Donnern der großen Hufe zu hören, um ihnen jeden Mut zu rauben. Einer der Diebe stieß noch eine Warnung aus, während er sich selbst in Sicherheit brachte. Die anderen fielen übereinander, als sie sich noch einmal im Unterholz zu retten versuchten. Alle, bis auf einen.
Dieser unerschütterliche Wegelagerer zog mit der linken Hand die Pistole und mit der rechten den Säbel und hielt sie dem auf ihn zufliegenden Gespenst entgegen. Er war wie der erfahrene Soldat, der in der Schlacht nicht Reißaus nimmt.
»Ihr Dummköpfe!« brüllte er. »Er ist ganz allein. Wenn ihr zu feig zum Kämpfen seid, nehme ich ihn ganz allein!«
»Er gehört Ihnen, Hauptmann!« rief eine Stimme zurück.
Nur wenig von ihm entfernt rammte das große schwarze Tier seine Hinterhufe in den Boden und blieb rutschend stehen. Der Dieb wandte seinen Blick ab und sah in die drohende Mündung der Pistole, die sein Gegenüber in der Hand hielt.
»Nun, Mr. Phantom«, forderte er ihn kühn heraus, »sollen die Bleikugeln sprechen?« Er hob seine Waffe leicht an. »Oder der Stahl?« Er salutierte vor dem Gegner, indem er seine Klinge kurz durch die Luft zog.
Obwohl der Bandit ein Tuch über dem Kopf trug, erkannte der nächtliche Reiter die kurzen Sätze und den besonderen Akzent des Mannes, dem er gegenüberstand.
»Mylord Sheriff, treffen wir uns endlich!«
»So kennen Sie mich also, mein Freund.« Der sarkastische Ton verwandelte sich in ein höhnisches Gelächter. »Dieses Wissen wird Sie das Leben kosten. Was soll es sein? Ihr Säbel?«
»Nicht doch, ich habe noch eine andere Waffe, um Ihnen zu begegnen«, erwiderte die flüsternde Stimme.
Erst der Säbel und dann die Pistole verschwanden in ihren Halterungen. Der Geisterreiter wendete das Pferd zur Seite, um sich vor einem Schuß zu schützen, und stieg ab. Erst als Allan Parker seine Pistole weggesteckt hatte, sandte er den Hengst mit einem leichten Schlag auf die Kruppe in die nahe gelegene Lichtung. Er zog einen schlanken Degen, dessen kaltes Metall im Mondlicht in einem silbrigen Blau aufblitzte, als er nachlässig salutierte.
Parker beugte sich leicht nach vorn, um aus seinem Stiefelschaft einen Dolch zu ziehen. Die Form des Duells war klar. Sie würden nach Art der burgundischen Ritter kämpfen, wobei die Waffen in einem heftigen Angriff aufeinander treffen und entweder die lange Klinge sich nicht mehr bewegen kann oder die kurze zwischen die Rippen des Gegners stößt.
Der schwarze Reiter faßte mit dem Arm hinter seinen Rücken nach dem unteren Teil seines Mantels und wickelte es sich um den Arm. Er hatte damit eine Art Schild, mit dem er gut eine Klinge abwehren konnte. Als
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